Richard Strauss
Diana Damrau

Erato 0190295303464
1 CD • 73min • 2019
13.03.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Vor zehn Jahren hat Diana Damrau bei Virgin Classics mit den Münchner Philharmonikern unter Christian Thielemann Orchesterlieder von Richard Strauss eingespielt, dabei auf dessen Vier letzte Lieder aber bewusst noch verzichtet. Das holt sie jetzt in einem weiteren Strauss-Recital nach, das im übrigen seinen Klavierliedern gewidmet ist. Nur ein Titel (Morgen!) ist in beiden Alben vertreten und da ergibt sich im nahe liegenden Vergleich, dass die Sängerin zwar an künstlerischer Reife zugelegt, den Charakter der Stimme jedoch kaum verändert hat. Sie ist ein lyrischer Koloratursopran geblieben, dem auch dramatische Expansionsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Auf der Opernbühne spezialisiert sie sich mehr denn je auf das Belcantofach, singt aktuell Bellini, Donizetti und frühen Verdi, und ist dabei, den Thron zu besteigen, den Edita Gruberova und Mariella Devia erst unlängst aus Altersgründen freigegeben haben.
Intimität des Vortrags
Richard Strauss spielt in ihrem Konzertrepertoire aber weiterhin eine herausragende Rolle. Ihr letztjähriger Münchner Auftritt mit den Vier letzten Liedern fand begeisterte Zustimmung, auch bei der Kritik. Bekanntlich wurde dieser „Zyklus“ 1950 posthum unter Wilhelm Furtwängler mit der großen hochdramatischen Sopranistin Kirsten Flagstad uraufgeführt, in der Folge dann aber sowohl von dramatischen wie rein lyrischen Sängerinnen interpretiert und auf Tonträgern festgehalten. Die Aufnahmen mit Elisabeth Schwarzkopf und Lisa della Casa haben weiterhin Referenzcharakter, aber auch leichtere Kaliber wie Lucia Popp oder Anneliese Rothenberger haben Spuren hinterlassen. Diana Damrau gehört in diese Kategorie und die vier Lieder liegen ihr bestens auf der Stimme. Die Intimität des Vortrags kommt den Gedichten sehr zugute. Das Spiel des Symphonieorchesters des BR unter ihrem bald darauf verstorbenen Chef Mariss Jansons ist für meinen Geschmack zu schwerblütig-breit und zu kompakt im Klang.
Humor und Poesie
Mehr Freude habe ich an der überaus prägnanten Begleitung von Helmut Deutsch in 19 Klavierliedern aus verschiedenen Schaffensphasen. Da wird die auch im pianistischen Bereich sehr instrumentale Klangphantasie von Strauss erfahrbar, ebenso sein häufig derber, gelegentlich auch feiner musikalischer Humor. Es ist kein Geheimnis, dass der literarische Geschmack des Komponisten nicht sehr erlesen war, viele der vertonten Gedichte – selbst des seinerzeit hochgeschätzten und von ihm verehrten Richard Dehmel – sind bestenfalls zweitklassig und stellten für ihn vor allem eine handwerkliche Herausforderung dar. Einige haben auch in musikalischer Hinsicht eher kunstgewerblichen Charakter. Auszunehmen sind besonders die fast modern klingenden drei Lieder der Ophelia und Dehmels in tiefere Gefühlsbereiche vorstoßendes Befreit. Strauss hat beim Komponieren nicht viel Rücksicht auf die Verständlichkeit der Texte genommen (was Hermann Hesse gegen den Strich ging) und vor allem die hohen Frauenstimmen tun sich damit schwer. Auch dem Vortrag von Frau Damrau kann man nur folgen, indem man die Texte mitliest, aber man wird entschädigt durch den Farbenreichtum und den poetischen Reiz ihrer gesanglichen Gestaltung, die den Gedichten wenn nicht in ihrem Wortlaut, so doch in ihrem emotionalen und gedanklichen Stimmungsgehalt gerecht wird.
Ekkehard Pluta [13.03.2020]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Richard Strauss | ||
1 | Frühling | 00:03:19 |
2 | September | 00:04:35 |
3 | Beim Schlafengehen | 00:05:24 |
4 | Im Abendrot | 00:08:01 |
5 | Malven AV 304 | 00:03:04 |
6 | Kornblumen op. 22 Nr. 1 | 00:01:44 |
7 | Mohnblumen op. 22 Nr. 2 | 00:01:22 |
8 | Epheu op. 22 Nr. 3 | 00:02:56 |
9 | Wasserrose op. 22 Nr. 4 | 00:03:23 |
10 | Die Zeitlose op. 10 Nr. 7 | 00:01:26 |
11 | Einerlei op. 69 Nr. 3 | 00:02:49 |
12 | Wie erkenn ich mein Treulieb vor andern nun? op. 67 Nr. 1 | 00:02:39 |
13 | Guten Morgen, 's ist Sankt Valentinstag op. 67 Nr. 2 | 00:01:25 |
14 | Sie trugen ihn auf der Bahre bloß op. 67 Nr. 3 | 00:03:32 |
15 | Die Verschwiegenen op. 10 Nr. 6 (1885) | 00:01:03 |
16 | Du meines Herzens Krönelein op. 21 Nr. 2 | 00:02:01 |
17 | Nichts op. 10 Nr. 2 | 00:01:25 |
18 | Leises Lied op. 39 Nr. 1 | 00:02:38 |
19 | Mein Auge op. 37 Nr. 4 | 00:03:00 |
20 | Die Nacht op. 10 Nr. 3 | 00:02:49 |
21 | Ruhe, meine Seele! op. 27 Nr. 1 | 00:03:01 |
22 | Lob des Leidens op. 15 Nr. 3 | 00:02:22 |
23 | Befreit op. 39 Nr. 4 | 00:05:07 |
24 | Morgen! op. 27 Nr. 4 | 00:04:07 |
Interpreten der Einspielung
- Diana Damrau (Sopran)
- Helmut Deutsch (Klavier)
- Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (Orchester)
- Mariss Jansons (Dirigent)