Etude
Clare Hammond
BIS 2004
1 CD/SACD stereo/surround • 67min • 2013
02.02.2015
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die in Deutschland noch unbekannte britische Pianistin Clare Hammond präsentiert sich auf ihrer hier vorliegenden zweiten CD (eine erste, beim gleichen Label, enthielt Werke von Andrzej Panufnik und dessen Tochter Roxanna Panufnik) als ausgesprochene Virtuosin. Das legt der Titel „Etude“ schon nahe, obwohl sie nicht die ursprünglichen, kompositorisch eher primitiven Etüden vorstellt, sondern aus der späteren Geschichte dieser Gattung solche Werke, die pianistisch-technische Problemstellungen mit einem kompositorisch-expressiven Anspruch verbinden. Dabei wandelt der russische Spätromantiker Sergej Ljapunov nicht nur mit dem Titel seiner Etüden, sondern auch mit dem klanglichen Ergebnis deutlich auf den Spuren Franz Liszts. Die dunkel getönten Stücke, denen Clare Hammond rhythmischen Drive verleiht, erweisen sich gleichwohl als durchaus reizvoll.
Die bisher erschienenen sechs Etüden (aus einem geplanten zwölfteiligen Zyklus) der in Berlin lebenden Koreanerin Unsuk Chin sind technisch intrikate Herausforderungen mit wechselnder poetisch-narrativer Charakteristik. Während in der Ersteinspielung des Werkes durch die Koreanerin Mei Yi Foo (Odradek Records 1700302) das poetisch-klangliche Moment mehr im Vordergrund stand, wählt Clare Hammond eine betont sportlich-virtuose Annäherung; ihre Wiedergabe ist meist auch etwas schneller, während bei den eher verhaltenen Passagen geringfügig die Spannung abfällt. Im Gegensatz zur Interpretin, die ihre CD selbst betextet hat, muß allerdings betont werden, dass der Hinweis auf Chins Lehrer György Ligeti hier nicht viel besagt: Während Ligeti bei seinen Klavieretüden eine vorwiegend mathematische Idee sich konsequent entwickeln läßt, steht bei Unsuk Chin doch die Auslotung des expressiven Potentials von Klang- und Registerwechseln an erster Stelle.
Auch bei den spätimpressionistischen Etüden von Karol Szymanowski und den jazzigen Stücken von Nikolaj Kapustin erweist sich Clare Hammond als souveräne Technikerin, die aber auch enormen Klangsinn zu entfalten in der Lage ist. Eine interessante und hörenswerte Zusammenstellung abseits der ausgewalzten Klavierpfade.
Dr. Hartmut Lück † [02.02.2015]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Sergej Liapunow | ||
1 | Térek op. 11 No. 4 – Allegro impetuoso | 00:04:03 |
2 | Nuit d'été op. 11 No. 5 – Lento ma non troppo | 00:08:25 |
3 | Tempête op. 11 No. 6 – Allegro agitato molto | 00:04:15 |
Unsuk Chin | ||
4 | Piano Étude Nr. 1 C-Dur | 00:18:56 |
5 | Piano Étude Nr. 2 (Sequenzen) | 00:02:40 |
6 | Piano Étude Nr. 3 (Scherzo ad libitum) | 00:03:09 |
7 | Piano Étude Nr. 4 (Scalen) | 00:02:48 |
8 | Piano Étude Nr. 5 (Toccata) | 00:02:45 |
9 | Piano Étude Nr. 6 (Grains) | 00:03:58 |
Karol Szymanowski | ||
10 | Zwölf Etüden op. 33 für Klavier | 00:13:52 |
Nikolai Kapustin | ||
22 | Fünf Etüden in unterschiedlichen Intervallen op. 68 | 00:16:20 |
Interpreten der Einspielung
- Clare Hammond (Klavier)