Beethoven
Piano Concertos Nos. 1 & 5
Ondine ODE 1292-2
1 CD • 74min • 2016, 2017
31.05.2017
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Im Umfeld der Klavierkonzerte von Bach, Mozart und Beethoven ereiferten sich in den letzten ein, zwei Jahrzehnten pianistische Autoritäten verstärkt, hauptamtlichen Dirigenten die konzertante Arbeit zu ersparen. Man leitete die entsprechenden Werke vom Klavier aus, sorgte in den Probenvorbereitungen für musikalisch-musikantische Einhelligkeit und dann auf dem Podium für einen Ablauf, den die „dirigierenden“ Solisten dann im Allgemeinen mit größter (Selbst-) Zufriedenheit kommentierten. Unter solchen Bedingungen sind die beiden Gesamtaufnahmen der fünf Beethoven-Klavierkonzerte zu hören, die Stefan Vladar mit dem Wiener Kammerorchester und sein deutscher Kollege Christian Zacharias mit dem Kammerorchester von Lausanne vorgelegt haben. Nun spielt und lenkt Lars Vogt die Konzerte op. 15 und op. 73 mit der britischen Royal Northern Sinfonia aus Gateshead – und er zögert auch nicht, sich im Begleitheft geradezu euphorisch über die exzellenten Aufführungsbedingungen an den ästhetischen und organisatorischen Schnittpunkten allen Wünschens und Gelingens zu äußern.
Lars Vogts (nicht nur!) für mein Empfinden beeindruckende, sehr persönlich timbrierte Einspielung der Bachschen Goldberg-Variationen in plastischer Erinnerung (Ondine ODE 1272-2), fällt es mir nicht leicht, der neuen Beethoven-Veröffentlichung eine künstlerisch ähnliche Bedeutung beizumessen. Vom ersten Soloeinsatz im C-Dur-Konzert fällt es auf, dass es dem Solisten um Frische, sozusagen um interpretatorische Unverblümtheit geht. Sein Spiel kommt flott daher und es besteht kein Zweifel, dass hier ein Akteur all jene Linien vorgibt, die das Resultat eines großen Erfahrungsschatzes sind. Das heißt: Vogt fühlt sich frei, er fühlt sich autorisiert, aus dem gestalterischen Vollen zu schöpfen. Er läuft jedoch in vielen Momenten Gefahr – und das gilt für beide Konzerte! –, im forschen, selbstbewussten Zugriff auf das Ganze, auf das Vertraute und oft Geübte den Blick für das ausgefeilte Detail zu verlieren. Im Mikrobereich der Skalen, Triller und all jener anderen pianistischen Feinabstufungen wirkt Vogts Verhalten immer wieder etwas flüchtig, eher der konzertanten Totalität verpflichtet als der letzten solistischen Akkuratesse.
Von den beiden erwähnten Klavierdirigenten scheint mir Stefan Vladar ein ähnliches Konzept des unbeschwerten, von allen Fesseln traditioneller Zusammenarbeit befreiten Schalten und Waltens im Sinn gehabt zu haben. Vladar freilich spitzt sein Spiel in Richtung eines ungemütlichen, widerborstigen Beethoven-„Bildes“ zu – gelegentlich bis in die Nähe des Rabiaten. Christian Zacharias indes zeigt in seinen auf DVD vorliegenden Live-Aufnahmen, wie sich darstellerisches Temperament und pianistische Aufmerksamkeit bis weit hinter das notenstatistische Komma in Einklang bringen lassen. Man mag trotz allem an Vogts Einstieg in die vom Klavier aus verantwortete Szenerie der fünf Beethoven-Klavierkonzerte Gefallen finden, zumal mit den „Königlich Nördlichen“ ein Ensemble die musikalischen Stichworte formuliert und insgesamt für einen akustisch noblen Tutti-Rahmen sorgt, das sich inzwischen im Feld der internationalen Kammerorchester einen guten Platz erspielt hat.
Vergleichseinspielung: Vladar (Capriccio C 7210), Zachararias (BelAir Classiques DVD BAC 114).
Peter Cossé † [31.05.2017]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Ludwig van Beethoven | ||
1 | Klavierkonzert Nr. 1 C-Dur op. 15 | 00:36:18 |
4 | Klavierkonzert Nr. 5 Es-Dur op. 73 | 00:37:02 |
Interpreten der Einspielung
- Lars Vogt (Klavier)
- Royal Northern Sinfonia (Orchester)