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Besprechung CD

Georg Philipp Telemann

The Grand Concertos for Mixed Instruments Vol. 5

cpo 555 082-2

1 CD • 70min • 2016

28.02.2018

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Es ist heute kaum mehr vorstellbar, dass frühere Zeiten auf Georg Philipp Telemann und seine Zeitgenossen wie Hasse und Graun herabsahen und deren Werke als barocke Dutzendware deklassierten, die sich hoffnungslos überlebt habe. Die Konjunktur der Komponisten, die Jahrzehnte, ja eigentlich sogar Jahrhunderte, im Schatten Bachs und Händels gestanden haben, hält unvermindert an, auch im Konzert- und Opernleben, das mancherorts sogar von den lange Verschütteten dominiert wird.

So scheint es nachgerade selbstverständlich, dass nach der Gesamtaufnahme sämtlicher Bläserkonzerte Telemanns, die das Ensemble La Stagione Frankfurt unter seinem Leiter Michael Schneider mittlerweile bei cpo vorgelegt hat, bei diesem Label nun auch eine Reihe mit Konzerten für gemischte Instrumente mit den selben Musikern voranschreitet. Die Folge Nr. 5 bringt fünf Werke, drei Concerti, eine Sonate und ein Divertimento, in welchen höchste Abwechslung herrscht: Da saust eine kurze Jagdszene mit Hörnern vorbei (Divertimento Es-Dur TWV 50: 21), es gibt hübsche Spielvorschreibungen („Tändelnd“) und exotische Satztypen wie „Corsicana“ und „Pollacca“ (Suitenkonzert F-Dur TWV 51: F4), oder es erscheint eine avantgardistisch bunte Besetzung mit Chalumeau – der Vorform der Klarinette – und zwei lustig schrummenden Kontrabässen („Grillensinfonie“ G-Dur TWV 50: 1). Wohin man auch hört: Telemann wird als unermüdlicher Experimentator vorgestellt. Ein hoher Repertoirewert ist diesem Album nicht abzusprechen.

Wie zu erwarten, spielen die gut zwei Dutzend Frankfurter Musiker auf dem heute üblichen Niveau. Genau an diesem Punkt wird allerdings auch ein merkwürdiger Widerspruch offenbar, der nicht nur diese Produktion charakterisiert, sondern die Barockwelle im Allgemeinen. Obwohl das Repertoire so individuell, manchmal fast leicht verschroben daherkommt, wird ein Hörer, der mit der gegenwärtig herrschenden historisch informierten Aufführungspraxis vertraut ist, doch kaum einmal überrascht. Die Realisierungen unterscheiden sich letztlich zu wenig von denjenigen der konkurrierenden Ensembles. Auch La Stagione Frankfurt spielt mit einer kleinen Streicherbesetzung mit jeweils vier Violinen, Michael Schneider setzt auf rasche Tempi, auch hier ist die Artikulation etwas kurzatmig und einseitig rhythmisch betont.

Ohne zu den oftmals steifleinernen Telemann-Interpretationen der 1960er Jahre zurückzuwollen, fragt sich doch, ob man nicht einzelne Werke oder Sätze einmal durch ein größeres Orchestervolumen oder durch eine weniger historisierende und dafür vielschichtigere Phrasierung herausheben könnte, etwa durch besonders gesangliches oder nachdrückliches Spiel. Um nur ein Beispiel zu geben: Ein so virtuos plapperndes Violinsolo wie im abschließenden Menuett des Suitenkonzertes hat man so oder so ähnlich schon oft gehört. Es ist weder charakteristisch für den Komponisten Telemann noch für das Musizieren. Nicht nur dieses für sich genommen sehr gute Ensemble, die gesamte Alte-Musik-Szene muss ein wenig aufpassen, dass sie bei aller Sympathie für Telemann, Hasse, Graun und Konsorten nicht, ohne es zu wollen – barocke Dutzendware produziert.

Prof. Michael B. Weiß [28.02.2018]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Georg Philipp Telemann
1Divertimento Es-Dur TWV 50:21 00:10:21
7Symphonie capricieuse G-Dur TWV 50:1 (Grillensymphonie) 00:09:20
10Concerto g-Moll TWV 53:g 00:16:31
15Sonata D-Dur TWV 44:1 00:09:07
18Concerto F major TWV 51:F4 00:23:35

Interpreten der Einspielung

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