Romantic Duos for Viola & Piano
TYXart TXA 15067
1 CD • 56min • 2014
27.12.2015
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Friedrich Kiel (1821 – 1885), Carl Heinrich Carsten Reinecke (1824 – 1910) und – jetzt wird es blaublütig – Heinrich XXIV. Prinz Reuß! Stößt man auf Namen solch minderer Bekanntheitsgraden, dann darf man getrost davon ausgehen, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit der aus Mallersdorf in Niederbayern stammende Oliver Triendl – und dies im wahrsten Sinne – die Hand, genauer noch die Hände im Spiel hat. Wohl kaum seit den Erforschungen der klavieristischen Nebenromantik, wie sie Michael Ponti für Vox und Candide ins hörende Bewusstsein brachte, hat sich ein Pianist so vehement, so kundig und zugleich auch technisch wie musikalisch unwiderlegbar für verschiedenste Musik ins aufführungspraktische und zugleich auch werbende Zeug gelegt.
Die hier auf bestem klanglichen Niveau und zudem auch zuverlässig kommentiert dargebotenen Sonaten, bzw. Fantasiestücke für Viola und Klavier wage ich als Entdeckungen und im selben schreibenden Atemzug auch als Bereicherungen für das Viola-Repertoire und damit auch als Programmimpulse für alle fähigen und neugierigen Vertreter der etwas tieferen Geigendisziplin hervorzuheben. Friedrich Kiel – mit Joseph Joachim befreundet und mit ihm in ständiger Korrespondenz – hatte 1852 sein Op. 1 – 15 Canons im Kammerstyl – Franz Liszt gewidmet. Eine Sonate für Viola und Klavier scheint da ebenso wenig wie die genannten „Canons“ in das Bild des verehrten Komponisten und Klaviervirtuosen zu passen. Beschäftigt man sich jedoch mit der hier mit Verve, mit gesundem, biegsamen Violaton und pianistisch elastisch-akkurat „servierten“ Sonate, dann mag man verstehen, dass sich Kiel in ästhetischen Fragen vom Schaffen und Wirken Franz Liszts angezogen fühlte.
Carl Reinecke wird jenen Musikfreunden, die sich etwas emsiger in der Musikgeschichte umsehen, als Verfasser der oft gespielten Undine-Flötensonate und als Autor vieler Kadenzen für die Mozart-Klavierkonzerte bekannt sein. Auch als Pianist sind vereinzelte Dokumente überliefert, so etwa auf einer Welte Mignon-Rolle die Soloversion des Larghettos aus Mozarts „Krönungskonzert“ KV 537 (archiphon ARC-106). Bei seinen Fantasiestücken wird man unwillkürlich an ähnliche Stücke von Schumann denken. Es sind Sätze von durchaus eigenwilliger Ton- und Charaktergebung, lebendig, besinnlich, ausgelassen, im dritten Stück, einer „Jahrmarktszene“, ein „altes Volkslied im Bänkelsängertone“ zitierend.
Im Fall der G-Dur-Sonate des musisch veranlagten und auffallend begabten Prinzen Reuß – die Nähe zum Operettengefilde „Reuß-Schleiz-Greiz“ ist keineswegs aus der Luft gegriffen! – handelt sich um eine fast kopistisch anmutende Verbeugung vor der Persönlichkeit Johannes Brahms‘. Man darf erstaunt sein, man darf sich ob der hübschen, aber keineswegs nur hübschen Themen und ihrer gelenkigen Aus- und Weiterführung angenehm berührt fühlen. Hätten sich 1904, denn in diesem Jahr komponierte Heinrich XXIV die drei Sätze, der Adel nur immer so friedfertig betätigt, dann wär das folgend Jahrzehnt entschieden günstiger verlaufen…
Oliver Triendl ist längst als Literaturfahnder eine feste Größe. Ihm entkommt man nicht im besten Sinne, sofern man ein Hörer des Senders „Bayern Klassik“ ist. Weniger bekannt dürfte manchen Hörern die finnische Bratscherin Ann Kreetta Gribajcevic sein, obwohl sie für die Labels Ondine und BIS bereits einige CDs eingespielt hat. Wer jedoch für die finnischen Erstaufführungen etwa der Violakonzerte von Kurtág und Schtschedrin auserkoren wird, dem wird man auch gerne auf dem Terrain der Romantiker aus der Zweiten Liga vertrauen.
Peter Cossé † [27.12.2015]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Friedrich Kiel | ||
1 | Sonate g-Moll op. 67 für Viola und Klavier | 00:24:28 |
Carl Reinecke | ||
5 | Phantasiestück op. 43 Nr. 1 für Viola und Klavier (Romanze) | 00:13:02 |
6 | Fantasiestück op. 43 Nr. 2 für Viola und Klavier | 00:05:34 |
7 | Fantasiestück op. 43 Nr. 3 für Viola und Klavier (Jahrmarkt-Szene) | 00:04:53 |
Heinrich XXIV. Prinz Reuss | ||
8 | Sonate G-Dur op. 22 für Viola und Klavier | 00:18:18 |
Interpreten der Einspielung
- Anna Kreetta Gribajcevic (Viola)
- Oliver Triendl (Klavier)