Georg Philipp Telemann
The Grand Concertos for Mixed Instruments Vol. 4
cpo 777 892-2
1 CD • 60min • 2013, 2014
19.04.2017
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Innerhalb eines klar erkennbaren Personalstils hat Georg Philipp Telemann mit einer schier unerschöpflichen kreativen Phantasie ein gewaltiges Werk hinterlassen, das durch Abwechslung, Eleganz und Raffinesse besticht. Und welchen Reichtum sein Œuvre bietet, beweist nicht zuletzt, dass diese Serie von Gruppenkonzerten, ursprünglich mit vier CDs angelegt, inzwischen in der Planung auf sechs Teile erweitert wurde, wie die Diskographie auf der Website von La Stagione Frankfurt informiert.
Auch für diese Folge hat Michael Schneider ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt, die reizvolle Kombinationen von Soloinstrumenten eröffnen: So im Fall des Konzerts in F-Dur für 2 Hörner, 2 Violinen, Blockflöte, Oboe, 2 Violoncelli, Streicher und Basso Continuo (TWV 54:F1), das obendrein noch eine spannende Mischform zwischen Suite und Instrumentalkonzert bietet.
Schneider ist ja mit Telemanns Werk seit langem tief vertraut, und diese Beheimatung in diesem weiten Kosmos zeichnet seine Interpretation aus. Eine wichtige Rolle spielt auch, dass Schneider und seine Mitstreiter von La Stagione Frankfurt eine altvertraute Truppe sind, die schon seit Jahrzehnten miteinander musiziert und ihre musikalische Einhelligkeit über diese lange Zeit bewahren konnte. Der Vergleich mit der auch Jahrzehnte lang unter der Leitung Reinhard Goebels aktiven Musica Antiqua Köln beim Concerto F-Dur für 2 Blockflöten, 2 Oboen, 2 Violinen u. BC TWV 44:41 enthüllt: Besonders in den schnellen Sätzen legt Schneider ein geradezu rasantes Tempo vor, überzeugt aber mit einer unbändigen Spielfreude, die sich im mittleren Adagio in eine fast meditative Stimmung wandelt. Dabei bestimmen Grazie und Eleganz, diese Telemanns Musik in so besonderer Weise auszeichnenden Charakteristika, seine Musizierhaltung – in diesem wie auch den anderen Concerti dieser CD. Die 1993 aufgenommene, völlig untadelige Darstellung des Concerto TWV 44:41 durch die Musica Antiqua Köln bietet einen festeren Ton, besonders die Passagen der beiden Soloviolinen werden virtuos und mit einer durchaus robusten Rhetorik, die stets auf das Ende der Phrase zustrebt, vorgetragen, das mindert den eleganten Fluss der Musik.
Für das Concerto c-Moll für Oboe, Streicher u. BC TWV 52:c1 bietet sich der Vergleich mit einer Version an, die das Ensemble Stradivaria 2005 eingespielt hat: Telemanns Autorenschaft an diesem zunächst Vivaldi zugeschriebenen Stück wurde durch den Titel einer vom Zeitgenossen Johann Gottfried Walther (1684-1748) angefertigten Orgeltranskription nachgewiesen. Das Werk ist, wie eine Formanalyse ebenso wie die Jahreszahl 1713/14 von Walthers Bearbeitung zeigen, eher in eine frühe Phase (Eisenacher Jahre 1708-1712) der Auseinandersetzung Telemanns mit dem Instrumentalkonzert italienischer Prägung einzuordnen – es war also nicht ganz und gar falsch, zunächst Vivaldi dahinter zu vermuten. Cuiller nimmt den von der Sonata da chiesa mit ihrer Satzfolge langsam – schnell – langsam – schnell beeinflussten Charakter des Stückes mit einer Atmosphäre von Würde und Feierlichkeit wörtlicher als Schneider, der auch hier den Gegensatz tief empfundener Innigkeit in den langsamen Sätzen (besonders im einleitenden Adagio, dem ersten Stück dieser CD) gegenüber einer gelösten Stimmung in den schnellen Sätzen hervorhebt. Vor allem fällt allerdings zwischen beiden Aufnahmen der deutliche Unterschied in der Klangqualität auf, hier trägt die Vergleichsaufnahme eindeutig den Sieg davon, was Klarheit und Transparenz angeht.
Vergleichsaufnamen: TWV 52:c1: Ensemble Stradivaria, Daniel Cuiller, CD: MIR011 (AD: 2005);TWV 44:41: Musica Antiqua Köln, Reinhard Goebel, CD: DG Archiv 413 788-2 (AD: 1993).
Detmar Huchting [19.04.2017]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Georg Philipp Telemann | ||
1 | Concerto c-Moll TWV 52:c1 | 00:07:19 |
5 | Concerto D-Dur TWV 53:D2 | 00:08:31 |
8 | Concerto F-Dur TWV 54:F1 | 00:24:04 |
15 | Concerto F-Dur TWV 44:41F | 00:07:15 |
19 | Concerto e-Moll TWV 53:e1 | 00:11:51 |
Interpreten der Einspielung
- La Stagione Frankfurt (Orchester)
- Michael Schneider (Dirigent)