Sigfrid Karg-Elert
Opern von Richard Wagner
in Bearbeitungen für Hamronium und Klavier

Pan Classics PC 10335
1 CD • 70min • 2013
27.03.2018
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
CD 22501
Lange Jahre hat man dem Harmonium bitteres Unrecht angetan, es despektierlich als Hallelujapumpe, Choralvergaser oder Psalmenquetsche abqualifiziert. Doch wie heißt es gemeinhin so schön: totgesagt leben länger. Und so ist in den letzten Jahren eine zunehmende Renaissance dieses Instrumentes zu beobachten, dessen künstlerische Qualitäten wieder mehr und mehr geschätzt werden. Und wenn man jetzt noch eine Einspielung wie die vorliegende mit Wagner-Bearbeitungen für Harmonium und Klavier in die Finger bekommt, dürfte es auch um die hartnäckigsten Harmonium-Verschmäher geschehen sein.
Durch die Bauart bedingt ist der ungeheuer dynamische Klang von einer phänomenalen Wandlungsfähigkeit und im Zusammenklang mit einem Flügel lässt sich mühelos ein ganzes Orchester ersetzen. Natürlich klingt es anders, als wenn ein großes Sinfonieorchester am Werk wäre, aber das Bestreben der aus der Feder von Sigfrid Karg-Elert stammenden Bearbeitungen war dies ohnehin nicht. Karg-Elert, der das Harmonium sehr geschätzt und viel dafür komponiert hat, war vielmehr bestrebt, das Beste aus der Kombination des eher rhythmisch-perkussiven Flügels und dem harmonisch-dynamischen Harmonium herauszuholen.
Das funktioniert, wie diese CD eindrucksvoll beweist, hervorragend. Jan Hennig behandelt das Harmonium ebenso virtuos wie sensibel, so dass dessen Qualitäten vollumfänglich zur Geltung kommen. Der ganz spezifische Klang der durchschlagenden Zungenstimmen, die in einem Harmonium Verwendung finden, und die große klangliche und dynamische Bandbreite der verschiedensten Registrierungen finden hier ebenso sensibel und gelungen Anwendung wie Ernst Breidenbach den Flügel traktiert. Zusammen ergibt das einen gelungenen und höchst charakteristischen Querschnitt durch die Welt der Wagner-Opern, der genauso viel über die Musikpraxis der damaligen Zeit wie über Wagners Musik verrät. Und ganz nebenbei ist dies ein Plädoyer für ein viel zu lange unterschätztes Instrument. In hundert Jahren wird man – ganz nebenbei gesagt - ein gut gepflegtes Harmonium zudem mühelos restaurieren können. Die vielfach in Kirchen zu findenden elektronischen Tonschleudern werden dann längst als irreparabel auf dem Müllhaufen der Musikgeschichte entsorgt worden sein.
Guido Krawinkel [27.03.2018]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Sigfrid Karg-Elert | ||
1 | Einzug der Gäste auf der Wartburg (Tannhäuser, 2. Akt) | 00:06:00 |
2 | Vorspiel (Lohengrin, 1. Akt) | 00:08:13 |
3 | Spinnerlied (Der fliegende Holländer, 2. Akt) | 00:04:20 |
4 | Aus dem Chor der Blumenmädchen (Parsifal, 2. Akt) | 00:03:49 |
5 | Quintett (Die Meistersinger von Nürnberg, 3. Akt) | 00:04:17 |
6 | Siegmunds Liebeslied (Die Walküre, 1. Akt) | 00:03:31 |
7 | Brautchor (Lohengrin, 3. Akt) | 00:04:34 |
8 | Siegfrieds Tod & Trauermarsch (Götterdämmerung, 3. Akt) | 00:13:57 |
10 | Marsch der Meistersinger (Die Meistersinger von Nürnberg, 3. Akt) | 00:02:35 |
11 | Vorspiel & Isoldens Liebestod (Tristan und Isolde, 1. und 3. Akt) | 00:17:29 |
Interpreten der Einspielung
- Jan Hennig (Harmonium)
- Ernst Breidenbach (Klavier)