Béla Bartók
The Wooden Prince - The Miraculous Mandarin Suite
BIS 2328
1 CD/SACD stereo/surround • 73min • 2017, 2018
17.07.2019
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Man darf sich mit Fug und Recht fragen, warum Béla Bartóks Ballett Der holzgeschnitzte Prinz bislang weder auf den Konzertpodien noch auf dem Tonträgermarkt so recht reüssieren konnte. Handelt es sich doch nicht nur um seine (mit Ausnahme des Operneinakters Herzog Blaubarts Burg) längste Komposition (in der vorliegenden Einspielung dauert sie 53 Minuten), sondern auch um ein veritables Hauptwerk. Vielleicht liegt es an der beim ersten Hören relativ episodisch anmutenden Struktur? Sieben Tänze, umrahmt von einem Vor- und Nachspiel, unterbrochen von reflektierenden, größtenteils lyrischen, stets aber emotional intensiven Episoden – das ist jedoch schon mit viel Übersicht konstruiert, wie für Bartók typisch. Oder ist es die schillernd-irisierende Märchenwelt, die hier zu einer Art von Klang wird, die man mit Bartók gemeinhin nicht assoziiert?
Wie dem auch sei, die Stärke der Interpretation von Susanna Mälkki und dem Helsinki Philharmonic Orchestra, dem sie seit 2016 als Chefdirigentin vorsteht, liegt gerade in der Betonung des großen Kontrastreichtums, der atmosphärischen Vielfalt, die der Holzgeschnitzte Prinz zu bieten hat. Mälkki versucht nicht, aus der Partitur eine verkappte Sinfonie herauszulesen, sondern betont ihre genuin tänzerischen Qualitäten. Jeder der sieben Tänze besitzt seine eigene, unverwechselbare Individualität, auch sein eigenes Tempo. Mälkki und das Orchester agieren mit bewundernswerter Charakterisierungskunst. Rubati wirken niemals aufgesetzt, sondern verleihen der Musik einen spontanen, wie aus dem Moment heraus improvisierten Gestus. Ebenso kommen die stilisiert folkloristischen Momente wunderbar zur Geltung. Aus dem tendenziell etwas dunklen Klang des Orchesters stechen, wo es angebracht ist, einzelne Klanggruppen als farbliche Akzente mit großer Lebendigkeit hervor, vor allem die Holzbläser (Saxofon!). Und für die leidenschaftlichen Momente – die Verzweiflung des Prinzen, das glückliche Ende – finden die Interpreten das richtige, soll heißen nie übertrieben Maß an Innigkeit.
Bei einem derart positiven Eindruck ist es beinahe zu bedauern, dass aus dem Wunderbaren Mandarin hier nur die Suite eingespielt ist, doch das gesamte Ballett hätte wohl nicht mehr auf die SACD gepasst. Mälkki und die Philharmoniker aus Helsinki wissen auch hier zu überzeugen. Sie legen eine finale Jagd hin, die ob ihrer Wildheit beinahe den Atem stocken lässt, verzichten aber auf eine allzu große Dämonisierung der sinistren Partitur zu Gunsten einer feinen Austarierung des orchestralen Geflechts und, auch hier, Konzentration auf das Tänzerische, die Entwicklung aus der spontanen Bewegung heraus.
Thomas Schulz [17.07.2019]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Béla Bartók | ||
1 | Der holzgeschnitzte Prinz op. 13 BB 74 Sz 60 (Tanzspiel in einem Akt) | 00:53:48 |
14 | Der wunderbare Mandarin op. 19 Sz 73 (Konzertsuite) | 00:18:26 |
Interpreten der Einspielung
- Helsinki Philharmonic Orchestra (Orchester)
- Susanna Mälkki (Dirigentin)