Schubert Trouts
CAvi-music 8553408
1 CD • 58min • 2018
11.04.2019
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Vielen mehrsätzigen Meisterwerke der Geschichte ergeht es so: Da verfügt ein bestimmter Satz über eine überaus hitverdächtige Melodie. Also löst er sich in der allgemeinen Wahrnehmung aus dem sinfonischen Gefüge oder dem Zusammenhang einer Sonate. Siehe Franz Schubert: Ob ihm der extreme Ohrwurmfaktor der Liedmelodie aus dem vierten Satz des Forellenquintetts bewusst war? Möglicherweise ja – stammt diese Melodie doch von einem Volkslied und Schubert hat einen ganzen Sonatensatz drum herum komponiert. Die Pianistin Silke Avenhaus widmet ihr aktuelles Projekt diesem Thema und spannt damit einen Bogen zur musikalischen Gegenwart. Das heißt: Schuberts Quintett A-Dur wird von kurzen, pointierten Beiträgen zeitgenössischer Komponisten skizzenhaft umrahmt. Der gemeinsame Nenner: Alles hat in Schuberts Lied von der Forelle irgendeinen Ausgangspunk. Dass Silke Avenhaus Wert darauf legte, Beiträge aus fünf Ländern heranzuziehen, zeugt von einem erfreulich konzeptionellen Weitblick bei diesem Projekt...
Ferran Cruixent, ein Katalonier, stellt dem Schubertschen Original erst mal eine schräge „Cybervariation“ voran, in der das Forellenlied reichlich sphärisch, fast schon psychedelisch vernebelt durch den Klangraum wabert. Gerald Reschs Teich und Quelle wirkt im weiteren Verlauf der CD ungleich strenger. Hochkomprimiert dialogisieren und interagieren diese überaus hellsichtigen Musiker in allen Stücken – als da wären Lena Neudauer, Violine, Daniulo Ishizaka, Cello, Rick Stotijn, Kontrabass, Wen-Xiao Zheng, Viola und Silke Avenhaus am Klavier.
Johannes X. Schachtners Nachtrag zu Schuberts Forellenquintett verpflanzt die Verspieltheit des Originals in eine heutige, vielmehr das unmittelbare Klangereignis freisetzende Ästhetik. Ähnlich wirkt Dejan Lazics Variation Der Forellenteich, der wiederum aus ganz anderer Richtung mit forscher Geste einzelne Elemente der Ursprungsmelodie ansteuert. Schließlich nutzt Osmo Tapio Räihälä das „Schubert Thema“ nur noch sehr indirekt für eigene, extrem faszinierende, und durch dieses Ensemble hautnah umgesetzte Klangimaginationen.
Und auch das „Vorbild“ selbst, nämlich Schuberts A-Dur-Quintett aus dem Jahr 1819 wird von diesen frappierend dynamisch agierenden Spielern so beglückend in Szene gesetzt, dass man hier schon von einer Referenzaufneahme sprechen kann.
Stefan Pieper [11.04.2019]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Ferran Cruixent | ||
1 | Cybervariation (After Schubert's "Trout Quintet") | 00:03:25 |
Franz Schubert | ||
2 | Quintett A-Dur D 667 op. posth. 114 für Klavier, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass (Forellenquintett) | 00:36:10 |
Gerald Resch | ||
7 | Teich und Quelle | 00:02:37 |
Johannes X. Schachtner | ||
8 | Nachtrag zu Franz Schuberts Forellenquintett | 00:04:26 |
Dejan Lazic | ||
9 | Der Forellenteich (Eine Variation nach dem Thema des Liedes Die Forelle von Franz Schubert) | 00:04:26 |
Osmo Tapio Räihälä | ||
10 | Brightwater | 00:06:20 |
Interpreten der Einspielung
- Lena Neudauer (Violine)
- Silke Avenhaus (Klavier)
- Danjulo Ishizaka (Violoncello)
- Rick Stotijn (Kontrabass)
- Wen Xiao Zheng (Viola)