Tchaikovsky & Grieg
Piano Concertos
Pentatone classics PTC 5186 566
1 CD/SACD stereo/surround • 35min • 2015
17.05.2016
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Wer den „Concours Reine Elisabeth“ in Brüssel auf Grund der enormen Anforderungen nicht nur übersteht, sondern letzten und glücklichen Endes auch gewinnt, der wird kaum umhin können, Tschaikoswsky b-Moll-Konzert für eines jener Labels einzuspielen, die trotz eines riesigen Angebots für klavieristische „Schlachtrösser“ weiterhin empfänglich sind. Zumal dann, wenn der solcherart Hochdekorierte von russischer Herkunft ist. Denis Kozhukin, 1986 in einer der Musik verbundenen Familie in Nizhni Novgorod geboren, zählt zweifellos zu jenen, die handwerklich wie musikantisch das Zeug haben, Tschaikowskys „Erstes“ mit der nötigen Einfühlung in das slawische Erbgut, aber auch in die überregionalen, wenn man will: westeuropäischen Charakteristika auszuleuchten. Der 30jährige Interpret, dessen biographische Notizen Lehrer wie Dimitri Bashkirov, Fou Ts’ong, Peter Frankl, Boris Berman, Charles Rosen, Andreas Staier und zuletzt auch Kirill Gerstein verraten – dieser Denis Kozhukin strebt sicher und selbstbewusst durch den bald monumentalen, bald tänzerischen, in vielen Momenten auch lauernden, zögerlichen Klavierpart. Was er, sofern man nur einige der sozusagen führenden Aufnahmen im hörenden Gedächtnis hat, immer wieder vermissen lässt, ist eine Dosis mehr an Raffinesse, an detaillierter Sorge am Beginn wichtiger Wegstrecken im ersten Satz, wenn der Pianist in niederen dynamischen Bereichen Spannung aufbauen könnte, ja Spannung aufbauen muss.
Irritierend für mich ist bei Kozhukin auch die Tendenz, eng aneinander liegenden, kleinen Notenwerten die letzte, prickelnde Klarheit zu versagen. Das gilt auch für die mobilen Kreiselbewegungen der rechten Hand in den Kopf- und Finalsätzen des Grieg-Konzerts. Ein wenig könnte dies freilich auch der Aufnahmeästhetik geschuldet sein. Das in allen Fragen des Vorbereitens, des Begleitens und des Abschließens agile Berliner Rundfunk-Sinfonieorchester mit seinem Dirigenten Vassily Sinaisky bietet freilich rein klanglich „betrachtet“ keine wirklich strahlende, farblich und „soloinstrumental“ bis ins letzte ausgefeilte Reise bis weit in den hohen Norden der Griegschen Klavierkonzert-Erwägungen unter dem Eindruck des a-Moll-Konzerts von Schumann.
Eines möchte ich aber in Richtung jüngerer Hörerkreise, denen die älteren bedeutenden Grieg- und Tschaikowsky-Interpreten allenfalls dem Namen nach bekannt sind, unbedingt hinzufügen. Wer sich mit den heute aktuellen Einspielungen, also mit den Aufnahmen jüngerer, also lebender Interpreten befasst, der wird Kozhukins Darstellung mit Respekt und ohne penible Vergleiche genießen können. „Sit back and enjoy“ ist auf der Rückseite des Pentatone-Booklet zu lesen. Wahrscheinlich ist und bleibt dies die Hauptsache.
Peter Cossé † [17.05.2016]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Peter Tschaikowsky | ||
1 | Konzert Nr. 1 b-Moll op. 23 für Klavier und Orchester | 00:35:08 |
Edvard Grieg | ||
4 | Klavierkonzert a-Moll op. 16 | 00:29:12 |
Interpreten der Einspielung
- Denis Kozhukhin (Klavier)
- Rundfunk Sinfonieorchester Berlin (Orchester)
- Vassily Sinaisky (Dirigent)