Michèl Yost
Three Clarinet Concertos
cpo 555 191-2
1 CD • 73min • 2017
23.09.2019
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Wie viele Rundfunkhörer und Konzertbesucher mögen wohl bereits ehrfürchtig darüber gestaunt haben, dass Mozart sein berühmtes Klarinettenkonzert gleichsam als erstes Werk dieser Gattung voraussetzungslos erschaffen konnte. Wussten sie doch nicht, dass das klassische Klarinettenidiom gegen 1775 von Carl Stamitz für den Virtuosen Johann Joseph Beer (1744-1812) in Paris entwickelt wurde. Der Komponist der auf der vorliegenden CD eingespielten Werke, Michel Yost (1754-1786), war Schüler Beers und galt als der bedeutendste Klarinettist der französischen Metropole. Allerdings war Yost kompositorisch zu wenig geschult, so dass er sich für die Ausarbeitung seiner Ideen der Hilfe des Mozart-Jahrgangsgenossen Johann Christoph Vogel (756-1788) bedienen musste. Vogel hatte in Regensburg bei Joseph Riepel (1709-1782), einem der historisch bedeutsamsten Theoretiker des „galanten Stils“, studiert.
Sowohl die Klarinettenkonzerte als auch Vogels auf dieser CD ebenfalls eingespielte Sinfonie in D-Dur fanden ihre Aufführung in der prestigeträchtigsten Pariser Konzertreihe, den „Concerts spirituels“ für die auch Mozart seine Pariser Sinfonie KV 297 schrieb. Und so verwenden diese Musikstücke alles, was dem kultivierten, aber auch höchst vergnügungssüchtigen, meist hochadeligen Publikum gefallen musste: Schmelzende Kantilenen, virtuose Figurationen und überraschende Effekte. Kurzum: Beglückende Unterhaltungsmusik, die keinesfalls hinter die Qualität der zur gleichen Zeit entstandenen Kompositionen des Salzburgers zurückfällt. Allercharmanteste Werke von einer Gelöstheit, die dem Zuhörer ein beseligtes Lächeln ins Gesicht zaubern kann.
Dieses Lächeln verdanken wir aber nicht zuletzt den hier vorgelegten meisterlichen Interpretationen. Susanne Heilig bläst dem Solopart mit schlanker Tongebung, perfekter Intonation, stilsicher-flexibler Artikulation und dem für die ausgedehnten Sechzehntel-Passagen unbedingt nötigen langen Atem. Die Kadenzen mögen ausdehnungsmäßig an der Obergrenze sein, aber wen sollte dies stören, wenn sie so hinreißend geblasen werden. Marek Štilec und das Kurpfälzische Kammerorchester gestalten die keinesfalls nebensächlichen Orchesterpartien mit wacher Konzentration, großer Klangkultur (Extra-Lob für das Flötensolo in der Sinfonie!) und historisch-informiertem Spiel.
Die Aufnahmetechnik sorgte für Transparenz und Räumlichkeit. Der Booklet-Text liefert ausführlich alle nötigen Informationen. Volle Punktzahl.
Fazit: Pflichtanschaffung für Klarinettisten und Mozartianer. Exzellent, um Kinder für das klassische Idiom zu begeistern. Ideales Mittel gegen durch „Winter-Blues“ bedingte schlechte Laune.
Thomas Baack [23.09.2019]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Michèl Yost | ||
1 | Klarinettenkonzert Nr. 12 | 00:21:13 |
4 | Klarinettenkonzert Nr. 14 | 00:18:40 |
7 | Klarinettenkonzert Nr. 6 | 00:16:54 |
Johann Christoph Vogel | ||
9 | Sinfonie D-Dur | 00:16:16 |
Interpreten der Einspielung
- Susanne Heilig (Klarinette)
- Kurpfälzisches Kammerorchester (Orchester)
- Marek Štilec (Dirigent)