Inspiration
Dauenhauer Kuen
Thorofon CTH2621
1 CD • 58min • 2014
12.08.2015
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Hans Pfitzner: „…wenn das nicht den Künstler ausmachte, dass bei ihm sich die Zauberstunde einstellt“ – „Musik kann nie der Konstruktion entspringen sondern der Eingebung.“ Inspiration, „Eingebung“ haben die Geigerin Anna Sophie Dauenhauser und der Pianist Lukas Maria Kuen ihr Thorofon-Projekt mit zwei bedeutenden Violinsonaten von Hans Pfitzner und Ferruccio Busoni überschrieben. Und die beiden Instrumentalisten, die sich in München während ihres Studiums kennen lernten, sind auch im Bereich der musikalisch-musikantischen Übermittlung in der Lage , diesen Schlüsselbegriff mit Leben zu erfüllen. Pfitzners von modernen, von neumodischen Entwicklungen und ästhetischen Verordnungen wortführender und seiner Überzeugung nach misstonangebender Kreise völlig unbeeindruckte Musik gibt dem Duo im Verlauf von drei ebenso lebhaften wir nachdenklichen Sätzen Gelegenheit, sich als Formation alliierter Eingebung zu positionieren. Pfitzners erwärmendes, gelegentlich auch schwüles Espressivo, seine Feurigkeit im Sinne von „deutschelnder“ Stämmigkeit in Nachbarschaft etwa zu Regers Humorigkeit oder Hindemithscher Ausgelassenheit eröffnen den beiden Ausführenden eine Fülle von Möglichkeiten, sich auf der Basis offenkundig gründlicher Vorbereitung frei und daher auch überzeugend „auszudrücken“.
Die Edition ist jedoch nicht nur aus rein musikalischer Sicht empfehlenswert. Anne Sophie Dauenhauser äußert sich im Begleitheft sehr ausführlich und durchaus angemessen kritisch über die biographischen und gesellschaftlichen Verknüpfungen, die auf das Leben und Schaffen Pfitzners im nationalsozialistischen Deutschland einen langen Schatten werfen werden.
Die diskographische Situation im Umfeld der beiden Sonaten ist recht übersichtlich. Pfitzners 1918 im Konzertsaal des Münchner Hotels „Vier Jahreszeiten“ uraufgeführte e-Moll-Sonate liegt mir in einer MDG-Einspielung mit Benjamin Schmid und Claudius Tanski vor. Sie verbucht lediglich in der räumlich-farblichen Ausprägung ein paar Pluspunkte. Busonis Sonate in derselben Tonart gehört zwar nicht zum konzertanten Alltag der maßgebenden Geiger, aber man begegnet ihr doch öfter als dem Pfitzner-Werk. Hier bleibt meiner Einschätzung nach die forschende, schwelende und im dichtesten musikalischen Gedränge bestens durchlüftete Aufnahme mit Gidon Kremer und Valery Afanassiev (bis auf weiteres) das Maß aller Dinge. Wie sich aber Anna Sophie Dauenhauer und Lukas Kuen – seit 2010 Pianist im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks – im Verlauf dieses nicht nur im abschließenden Variationssatz so vielschichtig gewagten Stückes verhalten, das beweist beträchtliches handwerkliches Können und – wie schon angedeutet – eine gehörige Portion an gedanklicher und emotionaler Lebendigkeit. Ein in den verhaltenen Zeitmaßen etwas schlanker geführter und im lyrischen Ernstfall eine Spur blühenderer Violinton könnte dem Vortrag zusätzlichen Schmelz und klangliche Individualität verleihen.
Vergleihsaufnahmen: Pfitzner: B.Schmid – Tanski (MDG 3120934-2); Busoni: Mordkovitch –Postnikova (Chandos 8868), Saschko Gawrilow – Gililov (Preciosa Aulos PRE 68527 AUL), Kremer – Afanassiev (DG 423 619-2)
Peter Cossé † [12.08.2015]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Hans Pfitzner | ||
1 | Sonate e-Moll op. 27 für Violine und Klavier | 00:27:48 |
Ferruccio Busoni | ||
2 | Sonata No. 2 e minor op. 36a | 00:30:04 |
Interpreten der Einspielung
- Anna Sophie Dauenhauer (Violine)
- Lukas Maria Kuen (Klavier)