Johann Wilhelm Wilms
Two Piano Quartets
cpo 555 247-2
1 CD • 60min • 2018
24.06.2019
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Zeitgenossen und „Epigonen“ der sogenannten Wiener Klassiker haben es naturgemäß schwer, werden sie doch aus heutiger Sicht gerne mit Mozart, Haydn und Beethoven verglichen, mit deren Maßstäbe setzenden Formensprache sowie beispielgebender Satz- und Verarbeitungstechnik, selbstverständlich auch mit deren origineller melodischer und thematischer Erfindungskraft. Fällt ein Großteil des kompositorischen Schaffens solcher Komponisten auch noch in eine Zeit voller musikalischer Neuerungen, die aber scheinbar ohne Nachhall in ihren Werken bleiben, verliert die Nachwelt sehr schnell das Interesse an ihnen. Der in Witzhelden bei Solingen geborene und mit 19 Jahren nach Holland übergesiedelte Johann Wilhelm Wilms (1772-1847) ist so ein Fall. Schon bald verschaffte sich Wilms in Amsterdam einen ausgezeichneten Ruf, vorerst als Flötist und Klavierlehrer, mit dem Jahrhundertwechsel auch als Komponist, sogar über die Grenzen seiner Wahlheimat Holland hinaus. Wurden seine Werke lange Zeit beispielsweise in Leipzig, Breslau und Prag gespielt, gerieten sie aber noch zu Lebzeiten aufgrund ihrer unüberhörbaren Nähe zu Haydn und Mozart wieder in Vergessenheit. Als Pädagoge, Virtuose und Konservatoriumsmitglied blieb Wilms jedoch eine herausragende Persönlichkeit des Amsterdamer Musiklebens, haderte aber zugleich mit diesem Umstand, weil ihm seine – nach eigenen Worten – „vielfältigen und ermüdenden Tagesgeschäfte“ nicht die nötige Zeit für sein kompositorisches Schaffen ließen.
Die zwei Klavierquartette C-Dur op. 22 und F-Dur op. 30, vermutlich zwischen 1806 und 1810 entstanden, zeigen Johann Wilhelm Wilms als Meister der Instrumentation. Die Balance der Instrumente ist nahezu perfekt, selbst in dem einem Klavierkonzert sehr nahe kommenden F-Dur-Quartett. In ihrer Farbigkeit, Klangfülle und ihrem warmen gefälligen Ton wissen beide Quartette zu gefallen. In Sachen Virtuosität, Harmonik und Klanglichkeit lassen sich auch Merkmale der Romantik nicht verleugnen. Und doch: So sauber beide Quartette gearbeitet sind und so eingängig manche Themen auch daherkommen – Originalität, etwas Individuelles oder Herausstechendes kann ich leider nirgends ausmachen. Nicht nur, dass die Quartette formal nur der Klassik verpflichtet sind; Johann Wilhelm Wilms kann (oder will?) sich mit ihnen nicht von Mozart und Haydn lösen. Die Lücke zwischen den gewichtigen Klavierquartetten Mozarts und Schumanns wird durch Wilms charmante, aber nicht über gepflegte Unterhaltung hinausgehende Beiträge zu dieser Gattung also auch nicht kleiner. Allein das feinnervig, transparent, tonschön und dem jeweiligen Tonfall angemessen ausdrucksstark agierende Valentin Klavierquartett, sein gleichermaßen die melodische Linie wie die motivisch-thematische Arbeit stets im Blick habende Spiel lässt mich dann doch immer wieder aufhorchen.
Christof Jetzschke [24.06.2019]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Johann Wilhelm Wilms | ||
1 | Klavierquartett F-Dur op. 30 | 00:30:27 |
4 | Klavierquartett C-Dur op. 22 | 00:29:47 |
Interpreten der Einspielung
- Valentin Klavierquartett (Klavierquartett)