Olga Peretyatko
Rossini!
Sony Classical 88875057412
1 CD • 70min • 2014
22.09.2015
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Im Rossini-Zentrum Pesaro wurde sie vom Publikum als neue Koloraturdiva gefeiert: die junge russische Sopranistin Olga Peretyatko. Nun gibt es die Gelegenheit, ihre gepriesene Rossini-Kunst auf einem opulent ausgestatten Album nachzuhören und nachzuprüfen. Bühnenwirkung macht oft einen erheblichen Teil des Erfolges aus, das wissen wir alle. Ebenso, dass Tonaufnahmen etwas Sezierendes besitzen, denn da wird jede Einzelheit beguckt und durchleuchtet. Und unter diesem akustischen Röntgenblick will sich der berauschende Eindruck nicht so recht einstellen.
Olga Peretyatko kann viel, das steht fest. Ihr stakkato klingt glockenrein, die Stimme besitzt Beweglichkeit, der Vortrag zeigt Verständnis für die szenischen Situationen, es gelingen ihr auch manche expressive Phrasen. Hingegen muß konstatiert werden, dass das Organ entweder bereits Symptome der Abnützung aufzeigt, oder noch Anfangs-Unfertigkeiten zu bewältigen hat. Die Stimme dieser jungen Sängerin klingt merkwürdigerweise nicht jung. Nicht nur das, sie besitzt keine Eigenart, keine Tonfülle, sie spinnt sich wie ein dünner zittriger Faden von Ton zu Ton fort.
Und dazu noch die üble, durch Koloratur-Primadonnen leider „geheiligte“ Gewohnheit, überall und jederzeit in unnötiges Koloratur-Geflunker auszuweichen. Da ein eingelegtes D, dort ein Es, ein E usw. Und oft kommen solcherart rechte Quietschtöne zustande. Rossini wollte das nicht, hat sich sogar ganz dezidiert dagegen ausgesprochen. Auch sind die meisten Primadonnenrollen Rossinis in der tieferen Lage angesiedelt. Und Tiefe und Mittellage sind effektive Schwachstellen dieser Stimme.
Erstaunlich, dass Alberto Zedda, der oberste Gralshüter in puncto Rossini, da mitgemacht hat, anstatt der jungen Dame ihre Eskapaden abzugewöhnen. Zum Glück kann man sich am schönen Klang, an der Vitalität erfreuen, die das Orchester der Opera Comunale in Bologna unter Maestro Zedda spendet. Auch den Chor des Hauses muß man für seine kräftige Mitwirkung belobigen. Außer den beiden durch zahlreiche Einzelaufnahmen berühmten Arien „Bel raggio lusinghier“ aus Semiramide und „Una voce poco fa“ aus dem barbiere erklingen weniger geläufige Stücke aus Il viaggio a Reims, Tancredi, Matilde di Shabran und Il turco in Italia.
Dass junge russische Sängerinnen oft recht schnuckelig aussehen, ist allseits bekannt. Daher viele einschlägige Fotos von Olga Peretyatko. Wir hoffen aber, ihr als ausgereifte Sängerin wieder zu begegnen, nicht als Fotomodell.
Clemens Höslinger [22.09.2015]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Gioachino Rossini | ||
1 | Partir, o ciel! Desio... Che miro! ah! qual sorpresa! Grazie vi rendo, o Dèi! (Contessa di Folleville - aus: Il Viaggio a Reims) | 00:12:43 |
2 | All'ombra amena (Corinna - aus: Il Viaggio a Reims) | 00:07:13 |
3 | Ami alfine... Tace la tromba altera (Matilde - aus: Matilde di Shabran) | 00:10:51 |
4 | Di mia vita infelice... No, che il morir (Amenaide - aus: Tancredi) | 00:10:48 |
5 | Bel raggio lusinghier (Semiramide - aus: Semiramide) | 00:10:40 |
6 | Una voce poco fa (Cavatine der Rosina - aus: Il barbiere di Siviglia) | 00:06:41 |
7 | I vostri cenci vi mando... Squallida veste e bruna... L'infelice, che opprime sv (Fiorilla - aus: Il turco in Italia) | 00:11:22 |
Interpreten der Einspielung
- Olga Peretyatko (Sopran)
- Coro del Teatro Comunale di Bologna (Chor)
- Orchestra del teatro Comunale di Bologna (Orchester)
- Alberto Zedda (Dirigent)