Friedrich Schneider
Symphony No 16 • Overtures
cpo 555 180-2
1 CD • 67min • 2017
05.08.2019
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Loewe, Lortzing, Spohr und Ries mögen dem Musikliebhaber ja noch als Frühromantiker geläufig sein, aber wer war Friedrich Schneider? Nun, Friedrich Schneider (1786-1853) war ab 1810 Musikdirektor der Secondaschen Operngesellschaft, ab 1816 Thomasorganist und Dirigent der Leipziger Singakademie. 1821 wechselte er als anhaltinischer Hofkapellmeister nach Dessau, wo er 1853 starb. Sein bis in die zweite Hälfte des 19. Jhd. häufig aufgeführtes und in jüngster Zeit wiederentdecktes Oratorium Das Weltgericht kann – wie auch die Oratorien Eyblers – als ein Bindeglied zwischen Händel und Mendelssohn angesehen werden.
Hauptwerk der vorliegenden CD ist Schneiders Symphonie Nr. 16 A-Dur, die sich in der Formanlage ein wenig an die Siebte Beethovens anlehnt. Sie ist jedoch lyrischer und voller charmanter melodischer Ideen. Auch sind Einfälle wie das Duett zwischen Solo-Cello und Horn im leider etwas zu langsam genommenen Variationssatz oder der Beginn des Finales mit Solovioline durchaus eigenständig und originell. Wie von einem „gestandenen Organisten“ nicht anders zu erwarten, werden die Themen mit kontrapunktischen Gegenstimmen versehen. Das Finale glänzt sogar mit einem spielerischen Fugato in Engführungen.
Diese elegante Kontrapunktik findet sich auch in den drei Ouvertüren, die die Aufnahme der Symphonie abrunden. Diejenige über den Dessauer Marsch – die Melodie soll heute noch die heimliche Nationalhymne der Dessauer sein – entstand aus Anlass von Schneiders Debüt als Dessauischer Hofkapellmeister. In diesem Sonatensatz wird das erste vom Marsch bestimmte Thema mit einem delikaten Seitensatz à la Rossini kontrastiert. Wesentlich steifer und akademischer – dafür mit Doppelfuge in der Durchführung - gibt sich die Festouvertüre Gaudeamus igitur, die Schneider – hierin Brahms ähnlich – anläßlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die Universität Halle im Jahre 1830 komponierte. Dass ihm auch düstere Farben zu Gebote standen, beweist Schneider mit seiner Ouverture tragique aus dem Jahre 1818. Ein hochromantisches Werk, dass sich vor den mittleren Werken Schuberts nicht zu verstecken braucht.
Wer jetzt annimmt, ein „Provinzorchester“ würde dieses Programm brav und bieder herunterspielen, sieht sich getäuscht. Dirigent Markus L. Frank und seine Anhaltische Philharmonie sind mit Leidenschaft für die Werke und großem Können bei der Sache, musizieren schlank und transparent. Die Bläser glänzen mit exquisit ausgeführten Soli. Bis auf den etwas zu breit genommenen langsamen Satz der Symphonie sind die Tempi schlüssig und werden trotz der erheblichen Ansprüche mit Eleganz und Leichtigkeit gemeistert.
Fazit: Allen, die mit der Musik eines Spohr oder Ries etwas anfangen können, als sächsische Facette der Frühromantik unbedingt zu empfehlen
Thomas Baack [05.08.2019]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Friedrich Schneider | ||
1 | Ouvertüre über den Dessau Marsch D-Dur op. 50 | 00:11:32 |
2 | Sinfonie Nr. 16 A-Dur | 00:32:19 |
6 | Gaudeamus igitur op. 84 (Festouvertüre über Motive akademischer Lieder) | 00:12:01 |
7 | Ouverture tragique c-Moll op. 45 | 00:10:38 |
Interpreten der Einspielung
- Anhaltische Philharmonie Dessau (Orchester)
- Markus L. Frank (Dirigent)