Emmerich Kálmán
Kaiserin Josephine
cpo 555 136-2
2 CD • 2h 26min • 2017
01.10.2018
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
In seiner letzten Operette vor seiner Emigration in die USA versuchte Imre Kálmán die „Silberne Ära“ des Genres noch einmal heraufzubeschwören. Alles an „Kaiserin Josephine“ ist „retro“, angefangen vom historischen Sujet, bis zum Stil der musikalischen Nummern, in die keine transatlantischen Einflüsse eindringen wie in der acht Jahre zuvor entstandenen Herzogin von Chicago. Die Geschichte vom jungen General Napoleon Bonaparte und seinem Kampf um die flatterhafte Witwe Joséphine Beauharneais wurde von den erfahrenen Librettisten Paul Knepler und Géza Herczeg in acht Bildern, die zwischen Salon und Schlachtfeld wechseln, in einem am Kino orientierten Spektakel ausgebreitet.
Von einer „verspäteten Tauber-Operette“ sprach zutreffend Bernard Grun, denn bei der Gestaltung der Napoleon-Rolle hatte Kálmán ohne Zweifel den Protagonisten Lehárs vor Augen und im Ohr. Doch 1936 war er in Wien als Jude schon nicht mehr gern gesehen und die Uraufführung der Josephine musste im Züricher Stadttheater stattfinden. Bald danach verschwand das Stück in der Versenkung und dem Lehár-Festival in Bad Ischl kommt das Verdienst seiner Wiederentdeckung zu.
Künstlerisch ausgebrannt war der Komponist zu diesem Zeitpunkt noch lange nicht. Seine melodischen Einfälle, seine „Ohrwürmer“ für Josephine und Bonaparte erinnern an seine besten Stücke, wobei die Auftrittsarie des Helden, „Liebe singt ihr Zauberlied“, aus einem früheren, erfolglosen Werk (Der kleine König, 1912) übernommen wurde. Die Buffo-Duette kommen rhythmisch-leichtfüßig daher, aber wenn vom Krieg die Rede ist, gibt es einiges musikalisches Säbelrasseln. Auch wird die Grenze zum Herz-Schmerz-Pathos im Orchester gelegentlich überschritten.
Die vom Hausregisseur Leonard Prinsloo besorgte halbszenische Aufführung hatte im vergangenen Jahr in Bad Ischl weit mehr als nur einen Achtungserfolg. Die gute Laune des Publikums teilt sich auch auf der Klangkonserve mit und überträgt sich bis zu einem gewissen Grade auch auf den Hörer. Die Besetzung ist grundsolide und bis in die kleinsten Rollen kompetent. Vincent Schirrmacher als Bonaparte gibt mit Aplomb den tenoralen Schmachtlappen, die herrische Attitüde des Generals und Konsuls muß er sich spürbar erspielen. Der erfahrenen und etwas reif klingenden Operetten-Diva Miriam Portmann fehlt nur der leichte frivole Ton der Kreolin Josephine. Routiniert und dennoch frisch wirkt das Buffo-Paar: Roman Martin als Korporal Bernard und Theresa Grabner als Kammermädchen Juliette. Einmal mehr sorgt das Franz Lehár-Orchester unter Marius Burkert für Schwung und einen satten Operetten-Sound.
Diese Ausgrabung war Michael Lakners letzte Tat als Intendant des Lehár Festivals. Das Stück scheint ihm am Herzen zu liegen, denn er bringt es an seiner neuen Wirkungsstätte in Baden am 7. Oktober in teilweise identischer Besetzung, wenn auch nur in rein konzertanter Form heraus.
Ekkehard Pluta [01.10.2018]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Emmerich Kálmán | ||
1 | Kaiserin Josephine (Operette in acht Bildern) |
Interpreten der Einspielung
- Vincent Schirrmacher (Napoleon Bonaparte - Tenor)
- Miriam Portmann (Joséphine de Beauharnais - Sopran)
- Dorli Buchinger (Herzogin von Aiguillon - Sopran)
- Chor des Lehár Festivals Bad Ischl (Chor)
- Franz Lehár-Orchester (Orchester)
- Marius Burkert (Dirigent)