Duo Arnicans
Sonatas for Cello & Piano
Sony Classical SM 226
1 CD • 73min • 2014
04.03.2016
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Zwei Musiker, die sich privat zusammenfinden, aber auch in der Musik eine gemeinsame Schwingung verspüren und damit auf Anhieb viele Menschen begeistern können – so könnte man die Geschichte der lettischen Pianistin Arta Arnicane und des in Namibia geborenen deutschen Cellisten Florian Arnicans auf dem Punkt bringen. Sie leben heute in Zürich – und teilen die große Liebe für die romantische Musik. Ihre erste CD-Produktion nahmen sie selbst in die Hand und generierten über eine Crowdfunding-Kampagne einen finanziellen Unterstützerkreis. Das gibt schon im Entstehungsstadium die Zuversicht, dass das eigene Herzensprojekt viele Menschen erreicht. Das Kalkül ging in faszinierender Weise auf: Die im SRF-Studio Zürich aufgenommene CD scheint so erfolgsverdächtig, dass Solo Musica Zürich und Sony Music ihren Vertrieb übernehmen.
Eher selten gespielte Meisterwerke der (spät-)romantischen Literatur bringen die Persönlichkeit dieses Interpreten-Paares bestens zum Ausdruck. Auf dem Programm steht zunächst eine Sonate von Ernst von Dohnányi. Sie legt Zeugnis ab, wie der ungarische Pianist und Komponist schon in seiner Kindheit vom Cello infiziert war. Der Gestus der B-Dur Sonate ist durchgehend kraftvoll, vital und positiv. Das scheint idealtypisch auf die beiden Ausführenden „abzufärben“: Warm und leuchtend breitet sich Florian Arnicans Celloton aus. Seine Partnerin am Flügel folgt diesem Spiel durch filigrane Virtuosität und eine pulsierend lebendige, nie wuchtige Anschlagskultur und viel feinsinnig abgestufte dynamischer Reichhaltigkeit.
Ein Schattendasein im weltberühmten Vermächtnis von Frédéric Chopin sind dessen Werke, die nicht explizit für Klavier gesetzt sind. In diesem Fall zeugen drei Kompositionen aus unterschiedlichen Lebensstadien von einer intensiven Anziehungskraft, die auch für Frédéric Chopin vom Cello ausging: Heiter, tänzerisch und schwungvoll ist die Polonaise C-Dur op. 3, der eine Introduktion vorausgeht. Und weil Arta Arnicane und Florian Arnicans beide den a-Moll Walzer so gerne mögen, schuf Arta Arnicane eine Transkription für Cello und Klavier, die direkt dem musikalischen Paar auf den Leib geschrieben zu sein scheint.
Reifer, abgeklärter und von einer deutlich tiefer gehenden Psychologie ist Chopins g-Moll-Sonate op. 65 aus dem Jahr 1846 – und damit eines der letzten großen Werke, das vor Chopins Tod entstanden ist. Lebenskrisen, Trennungsängste und das Bewusstsein, dass das Leben bald vielleicht zu Ende ist, schlagen sich in der Tonsprache nieder – entsprechend ist die feingewebte Psychologie ungleich tiefschürfender als in den beiden Frühwerke. Die beiden Interpreten dürften denkbar weit weg von solch persönlichen Krisen sein – vielleicht ist dies der Grund, warum sie in dieser Interpretation vor allem den freudvollen Aspekten, den kraftspendenen Facetten in der Musik nachspüren. Das blühende, oft auftrumpfende Spiel dieses Duos erweist sich als stärkere Kraft, die letztlich auch jede Tragik überwindet. Und so bleibt die Debüt-CD dieses – längst international profilierten Künstler-Paares – in jedem Moment ein strahlendes Fest in Sachen romantischer Kammermusik.
Stefan Pieper [04.03.2016]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Ernst von Dohnányi | ||
1 | Sonate B-Dur op. 8 für Violoncello und Klavier | 00:25:58 |
Frédéric Chopin | ||
5 | Introduktion und Polonaise C major op. 3 for Violoncello and Piano | 00:09:40 |
7 | Valse a minor op. 34 No. 2 | 00:05:41 |
8 | Sonate g-Moll op. 65 für Violoncello und Klavier | 00:30:58 |
Interpreten der Einspielung
- Duo Arnicans (Klavierduo)