Beethoven
Piano Concertos 1 & 2
BIS 2078
1 CD/SACD stereo/surround • 63min • 2014, 2015
15.05.2017
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Zu meinem großen Bedauern habe ich, nach den vorausgegangenen Alben Yevgeni Sudbins, von diesen Aufnahmen mehr erwartet. Zusammen mit der Tapiola Sinfonietta unter Osmo Vänskä schließt der meist grandiose Exklusivpianist des schwedischen Labels BIS seine Einspielung der fünf Beethoven-Konzerte mit den ersten beiden Konzerten ab. Natürlich kann Sudbin auf dem Klavier alles, überall scheint der hochbegabte Virtuose und sensible Musiker durch, doch zu viele Willkürlichkeiten in Bezug auf Tempi, Dynamik und Artikulation zerlegen den großen Bogen, und fast durchweg sind die Tempi – wie heute fast überall üblich – zu schnell, um den charakteristischen Eigentümlichkeiten der Musik, vor allem im Orchester, gerecht werden zu können. Noch mehr freilich stören mich die - gleichfalls dem Mainstream aktueller Auffassung zuzuordnenden – Manierismen des Orchesterspiels: die zu kurzen, abgerupften Notenwerte und der damit zwangsläufig verbundene Verlust ausdrucksmäßiger und farblicher Mannigfaltigkeit, auch die oftmals primitive Betonung der schweren Taktzeiten, der kaum erweckte Sinn für gesangliche Phrasierung, die mangelhafte Balance in den oberen Dynamikbereichen. Auch verstehe ich nicht, trotz der zusätzlichen Anmerkung im Booklettext, warum Sudbin im Kopfsatz des C-Dur-Konzerts op. 15 keine der Beethoven’schen Originalkadenzen auswählt, sondern stattdessen einen, so seine Worte, „Cocktail aus unterschiedlichem Material (darunter auch eigenes)“ zusammenstellt und dies auch noch für eine gelungenere Lösung hält. Aber so etwas darf natürlich passieren, und grundsätzlich spricht nichts gegen Experimente. Trotzdem kann ich ihm nicht zustimmen, dass Beethovens lange Solokadenz nicht funktioniert – falls man sie strukturell wirklich versteht. Daran mangelt es allerdings in vorliegenden Aufnahmen immer wieder. So ist in beiden Konzerten eine Einspielung herausgekommen, die zwar dank der außerordentlichen Gaben des Solisten immer noch besser ist als das meiste, was heute auf den Markt kommt, aber eben doch deutlich unter dem Potential, das Sudbin eigentlich zur Verfügung steht – vielleicht auch dadurch verstärkt, dass das Orchesterspiel hier nun wirklich nicht sonderlich inspirierend ist. Das Klangbild ist, wie fast immer bei BIS, ausgezeichnet deutlich und – soweit die Aufführungen das überhaupt zulassen – rund geraten, und natürlich hat Sudbin auch wieder einen sehr guten Einführungstext verfasst.
Christoph Schlüren [15.05.2017]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Ludwig van Beethoven | ||
1 | Klavierkonzert Nr. 1 C-Dur op. 15 | 00:34:18 |
4 | Klavierkonzert Nr. 2 B-Dur op. 19 | 00:28:12 |
Interpreten der Einspielung
- Yevgeny Sudbin (Klavier)
- Tapiola Sinfonietta (Orchester)
- Osmo Vänskä (Dirigent)