Woldemar Bargiel
Complete String Quartets & String Octet

cpo 555 095-2
2 CD • 2h 02min • 2013, 2016
01.01.2019
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Es ist das Schicksal jener Komponisten, die in der zweiten Reihe stehen: den Beifall bekommen jene ab, die in der ersten Reihe stehen und sie können froh sein, wenn man überhaupt Notiz von ihnen nimmt. So erging es auch dem 1828 in Berlin geborenen Komponisten Woldemar Bargiel. Als Zeitgenosse von Brahms und Schumann stand er zeitlebens in der zweiten Reihe – wobei er mit letzterem auch noch verschwägert war. Schumann hob jedoch öffentlichkeitswirksam Brahms aufs Podest und nagelte Bargiel im übertragenen Sinne auf die Rolle des Hochschullehrers, die er bis zu seinem Tod 1898 in Berlin ausfüllte – fest. An der kompositorischen Qualität des nicht sehr umfangreichen Schaffens Bargiels kann es dabei keine Zweifel geben, doch verhießen die „Neuen Bahnen“, die Schumann in Brahms heraufziehen sah, wohl zukunftsträchtigere Aussichten als das gemeinhin als retrospektiv verschriene Werk Bargiels.
Es ist sehr zu begrüßen, dass das Orpheus Quartett nun das gesamte Werk Bargiels für Streichquartett und –oktett herausgebracht hat, denn trotz – oder vielleicht gerade wegen – aller eventuellen Vorbehalte ist diese Musik viel zu schön, um einfach der Vergessenheit anheim zu fallen. Das glutvolle Spiel des Quartetts nimmt bei den vier Streichquartetten Bargiels unmittelbar für sich ein und veredelt diese Musik hörbar. Der ebenso ausgewogene wie ungemein transparente Ensembleklang blüht regelrecht auf, melodiöse Kantilenen schwingen mit natürlich anmutender Eleganz, es wird durchweg mit höchster Intensität musiziert. Die vier Musiker glänzen vor allem dadurch, dass sie aufeinander hören und weniger durch Extravaganzen, als vielmehr durch eine ausgewogene Ensembleleistung aufhorchen lassen. Ein Fest für die Ohren, vom ersten bis zum letzten Ton. Für das einzige Oktett Bargiels hat man sich die Unterstützung von vier Streichern geholt und auch hier wird mit warmem Brio-Ton und spannungsvoller Emphase musiziert. Fazit: Eine rundum gelungene Einspielung, die den Blick hoffentlich wieder verstärkt auf einen Komponisten aus der vermeintlichen zweiten Reihe linkt, der nichts desto trotz wunderschöne Musik geschrieben hat.
Guido Krawinkel [01.01.2019]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Woldemar Bargiel | ||
1 | Streichquartett Nr. 3 op. 15b | 00:17:58 |
5 | Streichquartett Nr. 4 op. 47 | 00:30:04 |
CD/SACD 2 | ||
1 | Streichoktett op. 15a | 00:34:12 |
4 | Streichquartett Nr. 1 | 00:16:52 |
8 | Streichquartett Nr. 2 | 00:22:34 |
Interpreten der Einspielung
- Orpheus Quartett (Streichquartett)
- Yume Sato (Violine)
- Amanie Horie (Violine)
- Julia Rebekka Adler (Viola)
- Eva Freitag (Violoncello)