Beethoven
Violin Concerto • Romances
cpo 777 559-2
1 CD • 56min • 2018
10.02.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
„Man fürchtet…, wenn Beethhofen auf diesem Weg fortwandelt, so werde er und das Publikum übel dabei fahren.“ So lautete der Abschlusssatz der Kritik in der Wiener Theater-Zeitung nach der Uraufführung von Beethovens (einzigem) Violinkonzert 1806. Wie sehr sich der damalige Kritiker darin geirrt hat, belegt die große Beliebtheit, derer sich das Werk bis heute bei Musikern wie auch dem Publikum erfreut. Als eine der zahlreichen Gegenstimmen zu der Kritikerstimme von damals sei hier Nathan Milstein zitiert: „Es ist ein Wunder, etwas, das aus dem Äther zu uns gekommen ist – wie eine Art göttlicher Botschaft.“
Allein dies sollte auch schon die von Zweiflern gestellte Frage beantworten, ob man eine weitere Aufnahme des Werks im heimischen CD-Regal braucht. „Brauchen“ mag relativ sein, aber ja, dieses Werk darf ruhig in verschiedenen Interpretationen vorhanden sein. So schafft es die Geigerin Lena Neudauer bei ihrer Aufnahme der Werke Beethovens für Violine und Orchester gemeinsam mit der Cappella Aquileia unter der Leitung von Marcus Bosch, die Frage nach der Notwendigkeit der Einspielung schnell auszuräumen. Die gebürtige Münchnerin gehört inzwischen fraglos zu den gefragten Geigerinnen ihrer Generation: Als Solistin ist sie präsent, ebenso als Kammermusikpartnerin von Julian Steckel, Matthias Kirschnereit, Herbert Schuch, Lauma Skride und Nils Mönkemeyer. Bereits mit 26 Jahren erhielt sie die erste Professur, die zweite sollte sechs Jahre später folgen.
Lena Neudauers persönliches Beethoven-Wunder
Beethovens Violinkonzert gehört zu ihrem festen Repertoire und sie hat ds Werk bereits mit den verschiedensten musikalischen Partnern umgesetzt – die Zusammenarbeit mit dem Orchester der Opernfestspiele Heidenheim und Marcus Bosch bezeichnet sie jedoch als „magisch“. Dass die musikalischen Vorstellungen deckungsgleich sind, ist unschwer zu hören. Sowohl Neudauer als auch das Orchester halten das Werk eher klassisch und weniger schwelgerisch als man es manchmal hört. Neudauers Technik ist hervorragend und lässt keine Wünsche offen, ebenso Phrasierung und Ausdruck. Überraschungen bieten in allen drei Sätzen die Kadenzen, die auf den Kadenzen von Beethovens Klavierfassung in der Bearbeitung von Wolfgang Schneiderhan beruhen und von Neudauer zusätzlich überarbeitet wurden. Die junge Geigerin legt jederzeit eine bewundernswerte Leichtigkeit an den Tag, die den Hörer jede Schwierigkeit der Komposition vergessen lässt – da versteht man Milsteins Vorstellung einer göttlichen Botschaft. Ebenfalls gelungen folgen auf den großen Solitär die beiden früher entstandenen Romanzen Beethovens für die gleiche Besetzung – sein Einstieg in die Gattung des Violinkonzerts, wenn man so will.
Technisch und interpretatorisch ist an dieser weiteren Aufnahme der Beethoven’schen Werke nichts auszusetzen und dennoch ist es auch hier Geschmackssache. Neudauer, die unter anderem bei Thomas Zehetmair studiert hat, orientiert sich klanglich hörbar an dessen bekanntermaßen teils harschem Klangbild. Für Liebhaber von eher weichen und erdigen Streicherklängen ist dies eher gewöhnungsbedürftig, was sich aber im Laufe des Hörens auch schnell legt. Unterstützt wird dieser Klangeindruck noch von der recht trockenen Akustik der Aufnahme, die die Violine sehr klar erscheinen lässt, ihr jedoch kaum Raumklang zugesteht. Trotz alledem: Eine Aufnahme, die getrost im Beethovenjahr 2020 die heimische CD-Sammlung ergänzen darf!
Verena Düren [10.02.2020]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Ludwig van Beethoven | ||
1 | Konzert D-Dur op. 61 für Violine und Orchester | 00:42:56 |
4 | Romanze Nr. 1 G-Dur op. 40 | 00:05:50 |
5 | Romanze Nr. 2 F-Dur op. 50 | 00:07:38 |
Interpreten der Einspielung
- Lena Neudauer (Violine)
- Cappella Aquileia (Orchester)
- Marcus Bosch (Dirigent)