Sibelius
Tapiola | En Saga | 8 Songs
Ondine ODE 1289-5
1 CD/SACD stereo • 55min • 2016
09.11.2017
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Manchmal begegnen uns Erzeugnisse, die es uns schwer machen, den geeigneten Einstiegspunkt zu finden. Und das nicht etwa, weil ihre Oberfläche so glatt poliert wäre, dass man darauf ausglitte und irgendwann der Bemühungen überdrüssig würde – sondern weil die innere Richtigkeit, die in allen Belangen treffende Betrachtungsweise und die bereichernde Tiefe sich weder im vorgegebenen Rahmen würde darstellen noch überhaupt in passende Worte würde kleiden lassen. Zu leicht geschieht es, dass man bei einem Vorzug den andern, bei einem Teilaspekt den nächsten aus den Augen verliert, indessen die ohnehin schon rasant arbeitenden Finger sich verheddern, denn hier spricht eine „reine Einheit zu dem harmonierenden Ganzen des Menschen, als Natur zur Natur“, wie’s ein gewisser Friedrich von Schiller mal formuliert hat.
Die vorliegende Produktion aus dem Hause Ondine stellt mich vor genau dieses Problem. Soll ich zunächst die kluge Gegenüberstellung der Saga und des Tapiola hervorheben: dieses Zusammenspiel von Initialzündung und spätem Echo, deren gedankliche Verbindungen Hannu Lintu hier so schön ausgelotet hat? Soll ich die acht Lieder, in denen Anne Sofie von Otter mal betörend, mal kokett, mal verträumt und immer authentisch zu den beglückenden Orchesterfassungen des auch schon legendären Aulis Sallinen singt, im einzelnen durchnehmen und mich nicht entscheiden können, welchem der Titel ich den Ehrenpreis zuerkennen möchte? Oder wäre vielleicht bei den exquisiten Leistungen des Finnischen Rundfunk-Symphonieorchesters zu beginnen, dessen Mitglieder – von der Pauke bis zur Pikkoloflöte – durch ihre rundum faszinierenden Beiträge zum natürlichen Ganzen glänzen?
Gewiß kann und soll man Jean Sibelius auch ganz anders anpacken. Doch dieser Umgang mit dem Alten aus Järvenpää, insbesondere mit seinen beiden einsätzigen Eckpfeilern En Saga und Tapiola, worin ohne alle äußerlichen Hilfsmittel gespielt wird, was in den Noten steht – dieser Ansatz gibt den Urgewalten dieser Musik, ihrer spröden Poesie, ja selbst den Abschnitten, die auf den ersten Blick wie die moderne Spartierung einer Ockeghem-Messe anmuten, eine unwiderstehliche Durchschlagskraft. Man höre nur die ersten Momente des Opus 112, wo sich die scheinbar getrennten Ereignisse in Pauke, Streichern, Hörnern Trompeten und Flöten wie unter einem einzigen Atem zu ihrem H-Dur verbinden; man höre die ungezwungenen Tempo-Übergänge, die bei aller Klarheit der Linienführungen mysteriösen Kraftfelder, die reinen und zugleich raunenden al fresco-Flächen der Streicher (namentlich im Opus 9) und füge aus freien Stücken hinzu, was ich zu erwähnen vergessen habe: Man könnte tatsächlich auf jeder Seite, an jeder Studienziffer, bei jeder Zäsur eine Anmerkung machen – und käme am Ende vermutlich doch wieder nur auf die dreifache Zehn.
Rasmus van Rijn [09.11.2017]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Jean Sibelius | ||
1 | Tapiola op. 112 (Sinfonische Dichtung) | 00:18:14 |
2 | En Saga op. 9 | 00:18:40 |
3 | The Two Roses op. 88 No. 2 | 00:05:40 |
4 | The Primrose op. 88 No. 4 | 00:01:31 |
5 | Dold förening op. 86 Nr. 3 | 00:01:05 |
6 | Under strandens granar op. 13 Nr. 1 | 00:01:07 |
7 | Kyssens hopp op. 13 Nr. 2 | 00:01:11 |
8 | Hennes budskap op. 90 Nr. 2 | 00:02:35 |
9 | Men min fågel mörks dock icke op. 36 Nr. 2 | 00:02:14 |
10 | Jägargossen op. 13 Nr. 7 | 00:02:41 |
Interpreten der Einspielung
- Anne Sofie von Otter (Mezzosopran)
- Finnish Radio Symphony Orchestra (Orchester)
- Hannu Lintu (Dirigent)