Robert Fuchs
Ruhig und ausdrucksvoll
TYXart TXA 15066
1 CD • 70min • 2015
02.11.2015
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Die Musikgeschichte ist in ihrer Repertoireauswahl unerbittlich, häufig schreiend ungerecht. Ginge es nur nach dem heute noch überbewerteten Parameter des Fortschritts, müßte man der Musik von Robert Fuchs, zumindest seinem Spätwerk, hoffnungslose Rückwärtsgewandtheit attestieren. Doch zum Glück hat Musik auch einen über-historischen Wert an sich, und so fesseln an diesen drei Spät- bis Spätestwerken des weitgehend vergessenen Meisters (1847 – 1927) die absolut sichere Beherrschung des Handwerks, das unfehlbare Gefühl für Harmonik und Stimmführung, das so viele seiner jüngeren Zeitgenossen nicht mehr haben, sowie die Sinnlichkeit, mit der hier noch einmal Abschied von der Hochromantik gefeiert wird.
Noch nicht einmal zwanzig Jahre nach dem Tod von Johannes Brahms sind die Sechs Fantasiestücke für Viola und Klavier op. 117 erschienen, übrigens im Todesjahr Fuchs´. Da war Fuchs, Schüler von Anton Bruckner und Joseph Hellmesberger, später Theorielehrer von Enescu, Korngold, Mahler, Schreker, Sibelius, Richard Strauss und vielen mehr, schon von links (nämlich den Avantgardisten) und von rechts (nämlich den Operettenkomponisten) überholt worden. Tatsächlich hat auch die Musik selbst retrospektiven Charakter, am wenigsten wohl noch das älteste Stück dieser schönen Kompilation, die verhalten leidenschaftliche Bratschensonate d-Moll op. 86 von 1899.
Aber das Hauptthema des „Leicht bewegt“ aus den Fantasiestücken op. 117 hat große Ähnlichkeit mit dem Allegretto scherzando aus dem Trio op. 115 – was ja ein interessantes Selbstzitat sein könnte, wenn das Thema selbst nicht so generisch wäre; oder eine sehnsüchtige Quintschrittsequenz nimmt auf einmal ihren Lauf und damit formelhaftes Komponieren. Das gibt es zwar auch bei Rachmaninow, aber da ist dann das Gemeingut so übersteigert, dass es wiederum individuell wird. So unrecht hat der kenntnisreiche Beihefttext Christian Heindls nicht, wenn er Fuchs behutsam kritisch, gerade für die Kammermusik, einen „Mangel an Originalität“ bescheinigt. Doch gleichzeitig enthält diese so herbstliche Musik noch einmal den Atem des späten 19. Jahrhunderts.
Am originellsten nimmt sich das Klaviertrio fis-Moll op. 115 von 1921 aus, nicht zuletzt wegen der raren Besetzung mit Violine und Viola, welche hilft, die Mittellage des Satzes zu erkunden und die Baßfunktion anstatt dem Violoncello dem Klavier überläßt. In allen drei Stücken jedoch kommt die hohe Musikalität des Bratschers Máté Szücs, des Geigers Noah Bendix-Balgley und des Pianisten Oliver Triendl wunderbar heraus: Alle haben Lust auf diese Musik, spielen blutvoll auf, besonders die pastose Viola, greifen beherzt in die Saiten und helfen so über manche allzu allgemeine Wendung hinweg.
Prof. Michael B. Weiß [02.11.2015]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Robert Fuchs | ||
1 | Trio fis-Moll op. 115 für Violine, Viola und Klavier | 00:26:31 |
5 | Sechs Fantasiestücke op. 117 für Klavier | 00:22:28 |
11 | Sonate d-Moll op. 86 für Viola und Klavier | 00:20:50 |
Interpreten der Einspielung
- Noah Bendix-Balgley (Violine)
- Máté Szücs (Viola)
- Oliver Triendl (Klavier)