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Classicclips CLCL 128
1 CD • 62min • 2014
24.02.2015
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Vor knapp zwei Jahren gewannen der Bariton Samuel Hasselhorn und seine Klavierbegleiterin Takako Miyazaki beim Internationalen Schubert-Wettbewerb in Dortmund den 1. Preis in der Gruppe „LiedDuo“. Vom Energieversorger RWE gesponsert und vom NDR produziert, entstand daraufhin die vorliegende Debüt-CD, die den Juroren des Wettbewerbs ein gutes Zeugnis ausstellt. Der in Göttingen geborene und in Hannover ausgebildete, heute 24jährige Sänger ist schon jetzt ein ausgereifter Künstler und bereits mehr als ein Geheimtipp, für seine etwas ältere, mehrfach preisgekrönte japanische Partnerin gilt das nicht minder. Das klug gewählte Programm verbindet romantische Lieder aus drei weit auseinander liegenden Musikepochen und ist auf das Thema „Nacht“ fokussiert.
Die jungen Künstler können vom Start weg überzeugen. Bei Hasselhorn muß man vor allem die Unangestrengtheit des Vortrags bewundern, und zwar in gesangstechnischer wie interpretatorischer Hinsicht. Da ist nichts aufgesetzt oder manieriert und es gibt keine Kopien großer Vorbilder. Alles wirkt natürlich und entspannt, als könnte es gar nicht anders klingen. Die schlanke und helle Stimme, die von der Jugend des Sängers zeugt, verfügt gleichwohl über genügend Farben, um die Kontraste des Programms auszuloten. Der erfrischenden Leichtigkeit und Lockerheit in Abschied und Die Taubenpost steht die heroische Gebärde in Der Atlas und die düstere Getriebenheit im Erlkönig gegenüber, den der Bariton ohne Übertreibungen charakteristisch gestaltet. Für den spätromantischen Überschwang der Pfitzner-Gesänge bietet er die nötige Wärme und Fülle auf, in Aribert Reimanns Vertonung des Nachtstücks I von Eichendorff (1966) überzeugt er mit nachdrücklicher Expressivität. Die leichte lyrische Stimme ist überhaupt sehr expansionsfähig und es wäre interessant, den Sänger auf der Opernbühne zu erleben. Sein aktueller Terminkalender weist derzeit nur Konzertauftritte auf.
Kleine Einwände habe ich gegen die sprachliche Artikulation. Hasselhorn tendiert dazu, Endsilben und Endkonsonanten zu minimieren. Vor allem in diesen Nacht-Stücken, wo dauernd auf „-acht“ gereimt wird, fällt das fehlende Schluß-t irritierend auf.
In Takako Miyazaki hat der Sänger eine ideale Klavierbegleiterin gefunden, die sich durch Behändigkeit, musikantische Frische und pointierte Akzentsetzung auszeichnet. Die beiden sind offenbar sehr gut aufeinander eingespielt. In toto ein Debüt-Album, das große Erwartungen für die Zukunft weckt.
Ekkehard Pluta [24.02.2015]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Franz Schubert | ||
1 | Der Atlas D 957 Nr. 8 (from: Schwanengesang D 957) | 00:02:25 |
2 | Abschied D 957 Nr. 7 (from: Schwanengesang D 957) | 00:04:43 |
3 | Ihr Bild D 957 Nr. 9 (aus: Schwanengesang D 957) | 00:02:39 |
4 | Erlkönig op. 1 D 328 | 00:04:18 |
5 | Am Tage Aller Seelen D 343 (Litaney auf das Fest aller Seelen) | 00:03:37 |
Hans Pfitzner | ||
6 | Studentenfahrt op. 11 Nr. 3 | 00:02:50 |
7 | Michaelskirchplatz op. 19 Nr. 2 | 00:02:56 |
8 | Es glänzt so schön die sinkende Sonne op. 4 Nr. 1 | 00:02:53 |
9 | Sie haben heut' abend Gesellschaft op. 4 Nr. 2 | 00:01:52 |
10 | Nachtwanderer op. 7 Nr. 2 | 00:01:58 |
Aribert Reimann | ||
11 | Wir ziehen treulich auf die Wacht | 00:01:49 |
12 | Die Vöglein, die so fröhlich sangen | 00:01:46 |
13 | Vor dem Schloss in den Bäumen es rauschend weht | 00:02:13 |
14 | Hörst du die Gründe rufen | 00:02:44 |
15 | Hier steh ich wie auf treuer Wacht | 00:01:48 |
Franz Schubert | ||
16 | Nachtstück c-Moll op. 36 Nr. 2 D 672 | 00:05:09 |
17 | Im Freien D 880 | 00:05:04 |
18 | Des Sängers Habe D 832 | 00:03:09 |
19 | Der Geistertanz D 949 for Choir (Die bretterne Kammer der Toten erbebt) | 00:03:47 |
20 | Die Taubenpost D 957 Nr. 14 | 00:03:58 |
Interpreten der Einspielung
- Samuel Hasselhorn (Bariton)
- Takako Miyazaki (Klavier)