Berlin!
Organ Works by Berlin Composers
MDG 946 2161-6
1 CD/SACD stereo/surround • 73min • 2019
04.07.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Berliner Komponisten auf einer Berliner Orgel, kurzgesagt: Berlin! So affirmativ hat der dortige Domorganist Andreas Sieling seine neueste CD benannt, nämlich nach der Stadt, die hier die Hauptrolle spielt. Hinsichtlich der Orgel ohnehin, aber auch im Hinblick auf die hier zu hörenden Komponisten. Denn die kommen alle aus der Stadt an der Spree oder haben zumindest einen mehr als nur randständigen Bezug zu ihr. Der dortige Dom beherbergt mit einer Orgel aus dem Hause Wilhelm Sauer zudem eines der herausragenden Zeugnisse des deutsch-romantischen Orgelbaus. Und eines der größten, denn mit 113 Registern hat man hier eine schier unerschöpfliche Klangfarbenpalette, die vor allem ideal für die Darstellung romantischer Werke ist. Aber auch zur Interpretation von Werken anderer Epochen, wie Sieling bereits mit einigen Einspielungen sehr überzeugend bewiesen hat. Hier beschränkt er sich nun auf das Ende des 19. und den Beginn des 20. Jahrhunderts, quasi das angestammte Territorium für die Sauer-Orgel.
Organologische Repertoireperlen
Sieling kennt „sein“ Instrument naturgemäß wie kein Zweiter, und das hört man dieser Aufnahme auch an. Er registriert nicht nur ausgesprochen facettenreich und differenziert, er lotet nicht nur subtilste Nuancen des reichen Farbenspektrums dieser Orgel aus, sondern er führt auch die Vorzüge des romantischen Orgeltyps ungemein überzeugend vor. Beispielsweise die Walze, mit der ein vorher definiertes Registercrescendo mittels einer mit dem Fuß vorwärts bewegten Walze abgerufen werden kann. Zu hören ist das etwa in Franz Wagners ungestümer Fantasie Trionfo della Vita, ein von dynamischen Extremen und erratischen Entwicklungen geprägtes Stück. Hier hört man, dass die als spieltechnische Erleichterung für den Organisten konzipierte und später leider in Verruf gekommene Walze durchaus Sinn machen kann. Vorausgesetzt, man setzt sie so gekonnt ein wie hier. Weitere Repertoireperlen auf dieser CD sind Stücke von Otto Dienel, August Haupt und eine fulminante Orgelsonate von Philipp Rüfer, allesamt wenig bis gar nicht bekannt. Sieling erweist sich hier nicht nur als profunder Kenner von Raritäten des Repertoires, er spielt diese Werke auch so vollendet, dass man diese Einspielung auch in Verbindung mit der wie immer bei MDG ausgezeichneten tontechnischen Seite unbedingt empfehlen muss. Das gilt im Übrigen auch für die drei Präludien und Fugen op. 37 von Felix Mendelssohn Bartholdy, die das programmatische Gerüst dieser CD darstellen.
Guido Krawinkel [04.07.2020]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Felix Mendelssohn Bartholdy | ||
1 | Präludium und Fuge c-Moll op. 37 Nr. 1 | 00:08:36 |
Otto Dienel | ||
3 | Nun ruhen alle Wälder op. 52 Nr. 25 | 00:04:30 |
Franz Wagner | ||
4 | Trionfo della Vita op. 76 (Phantasiestück) | 00:05:22 |
Felix Mendelssohn Bartholdy | ||
5 | Präludium und Fuge G-Dur op. 37 Nr. 2 | 00:07:50 |
August Haupt | ||
7 | Konzertfuge C-Dur | 00:06:15 |
Otto Dienel | ||
8 | Allegro Scherzando op. 37 | 00:05:29 |
Felix Mendelssohn Bartholdy | ||
9 | Präludium und Fuge d-Moll op. 37 Nr. 3 | 00:09:13 |
Philipp Rüfer | ||
11 | Sonate g-Moll op. 16 | 00:21:43 |
Interpreten der Einspielung
- Andreas Sieling (Orgel)