Musik aus der Kathedrale St. Gallen Vol. IV
TYXart TXA18108
1 CD • 79min • 2017
19.06.2018
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Auf eines muss man sich bei Aufnahmen von Willibald Guggenmos immer gefasst machen: auf Überraschungen. Der als Domorganist in St. Gallen amtierende Musiker kennt sich wie kein zweiter in den entlegensten Nischen der Orgelmusik aus und fördert immer wieder Werke zu Tage, die auch Kennern und Liebhabern dieser Gattung neu sind. Hier hat er ein ziemlich buntes Programm eingespielt: Musik von der Romantik bis zur Moderne, eine Art von Best-of-Potpourri, wie es auf den ersten Blick scheint. Doch davon ist diese herausragende Aufnahme wirklich meilenweit entfernt, denn dafür sind die hier zu hörenden Werke zum einen viel zu rar und die Zusammenstellung trotz aller Unterschiede viel zu überlegt und gelungen.
Komponisten wie Frank Tirro etwa oder Tomás Garbizu kennen selbst Insider kaum, Werke wie Lionel Roggs Vision apocalyptique oder Jacques Vogts Fantaisie-Orage hört man im Konzert oder auf CD so gut wie nie. Dafür bedarf es solcher musikalischen Archäologen wie Willibald Guggenmos, die ausgetretene Pfade verlassen und dabei zuweilen wahre Schätze zu Tage fördern. Jacques Vogts beeindruckende Fantaisie-Orage etwa, in der auf der Orgel ein ausgewachsenes Gewitter geschildert wird – Donner und Blitze sowie ein abschließendes „Großer Gott wir loben dich“ inklusive. Oder Toccata und Sequentia von Tomás Garbizu, die auf gregorianischen Themen basieren und den Vergleich mit weitaus bekannteren Vorbildern etwa französischer Provenienz nicht zu scheuen brauchen.
Diese CD hat letztendlich das Potential, sowohl Orgelnovizen für dieses Instrument zu begeistern als auch Kenner mit einigen Raritäten zu überraschen. Dass Guggenmos‘ Spiel über jeden Zweifel erhaben ist, braucht nicht mehr gesagt zu werden. Er nutzt „seine“ Domorgel mit all ihren klanglichen Facetten wunderbar und registriert mit Stilkenntnis wie Geschmack. Vogts Gewitter-Fantasie spielt er mit dem nötigen Wumms, Lionel Roggs Vision der himmlischen Stadt oder Olivier Messiaens Epiphanie-Meditation aus den Méditations sur le Mystère de la Sainte Trinité mit mystischer Ruhe und Klarheit. Fazit: eine CD, bei der einfach keine Wünsche offenbleiben. Perfekte Orgel, perfektes Programm, perfekter Organist.
Guido Krawinkel [19.06.2018]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Charles-Marie Widor | ||
1 | Hymne héroïque (aus: Jeanne d'Arc) | 00:04:17 |
Jacques Vogt | ||
2 | Fantaisie-Orage | 00:12:14 |
Johann Gustav Eduard Stehle | ||
3 | Fantasie über ein Kirchenlied op. 70 Nr. 4 | 00:04:35 |
William Faulkes | ||
4 | Légende et Final | 00:09:33 |
Frank Tirro | ||
6 | Echoes (Parce Domine) | 00:03:44 |
Tomás Garbizu | ||
7 | Toccata sobre un tema gregoriano | 00:04:04 |
8 | Sequentia sobre Victimae Paschali | 00:05:18 |
Lionel Rogg | ||
9 | Vision apocalyptique (La Cité céleste) | 00:04:35 |
Egil Hovland | ||
10 | Lux Aeterna op. 135 Nr. 3 | 00:07:41 |
Olivier Messiaen | ||
11 | Méditations sur le Mystère de la Sainte Trinité No. 5 for Organ solo | 00:07:24 |
Marcel Dupré | ||
12 | Regina Coeli op. 64 | 00:03:57 |
13 | Poème Héroïque op. 33 | 00:08:12 |
Interpreten der Einspielung
- Willibald Guggenmos (Orgel)