Erich J. Wolff
Im Wendekreis des Goldbocks
Thorofon CTH2631
1 CD • 74min • 2016
23.07.2016
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Unermüdlich treiben Peter P. Pachl und Rebecca Broberg ihre Gesamt-Edition der Lieder und Klavierstücke von Erich J. Wolff (1874-1913) voran, der seinerzeit ein hochgeschätzter Liedbegleiter war, als sehr fruchtbarer und in vielen Stilen versierter Komponist nach seinem Tode jedoch in Vergessenheit geriet. Auch die neueste Folge enthält wieder zahlreiche Fundstücke, zwei Drittel davon wurden hier erstmals auf CD eingespielt.
Der Titel bezieht sich auf die Ballett-Pantomime Zlatorog, die 1913 in Prag posthum herauskam. Die Handlung folgt einer slowenischen Sage um einen weißen Gamsbock mit Goldhörnern. Die Klavierfassung eines Orchesterzwischenspiels leitet die Kollektion ein, gefolgt von dem Liedzyklus op. 1 (1900), den Wolff der befreundeten Sängerin Ella Kunwald gewidmet hat und in dem durchweg ein leichter Volkston vorherrscht. Der prägt auch die zwölf slawischen Volksweisen für Klavier: Lieder ohne Worte, in denen slowenische, slowakische und böhmische Melodien verarbeitet werden.
Hochexpressiv – im Gesangspart wie in der Klavierbegleitung – zeigt sich Wolff dagegen in den sechs Liedern auf Gedichte von Richard Dehmel (1907) und in den nachgelassenen acht Gesängen auf Texte von Michelangelo. Die literarischen Vorlagen entsprechen dabei dem Geschmack der Jahrhundertwende. Dehmel war einer der berühmtesten deutschen Lyriker seiner Zeit, heute ist er vor allem durch die Vertonungen von Richard Strauss, Hans Pfitzner, Arnold Schönberg und anderen im Gedächtnis geblieben. Michelangelo hat auch Hugo Wolf, später Benjamin Britten und Dmitri Schostakowitsch inspiriert. Erich J. Wolffs Versionen können es – auch an Modernität – mit den Arbeiten der prominenteren Kollegen aufnehmen.
Diskographische Gesamt-Editionen von Kleinmeistern bergen häufig die Gefahr der Routine. Da werden dann irgendwann Nummer auf Nummer abgehakt, um die Serie voll zu bekommen. Das Gegenteil ist hier der Fall. Für Rebecca Broberg und ihren schon bei früherer Gelegenheit bewährten Klavierpartner Rainer Maria Klaas scheint das Projekt eine Herzensangelegenheit zu sein, da klingt jedes Stück ausgefeilt und auch inhaltlich durchleuchtet. Einmal mehr beeindruckt die Sängerin mit vorbildlicher Diktion, was den nicht einfach zugänglichen Texten von Dehmel und Michelangelo sehr gut tut. Im vokalen Vortrag scheut sie dabei auch die pathetische Klanggebärde nicht, während sie für die frühen Lieder op. 1 den notwendig lockeren Tonfall findet. Rainer Maria Klaas begleitet die Lieder einfühlsam und überzeugt in den Solostücken mit markantem Anschlag und diskreter Brillanz.
Ekkehard Pluta [23.07.2016]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Erich J. Wolff | ||
1 | Zlatorog | 00:05:31 |
2 | Schön Liebchen mein: Wenn hoch die Lerche trinkt die Morgenluft rein op. 1 Nr. 1 (Sechs Lieder) | 00:01:47 |
3 | Ein Musikant, ein Schwärmer, auf einen Jahrmarkt ging op. 1 Nr. 2 (Sechs Lieder) | 00:02:43 |
4 | Volkslied: Du blasse, blonde Dirne op. 1 Nr. 3 (Sechs Lieder) | 00:03:21 |
5 | War eine Maid, die emsig spann op. 1 Nr. 5 (Sechs Lieder) | 00:01:53 |
6 | Ein Röslein roth: Mein Lieb, das ist ein Röslein rund op. 1 Nr. 5 (Sechs Lieder) | 00:02:56 |
7 | Genrebild: Page saß und spähte lang op. 1 Nr. 6 (Sechs Lieder) | 00:02:28 |
8 | Meine Saiten op. 5 Nr. 1 (Slovenisch) | 00:01:50 |
9 | Der fröhliche Zecher op. 5 Nr. 2 | 00:01:05 |
10 | Tatra op. 5 Nr. 3 | 00:00:40 |
11 | Der Musikant op. 5 Nr. 4 | 00:00:59 |
12 | Böhmisches Volkslied op. 5 Nr. 5 | 00:00:53 |
13 | Mein Schatz op. 5 Nr. 6 | 00:01:03 |
14 | Das verlassene Mägdelein op. 5 Nr. 7 | 00:01:15 |
15 | Slowenisches Volkslied op. 5 Nr. 8 | 00:00:37 |
16 | Das Mädchen op. 5 Nr. 9 | 00:01:25 |
17 | Der Abschied op. 5 Nr. 10 | 00:00:55 |
18 | Polka op. 5 Nr. 11 | 00:00:55 |
19 | Studentenlied op. 5 Nr. 12 | 00:00:39 |
20 | Drum sollst du dulden, Mensch! op. 8 Nr. 1 | 00:02:14 |
21 | Erhebung op. 8 Nr. 2 | 00:02:01 |
22 | Immer wieder op. 8 Nr. 3 | 00:02:11 |
23 | Fest steht mein flammendes Gebot op. 8 Nr. 4 | 00:00:58 |
24 | Stimme im Dunkeln op. 8 Nr. 5 | 00:02:37 |
25 | Selig mit blutendem Herzen op. 8 Nr. 6 | 00:01:02 |
26 | Bring ich der Schönheit die Seele nah | 00:02:18 |
27 | In schwerer Schuld nur | 00:03:17 |
28 | Kleinodien: Zierrat Perlen und Korallen | 00:02:03 |
29 | An dieser Stätte war's | 00:03:47 |
30 | Da deiner Schönheit Glanz micht hat besiegt | 00:02:17 |
31 | Gemahnt dein Name mich an deine Züge | 00:02:11 |
32 | Täuscht euch ihr Augen nicht | 00:02:32 |
33 | Wie soll den Mut ich finden | 00:04:38 |
34 | Märchen op. post. 23 | 00:01:43 |
35 | Märchen op. post. 23 | 00:04:02 |
Interpreten der Einspielung
- Rebecca Broberg (Sopran)
- Rainer Maria Klaas (Klavier)