Anton Urspruch
Piano Concerto op. 9 • Symphony op. 14

cpo 555 194-2
2 CD • 1h 32min • 2009, 2006
12.03.2018
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Wer sich diese Doppel-CD aus dem Hause cpo zu Gemüte führt, kommt fürwahr auf seine Kosten: Wir erleben neunzig Minuten feinsten Musizierens, dem man nicht anmerkt, dass die Aufnahmen aus dem Herforder Schützenhof bereits zwölf respektive neun Jahre im Archiv gereift sind, ehe sie jetzt das Licht des Laserstrahls erblicken durften. Oliver Triendl hat (wieder einmal) alle Hände voll zu tun, während er den dankbaren Solopart des Klavierkonzertes op. 9 exekutiert, und er tut es mit wahrhaft eindrucksvoller Empfindung und Bravour. Die rauschenden Bögen, die sensiblen Kantilenen, das delikate Gespinst der aparten Stimmführungen, all das beschert, im Verein mit der vorzüglich agierenden und reagierenden Nordwestdeutschen Philharmonie unter Georg Fritzsch, tatsächlich ein konzertantes Vergnügen erster Güte. Zugleich will ich nicht verhehlen, dass mir diese Qualitäten während der Anhörung auch ein ziemlich unziemliches Amusement bereitet haben: Die charakteristische Ambition romantisch veranlagter Komponisten, mit EINEM Konzert die Musikwelt aus den Angeln zu heben; mit diesem einen Schlag sich aller Sorgen zu entledigen; den bis dato zweifelnden Schwiegereltern in spe etwa mit niederschmetternden Mitteln darzutun, dass sie ihr sorgsam gehütetes Töchterlein bedenkenlos in die Hände des ausgesorgt habenden Meisters geben können – dieses Empfinden wollte und will mich weder bei dem Klavierkonzert noch bei der Symphonie op. 14 verlassen, und das desto weniger, als die Vorbilder und Musterbuch-Autoren kaum einmal wirklich in den Hintergrund treten.
Im Konzert bemerken wir Robert Schumann als den Ideen und Handgriffe spendenden Geist, und in der Symphonie steckt so viel an Johannes Brahms, dass man sich kaum ausmalen mag, wie der scharfzüngige Hamburger im Roten Igel oder anderswo das Werk kommentiert hätte: Die beiden ersten Sätze machen sich allzu gründlich am Hauptthema aus dem Kopfsatz seiner Zweiten zu schaffen, das Finale kokettiert vernehmlich mit den Haydn-Variationen – nur das recht originelle Scherzo nährt sich aus den entsprechenden Sätzen Schumanns. Seltsamerweise will an der kompositorischen Leistung, am Ernst der Bemühung und der handwerklichen Souveränität Urspruchs dennoch kein Zweifel entstehen, was nicht zuletzt daran liegen mag, dass Marcus Bosch und die Nordwestdeutsche Philharmonie diese EINE Symphonie mit ganz ähnlichem Elan haben Klang werden lassen wie das Team Triendl-Fritzsch das EINE Konzert.
Rasmus van Rijn [12.03.2018]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Anton Urspruch | ||
1 | Konzert Es-Dur op. 9 für Klavier und Orchester | 00:41:39 |
CD/SACD 2 | ||
1 | Sinfonie Es-Dur op. 14 | 00:50:38 |
Interpreten der Einspielung
- Oliver Triendl (Klavier)
- Nordwestddeutsche Philharmonie (Orchester)
- Georg Fritzsch (Dirigent)
- Marcus Bosch (Dirigent)