Schostakowitsch
24 Preludes Op. 34 | Piano Quintet Op. 57
Decca 481 4842
1 CD • 73min • 2015, 2016
01.05.2017
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Es geht um Sekunden. Oft sind es nicht mehr als ca. 60, nie jedoch mehr als 200. Viel Zeit hat man als Pianist also nicht, um die 24 Präludien von Dmitri Schostakowitsch auf den Punkt zu bringen. Großartig „herumschwurbeln“ oder einfach mal drauflosspielen? Fehlanzeige. Das bekommt diesen charaktervollen Miniatürchen überhaupt nicht. Und das hat der Pianist Michail Lifits auch gar nicht nötig. Lifits hat prestigeträchtige Wettbewerbe gewonnen, gefeierte Einspielungen vorgelegt und ist gern gesehener Gast in vielen Konzertsälen. Eine beeindruckende Karriere – und auch diese Einspielung, die außer den Präludien noch das g-Moll Quintett von Schostakowitsch zu bieten hat, beeindruckt in voller Länge.
Da wäre einmal die Kunst der Zuspitzung, die Lifits meisterlich beherrscht. Er bringt jede der 24 Miniaturen auf den Punkt, lyrische wie martialische, heitere wie melancholische. Über das Ziel hinaus schießt er dabei jedoch nie. Lifits weiß wann es gut ist, wann er das gesagt hat, was er sagen will. Das zeigt sich in jeder der Miniaturen, deren Ausdrucksgehalt er mit bemerkenswerter Sicherheit trifft. Da werden subtilste Nuancen nachvollzogen, agogisch wie dynamisch, und große Spannungsbögen mit der gleichen Intensität wie liebevoll gestaltete Details gepflegt. Allein die Anschlagsnuancen, die Lifits vom knackig-scharfen Martellato über fluffig-esoterisch leicht dahingezauberte Pirouetten bis hin zu fast unhörbaren Abschattierungen im Pianissimo-Bereich beherrscht, lohnen ein ganz genaues Hinhören. Die unendliche Doppelbödigkeit und Hintergründigkeit dieser Musik erfährt unter Lifits Fingern eine wahrlich Maßstäbe setzende Darstellung.
Das ist auch bei Schostakowitschs Klavierquintett op. 57 nicht anders, bei dem das Szymanowski Quartet hinzukommt. Das fast schon diabolisch anmutende Scherzo in seiner rasiermesserscharf auf Kante genähten Markanz oder die abgrundtiefe Tristesse der unglaublich sanglich und tiefempfunden musizierten Fuge etwa sind einfach nur eines: teuflisch gut. Hier hinterlassen Lifits und das exorbitant gut Szymanowski Quartet einen herausragenden, emotional wie musikalisch tief unter die Haut gehenden Eindruck.
Guido Krawinkel [01.05.2017]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Dimitri Schostakowitsch | ||
1 | Prelude C-Dur op. 34 Nr. 1 – Moderato | 00:01:45 |
2 | Prelude a-Moll op. 34 Nr. 2 – Allegretto | 00:00:56 |
3 | Prelude G-Dur op. 34 Nr. 3 – Andante | 00:02:43 |
4 | Prelude e-Moll op. 34 Nr. 4 – Moderato | 00:02:43 |
5 | Prelude D-Dur op. 34 Nr. 5 – Allegro vivace | 00:00:31 |
6 | Prelude h-Moll op. 34 Nr. 6 – Allegretto | 00:01:30 |
7 | Prelude A-Dur op. 34 Nr. 7 – Andante | 00:01:34 |
8 | Prelude fis-Moll op. 34 Nr. 8 – Allegretto | 00:01:07 |
9 | Prelude cis-Moll op. 34 Nr. 9 – Moderato non troppo | 00:00:43 |
10 | Prelude cis-Moll op. 34 Nr. 10 | 00:02:11 |
11 | Prelude B-Dur op. 34 Nr. 11 – Allegretto | 00:00:58 |
12 | Prelude gis-Moll op. 34 Nr. 12 – Allegro non troppo | 00:01:56 |
13 | Prelude Fis-Dur op. 34 Nr. 13 – Moderato | 00:01:10 |
14 | Prelude es-Moll op. 34 Nr. 14 – Adagio | 00:02:49 |
15 | Prelude Des-Dur op. 34 Nr. 15 – Allegretto | 00:01:03 |
16 | Prelude b-Moll op. 34 Nr. 16 – Andantino | 00:01:31 |
17 | Prelude As-Dur op. 34 Nr. 17 – Largo | 00:02:36 |
18 | Prelude f-Moll op. 34 Nr. 18 – Allegretto | 00:00:51 |
19 | Prelude Es-Dur op. 34 Nr. 19 – Andantino | 00:01:46 |
20 | Prelude c-Moll op. 34 Nr. 20 – Allegretto furioso | 00:00:43 |
21 | Prelude B-Dur op. 34 Nr. 21 – Allegretto poco moderato | 00:00:50 |
22 | Prelude g-Moll op. 34 Nr. 22 – Adagio | 00:03:15 |
23 | Prelude F-Dur op. 34 Nr. 23 – Moderato | 00:01:45 |
24 | Prelude d-Moll op. 34 Nr. 24 – Allegretto | 00:01:40 |
25 | Klavierquintett g-Moll op. 57 | 00:34:09 |
Interpreten der Einspielung
- Michail Lifits (Klavier)
- Szymanowski Quartett (Streichquartett)