Ludwig van Beethoven
Piano Concertos No. 0 • No. 2 • No. 6
OehmsClassics OC 1710
1 CD • 68min • 2019
10.03.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Wie schön, dass uns das Jahr 2020 lauter Rarissima des Jubilars Beethoven beschert. So bietet die vorliegende Einspielung neben dem als Nummer 2 gezählten B-Dur- Klavierkonzert op. 19 das sogenannte „Nullte“ Es-Dur WoO 4 des 13- oder 14-Jährigen aus dem Jahre 1784 und die Ergänzung des Konzertfragments Hess 15 – die Bezeichnung bezieht sich auf den von Willy Hess für die Ergänzung der Beethoven-Gesamtausgabe erstellten Katalog – durch Nicolas Cook mit einem veränderten Schluss von Hermann Dechant.
Klavierkonzert Nummer 6 oder 7?
Hess 15 ist ein 256-taktiges Partiturfragment aus den Jahren 1814/15 zu einem Klavierkonzertsatz in Sonatenform, der in der Mitte der Soloexposition abgebrochen wurde. Über die Gründe für den Abbruch gehen die Forschermeinungen auseinander. Die eine Richtung führt die fortschreitende Ertaubung des Komponisten, die andere eine eher rückwärtsorientierte Charakteristik des thematischen Materials und eine mangelnde Inspiration in der Harmonik an. Nicolas Cook hat dieses Fragment um die restliche Soloexposition, deren Themenverlauf ja bereits durch die Tutti-Exposition festlag, eine Kadenz anstatt der Durchführung sowie eine der Exposition folgende Reprise ergänzt. Diese Fassung wurde bereits 2017 durch Michael Korstick beim Klavierfestival Ruhr zur Diskussion gestellt. Hermann Dechant meint wegen der sehr ausgedehnten Exposition und des Fehlens von Skizzen zu weiteren Sätzen, dass Beethoven eher ein einsätziges „Konzertstück“ vorschwebte. Deshalb hat er die Fassung Cooks in diesem Sinne für die vorliegende Aufnahme modifiziert. Ob man sie als Nummer 6 oder gar 7 zählen mag, hängt an der Einordnung der Klavierbearbeitung des Violinkonzerts op. 61a.
Auch das frühe in der Tradition J. C. Bachs und Muzio Clementis stehende Es-Dur Werk Wo0 4 bedurfte editorischer Eingriffe – diesmal durch den oberwähnten Willy Hess – da es nur in einer Direktionsstimme mit vollständigem Klavierpart und dem auf zwei Systemen mit Instrumentenangaben notierten Orchesterpart überliefert ist.
Klangschönheit und analytische Intelligenz
Sophie-Mayuko Vetter spielt alle drei Konzerte mit klarster Artikulation, sanglich und – wo es wie im rasant genommenen Schlussrondo von op. 19 erforderlich ist – außerordentlich brillant. Sie glänzt dabei auf modernem Flügel und einem Broadwood-Fortepiano von 1806 für WoO 4 mit außerordentlicher Klangschönheit und analytischer Intelligenz. Peter Ruzicka leitet die Sinfoniker Hamburg – Laeiszhalle-Orchester, vormals schlicht Hamburger Sinfoniker, zu schlanker Präzision an und verzichtet auf jegliches romantische Pathos. Sehr lobenswert auch die vibratoarmen Streicher und die delikat agierenden Holzbläser.
Das Klangbild ist weit und ausgesprochen angenehm. Der ausführliche Booklet-Text von Klaus Stübler hat ein Extra-Lob verdient.
Fazit: Beethovens früheste Klavierkonzerte (op. 19 entstand vor op. 15) kombiniert mit einem späten Torso bieten ein interessantes Programm, das interpretatorisch und klanglich superb realisiert wurde. Klare Empfehlung, aber für wen? Für Alle!
Thomas Baack [10.03.2020]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Ludwig van Beethoven | ||
1 | Piano Concerto No. 6 D major (Fragment; completed by Nicholas Cook & Hermann Dechant) | 00:15:05 |
2 | Klavierkonzert Nr. 2 B-Dur op. 19 | 00:30:04 |
5 | Klavierkonzert Es-Dur WoO 4 | 00:23:15 |
Interpreten der Einspielung
- Sophie-Mayuko Vetter (Klavier)
- Hamburger Symphoniker (Orchester)
- Peter Ruzicka (Dirigent)