Fritz Leitermeyer • Dieter Acker
Violin Concertos
Bella musica BM312467
1 CD • 58min • 1966, 1982
17.05.2018
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der Name Ferenc Kiss wird wohl den meisten Klassikfreunden in Verbindung mit dem weltbekannten Budapest (Sreich-) Trio geläufig sein, als dessen Begründer der 1943 geborene Ungar gilt. Als Solisten werden den bei Sándor Végh ausgebildeten Geiger dagegen vielleicht nur Wenige kennen. Umso willkommener sind die vorliegenden Weltersteinspielungen zweier Violinkonzerte aus der 2. Hälfte des vorigen Jahrhunderts: das Konzert für Violine und 21 Bläser op. 21 des Wieners Fritz Leitermeyer (1925-2006) von 1962 und aus dem Jahr 1981 das Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 des im rumänischen Hermannstadt geborenen und 1969 in die Bundesrepublik übergesiedelten Dieter Acker (1940-2006) – zwei Konzertmitschnitte aus den Jahren 1966 (Leitermeyer / deutsche Erstaufführung) und 1982 (Acker / Uraufführung). Beide Aufnahmen sind nicht nur Zeugnisse von Ferenc Kiss‘ unermüdlichem Einsatz für neue und zeitgenössische Musik, sondern auch von einer beseelten und außerordentlich sprachmächtigen geigerischen Kunst. Doch der Reihe nach.
Fritz Leitermeyer hat mit seinem einsätzigen Konzert ein Werk geschaffen, das den Hörer förmlich überrollt. Ein furioser solistischer Beginn durch alle Lagen, Dynamikbereiche und unter Einsatz aller erdenklichen geigerischen Spieltechniken setzt einen virtuosen Taumel in Gang, eine kaum nachvollziehbare Tour de force, die dem Solisten wie den Bläsern alles abverlangt. Die Grundstimmung ist hochdramatisch, selbst in einem Mittelteil, in dem sich das wilde Treiben etwas beruhigt, einer weitgespannten Violin-Kantilene und solistischen Bläserpartien Raum bietet, bevor ein wiederum rasantes virtuoses Feuerwerk die Rolle eines erstaunlich aufgehellten Kehraus übernimmt. Der bei dieser Aufnahme 23-jährige Ferenc Kiss zeigt sich von all dem völlig unbeeindruckt. Vor seinem tadellosen, intensiven und energiegeladenen sowie in der Tongebung hochkonzentrierten Spiel kann ich nur den Hut ziehen. Dieser Kunst stehen die Bläser der Philharmonica Hungarica unter der Leitung von Miltiades Caridis um nichts nach. Und doch bleibt ein Wermutstropfen. Für meine Ohren klingt dieses Konzert wie reines Virtuosenfutter, wie eine fast unverständliche Technikdemonstration spielerischer und kompositorischer Natur, die sich selbst zu genügen scheint.
Ganz anders Dieter Ackers gestalterisch ungemein reizvolles Konzert: keine überkomplizierten Strukturen, keine Effekthascherei, auch kein verkrampftes Suchen nach unbedingt Neuem; dafür ein immer nachvollziehbares atmosphärisch dichtes Spiel mit Tradition und Moderne, mal lyrisch und meditativ, mal auftrumpfend und eruptiv, durchzogen von einer durchaus poetisch zu bezeichnenden, farblich differenzierten Klanglichkeit und einer zwar gedeckten, aber doch sanften Grundstimmung. Bestens unterstützt von der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter der Leitung von Christoph Eschenbach glänzt Ferenc Kiss in dem ihm gewidmeten Werk zwischen Empfindsamkeit und temperamentvollen Zugriff vor allem mit manchmal fast schon hypnotisierenden lyrischen Qualitäten. Das passende Schlusswort möchte ich aber Christoph Eschenbach überlassen, der über die mit Begeisterung aufgenommene Uraufführung des Acker-Konzerts u.a. folgendes zu berichten wusste: „Es handelt sich hier um ein Stück Musik, welches den Hörer von seiner Aussage überzeugt, desgleichen den ausführenden Musiker, da der Anreiz des Virtuosen und des Musikantischen so groß ist, dass er sich dem nicht entziehen kann […]. Der Solopart fordert den Künstler von hoher Intelligenz und Musikalität wie technischer Bravour. Der Komponist kann sich glücklich schätzen, in Ferenc Kiss diesen Geiger gefunden zu haben […], denn er ist der ideale Interpret.“
Christof Jetzschke [17.05.2018]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Fritz Leitermeyer | ||
1 | Konzert op. 21 für Violine und 21 Bläser | 00:19:20 |
Dieter Acker | ||
2 | Konzert Nr. 1 für Violine und Orchester | 00:38:45 |
Interpreten der Einspielung
- Ferenc Kiss (Violine)
- Philharmonia Hungarica (Orchester)
- Miltiades Caridis (Dirigent)
- Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz (Orchester)
- Christoph Eschenbach (Dirigent)