Felix Woyrsch Symphony No. 3 · Drei Böcklin-Phantasien
cpo 777 923-2
1 CD • 60min • 2013
06.03.2015
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Bevor man sich traut, über ein Kunstwerk ein eigenes Urteil zu fällen, müssen offenbar immer die Experten ‘ran, weshalb denn auch der beiliegende, sonst durchaus informative Begleittext mit einem Balance-Akt zwischen Theodor W. Adornos nicht eben hilfreich gewesener Philosophie und den theoretischen Ansichten des würdigen Hans Heinrich Eggebrecht beginnt: als ob wir erst Gedankenmuster justieren, korrigieren, assimilieren und akzeptieren müßten, ehe wir so etwas wie die Sinfonik des Spätromantikers Felix Woyrsch (1860-1944) goutieren dürften....
Glücklicherweise habe ich, meiner lieben Gewohnheit entsprechend, wieder mehrfach zugehört, ehe ich rückwirkend feststellen konnte, um wie vieles komplizierter und zwiespältiger die Eindrücke an sich gewesen hätten sein sollen. Da war ich aber froh! Denn wer weiß, ob mich die dritte Sinfonie des Mannes aus Troppau, der den größten Teil seines Lebens in Altona Musik gemacht hat, ebenso hätte ansprechen können, wenn ich bei jedem zweiten Takt über die Frage gestolpert wäre, ob man so etwas in den zwanziger Jahren überhaupt noch hätte machen dürfen.
Schlimm genug, dass ich mich wiederholt dabei ertappte, wie ich die drei Böcklin-Phantasien aus der Zeit der Hamlet-Ouvertüre (cpo 777 744-2) und des Sinfonischen Prologs zur Göttlichen Komödie (MDG) gegen das Licht der unvergleichlichen Toteninsel von Sergej Rachmaninoff und die Böcklin-Sinfonie des Schweizers Hans Huber hielt: als ob ein solcher Vergleich auch nur das Geringste über das kompositorische Potential des Autodidakten Woyrsch aussagte, der sich mit vielem Elan und erstaunlicher Kraft seinen Weg irgendwo zwischen Brahms und Bruckner bahnte, ohne sich in die eine oder andere Richtung eigentlich epigonal zu verirren.
Es geht etwas Überzeugendes von dieser Musik aus. Ich spüre, dass hier einer nicht etwa komponierte, weil er der Welt was zeigen wollte oder, ärger noch, weil sich das für den Städtischen Musikdirektor und Chorleiter so gehört hätte. Und Woyrsch ist auch nicht mit dem Tablett am romantischen Buffet vorübergezogen, um fein säuberliche Menüs zu arrangieren: Dann wäre seine Sinfonik viel glatter und polierter ausgefallen, hätten sich die schroffen Kanten und die erdigen Farben verloren – und auch das Anfangsinteresse wäre schnell dahin gewesen, anstatt, wie es tatsächlich geschieht, mit jedem neuen Durchgang merklich zu wachsen. Förderlich sind da selbstverständlich die pure Aufnahmequalität und vor allem die engagierte Ausführung, die sich offenbar auf den Wellenlängen des Komponisten bewegt: Dass bis zur nächsten Veröffentlichung nicht wieder drei Jahre vergehen, wäre ein Ziel, aufs Innigste zu wünschen.
Rasmus van Rijn [06.03.2015]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Felix Woyrsch | ||
1 | Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 70 | 00:34:16 |
5 | Die Toteninsel op. 53 Nr. 1 | 00:08:47 |
6 | Der Eremit op. 53 Nr. 2 | 00:08:35 |
7 | Im Spiel der Wellen op. 53 Nr. 3 | 00:08:27 |
Interpreten der Einspielung
- Oldenburgisches Staatsorchester (Orchester)
- Thomas Dorsch (Dirigent)