Mozart
Haffner Serenade
Ein Musikalischer Spaß
BIS 2394
1 CD/SACD stereo/surround • 1h 26min • 2018
17.03.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Über 60 CDs hat die Kölner Akademie schon eingespielt – und immer noch haben sie Lust auf Neues oder auf eine Neuaufnahme des Bekannten. An Aufnahmen der Haffner Serenade KV 229 mangelt es ja nicht, da müssen die Interpreten schon Eigenes hören lassen.
Schon der einleitende Marsch in D-Dur KV 259 kommt im beschwingten Marschrhythmus und echt österreichischem Tonfall daher, der die österreichischen Märsche schon fast zu Tänzen werden lässt.
Einfälle und Wendungen genau nachgezeichnet
Insgesamt ist es ein Vergnügen zu hören, wie die Musiker der Kölner Akademie auf ihren historischen oder historisch nachgebauten Instrumenten die melodischen Einfälle, dynamischen Veränderungen, überfallartigen Kontraste und überraschenden harmonischen Wendungen genau nachzeichnen, wie sie alles aufs sorgfältigste phrasieren und sogar das Kunststück fertigbringen, die Pausen „sprechen“ zu lassen. Genau austariert ist die Balance zwischen den Streichern und den Bläsern, wobei die Holzflöten eine besondere Farbnuance beisteuern.
Schwungvoll vorantreibende Tempi
Den Menuett-Rhythmus lässt der Dirigent Michael Alexander Willens so deutlich betonen, dass er fast etwas Volksmusikantisches und damit den Anschein von Spontaneität bekommt. Wenn sich das g-Moll des ersten Menuetts dann im Trio zum G-Dur aufhellt, ist es, als scheine die Sonne durch abziehende Wolken. Hochspannend gestalten die Musiker die Adagio-Einleitung im Finalsatz, bevor das Allegro assai stürmisch losbricht. Die Tempi sind meist schwungvoll vorantreibend, geraten aber nie in Raserei, jedoch ist das Rondeau, der Schlusssatz des kleinen „Violinkonzerts“, etwas langsamer gehalten, langsamer sogar als die insgesamt langsamere Vergleichsaufnahme von Karl Böhm von 1972: Der Violinist kann so die unermüdlich durchrasenden Sechzehntel genau artikulieren.
Ton voll feiner Süße
Auch sonst arbeitet der Violinsolist Alexander Janiczek wie mit dem Silbergriffel, setzt das Vibrato gemäßigt ganz gezielt ein und produziert einen Ton voll feiner Süße. Dabei wird er nie dramatisch nachdrücklich oder auftrumpfend virtuos, sondern bleibt serenadenhaft spielerisch als primus inter pares. Ein musikalischer Spaß KV 522 ist dann ein einziger musikantischer Spaß für die Musiker der Kölner Akademie. Fröhlich ausgelassen, dabei aber ganz präzise, lassen die Hörner die Töne verrutschen – als ob sie völlig verunsichert wären und überhaupt nicht mehr wüssten, was jetzt richtig ist. Genüsslich zelebrieren im Andante cantabile die Streicher die sinnentleerten Skalen und Phrasen, so dass selbst der Titel cantabile zum hintersinnigen Spaß wird. Gemütlich-rücksichtslos rumpelt der Kontrabass dazu: eben ein musikalischer Spaß.
Der dreisprachige Booklet-Text des britischen Musikwissenschaftlers John Irving ist sehr informativ und präzise in der Beschreibung der Werke.
Rainer W. Janka [17.03.2020]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
1 | Marsch D-Dur KV 249 | 00:04:03 |
2 | Serenade Nr. 7 D-Dur KV 250 (Haffner) | 01:00:27 |
10 | Ein musikalischer Spaß KV 522 (Dorfmusikanten-Sextett) | 00:20:50 |
Interpreten der Einspielung
- Die Kölner Akademie (Orchester)
- Michael Alexander Willens (Dirigent)