Friedrich Theodor Fröhlich
The Complete String Quartets
cpo 555 017-2
2 CD • 2h 05min • 2014, 2015
21.04.2016
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Bei vielen CD-Produktionen, die ein Rezensent auf den Tisch bekommt, ist dieser zunächst einmal existentiell in seiner Kompetenz in Frage gestellt: Warum hat er, der sich schon lange professionell mit Musik beschäftigt, oft noch nicht einmal den Namen des hier vorgestellten Komponisten gehört? Oft genug stellt man fest, welche Bereicherung das neu entdeckte Repertoire bedeutet, und wie es das musikgeschichtliche Bild, das man als interessierter Hörer hat, zwar nicht grundsätzlich in Frage gestellt, aber doch beachtlich erweitert wird.
Die vier Streichquartette von Friedrich Theodor Fröhlich (1803–1836) hat das 2001 gegründete Rasumowsky Quartett hier vorgelegt und damit deren erste vollständige Einspielung; drei Quartette, die in g-Moll, E-Dur und c-Moll, sind zudem vom Beethoven Quartett wenige Monate später beim „Migros-Genossenschafts-Bund“ vorgelegt worden.
Fröhlich, mit 33 Jahren jung gestorben, ist eine sympathische Figur, und die Stücke sind ordentlich gearbeitet. Beim reinen Hören fallen keine satztechnischen Ungereimtheiten auf, es erscheint manches Bekannte, wie etwa im Fugato im Scherzo des f-Moll-Quartetts, das offensichtlich Teile aus Beethovens fünfter Symphonie zitiert. Aber es gibt über die über zwei Stunden Vortrag keine echte Überraschung, die belegen könnte, dass der Komponist über eine ganz und gar eigenständige Stimme verfügt hätte, die nur durch seinen allzu frühen Tod nicht ausgebildet werden konnte.
Dazu kommt, dass das Rasumowsky Quartett nicht ganz auf dem Niveau spielt, zu dem es eigentlich fähig ist. Die mehrgriffigen Tutti klingen nicht aus, werden im Klang beschnitten, gerade in langsamen Passagen wie denjenigen im Finale des E-Dur-Quartetts, aber auch im Largo cantabile des Quartetts g-Moll, vertrauen die Musiker nicht der Musik, sondern treiben sie weiter, als ob sie fürchten würden, dass sie nicht über die verstreichende Zeit trägt. Auch so gute Musiker wie diejenigen des Rasumowsky Quartetts, das ist die Lehre aus dieser Produktion, müssen durch mindestens ebenso gute Musik motiviert werden.
Prof. Michael B. Weiß [21.04.2016]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Friedrich Theodor Fröhlich | ||
1 | Streichquartett f-Moll | 00:29:29 |
5 | Streichquartett g-Moll | 00:32:09 |
CD/SACD 2 | ||
1 | Streichquartett E-Dur | 00:29:54 |
5 | Streichquartett c-Moll | 00:33:18 |
Interpreten der Einspielung
- Rasumowsky Quartett (Ensemble)