Richard Strauss
Ein Leben in Liedern • A Life in Song

TYXart TXA14047
1 CD • 65min • 2014
05.06.2015
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Wie kein anderer Komponist hat Richard Strauss sein eigenes Leben zum Gegenstand musikalischer Gestaltung gemacht, was ihm schon zu Lebzeiten einige Kritik eingetragen hat. Doch die sinfonischen Werke „Ein Heldenleben“ und „Sinfonia domestica“ haben sich bis heute hartnäckig im Konzertrepertoire gehalten und auch die Oper “Intermezzo“ wird immer wieder einmal gespielt. Die Idee, aus seinen mehr als 200 Liedern, die er in fast 8 (!) Jahrzehnten geschrieben hat, eine Auswahl zu treffen, die sich zu einer klingenden Biographie zusammenfügt, ist deshalb gar nicht abwegig und hat sogar einigen Reiz, wie es hier der Bariton Timothy Sharp überzeugend demonstriert. Dabei ist einschränkend festzuhalten, dass sich das angekündigte „Leben in Liedern“ vor allem auf die Jugendjahre des Meisters fokussiert. Nur drei der 23 Titel sind nach 1900 entstanden. Und so steht der empfindsame Liebhaber im Mittelpunkt, der seiner Pauline, mit der er auch viel Streit und Streß hatte, immer tief ergeben war.
Der in Augsburg geborene Sänger, Sohn und Schüler der vor allem durch ihre Mitwirkung im Bayreuther „Ring“ unter Boulez und Chéreau berühmt gewordenen amerikanischen Sopranistin Norma Sharp, bringt für dieses Programm zusätzliche Voraussetzungen mit, da er über acht Jahre an Meisterklassen von Hans Hotter teilnehmen konnte, der einen besonders engen Draht zum Komponisten hatte, etwa in einem Konzert zu dessen 80. Geburtstag in Wien einen festlichen Abend gestaltete, der ausschließlich dessen Liedern vorbehalten war. Laut Hotter war Strauss mit der Art, wie seine Lieder häufig interpretiert wurden, gar nicht einverstanden - zu effekthascherisch, zu opernhaft fand er sie oft. Man solle sie so schlicht vortragen wie ein Schubert-Lied, da sie bei zu viel Dampf schnell kitschig wirken könnten.
>Das ist leichter gesagt als getan. Denn Strauss leistet dem vokalen Muskelspiel selbst Vorschub, indem er die Gesänge am Ende oft in einem langen Spitzenton kulminieren lässt. Und auch Sharp lässt sich hier nicht lumpen. Sein viriler, schlanker Bariton entwickelt in der Höhe tenoralen Glanz, was ihn für diese Lieder prädestiniert. Doch insgesamt findet er die goldrichtige Mischung aus emotionalem Überschwang und intellektueller Kontrolle. Er zeigt ein Gespür für textliche und musikalische Nuancen und leuchtet auch die psychologischen Feinheiten der Texte aus. Jan Roelof Wolthuis schlägt mitunter etwas hart in die Tasten, ist dem Sänger aber ein sehr eloquenter Begleiter, der vor allem bei lautmalerischen Klangzaubereien förmlich aufblüht.
Ekkehard Pluta [05.06.2015]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Richard Strauss | ||
1 | Nichts op. 10 Nr. 2 | 00:01:23 |
2 | Für funfzehn Pfennige op. 36 Nr. 2 | 00:02:18 |
3 | Du meines Herzens Krönelein op. 21 Nr. 2 | 00:02:03 |
4 | Wie sollten wir geheim sie halten op. 19 Nr. 4 | 00:01:41 |
5 | Ach weh mir unglückhaftem Mann op. 21 Nr. 4 | 00:02:15 |
6 | Traum durch die Dämmerung op. 29 Nr. 1 | 00:03:00 |
7 | Himmelsboten op. 32 Nr. 5 | 00:02:59 |
8 | Freundliche Vision op. 48 Nr. 1 | 00:02:24 |
9 | Ständchen op. 17 Nr. 2 | 00:02:30 |
10 | Wozu noch, Mädchen, soll es frommen op. 19 Nr. 1 (1885/1888) | 00:01:44 |
11 | Morgen! op. 27 Nr. 4 | 00:04:01 |
12 | Cäcilie op. 27 Nr. 2 | 00:02:08 |
13 | Liebeshymnus op. 32 Nr. 3 | 00:02:01 |
14 | Gefunden op. 56 Nr. 1 | 00:02:14 |
15 | Zueignung op. 10 Nr. 1 | 00:01:52 |
16 | Heimkehr op. 15 Nr. 5 | 00:02:17 |
17 | Heimliche Aufforderung op. 27 Nr. 3 | 00:03:20 |
18 | Nachtgang op. 29 Nr. 3 | 00:02:35 |
19 | Die Nacht op. 10 Nr. 3 | 00:02:42 |
20 | Befreit op. 39 Nr. 4 | 00:05:01 |
21 | Allerseelen op. 10 Nr. 8 | 00:03:05 |
22 | Vom künftigen Alter op. 87 Nr. 1 | 00:04:46 |
23 | Im Sonnenschein op. 87 Nr. 4 | 00:04:36 |
Interpreten der Einspielung
- Timothy Sharp (Bariton)
- Jan Roloef Wolthuis (Klavier)