Johann Sebastian Bach
Violin Concertos
cpo 777 904-2
1 CD • 55min • 2011
11.02.2015
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Zwei Solokonzerte und ein Doppelkonzert machen das Korpus der überlieferten Violinkonzerte aus der Feder Johann Sebastian Bachs aus; die Musikwissenschaft schließt jedoch aus der Tatsache, dass Bach von diesen Konzerten später Cembalokonzerte parodierte, im Umkehrschluß, dass noch weitere Violinkonzerte diesen Bearbeitungsweg gingen. Inzwischen liegen zahlreiche Rekonstruktionen vor, darunter auch ein Doppelkonzert für Violine und Oboe nach dem Konzert für zwei Cembali BWV 1060, diese Wiederherstellung ergänzt die Einspielung der Originalwerke durch das Concerto Copenhagen. Mit knapp über 55 Minuten bleibt die CD gute 20 Minuten hinter der Speicherkapazität des Mediums zurück; obwohl das Programm schlüssig ist, hätte ein weiteres Violinkonzert die Geduld der Zuhörer sicher nicht über Gebühr strapaziert, man wäre im Gegenteil erfreut gewesen.
Die Solisten entstammen, mit Ausnahme von Manfredo Kraemer in BWV 1060R, dem Concerto Copenhagen, das sich selbst abgekürzt gern CoCo nennt, vermutlich ohne dabei an Coco Chanel, die Klassikerin weiblicher Eleganz, zu denken. Doch bei diesen Interpretationen an die kompromisslose schlanke Linie der französischen Modezarin zu denken, wäre nicht einmal die schlechteste Assoziation: Eleganz und federndes Spiel bestimmen die Atmosphäre dieser Concerti, deren Entstehungszeit unklar, jedoch spätestens in die früheren Leipziger Jahre einzuordnen ist, ehe Bach in den Konzerten mit dem Collegium Musicum im Zimmermannschen Caféhaus seine Söhne mit den nach dem Violinkonzerten parodierten Cembalokonzerten dem Publikum präsentierte und vielleicht selbst sogar als Solist dieser Violinkonzerte zu hören war – seinem Sohn Carl Philipp Emanuel zufolge wae er ja bis in seine späten Jahre ein vorzüglicher Geiger.
Erik From, Konzertmeister von CoCo, ist der Solist in BWV 1041 und 1042, er geht behände, aber nie forsch zu Werke, in den Mittelsätzen mit schnellerem Tempo als die meisten anderen – freilich macht es Rachel Podger ähnlich. Beiden gelingt es, graziles Spiel mit inniger Stimmung zu vereinen. Podger indes spielt die Konzerte in Solobesetzung – dieser Versuch wäre CoCo , das in kleiner Orchesterbesetzung auftritt, vielleicht auch anzuraten.
Im Doppelkonzert BWV 1043 sind Peter Spissky und Bjarte Eike die Sologeiger: Tempo und Temperament sind hier etwas verhaltener als in den anderen Aufnahmen. In einer ruhigen, doch nicht gemächlichen Atmosphäre geben Lars-Ulrik Mortensen und seine Solisten der Musik Raum zur Entwicklung und bieten so einen willkommenen Kontrast besonders zu dem markierten und nervösen Spiel von Café Zimmermann, die ihre Neigung zum Parforceritt nicht zügeln können.
Für das Konzert für Violine und Oboe BWV 1060R kommt der Geiger Manfredo Kraemer als Gastsolist zu CoCo und passt sich hervorragend an das Interpretationskonzept dieser CD an. Gemeinsam mit Antoine Torunczyk, dem aus Frankreich stammenden Oboisten des Orchesters, gelingt eine Interpretation, die vibriert, aber doch die intimeren Akzente des Werks nicht vernachlässigt. Im Vergleich stehen hier Lisa Batiashvili und ihr Mann François Leleux wesentlich näher als Café Zimmermann – leider gilt das oben Gesagte auch für dieses Konzert.
Das Klangbild ist im Vergleich mit den anderen unten angeführten Einspielungen enttäuschend eng und zuweilen fern, es könnte durchaus daran Schuld sein, wenn man die klangliche Leistung der Solisten dieser CD gelegentlich für schmaler hält als die der präsent vor den Mikrophonen aufspielenden Kollegen.
Vergleichseinspielungen: Podger, Brecon Baroque (SACD: CCS 30910). Manze, Podger, Academy of Ancient Music (SACD: HMU 807155). Letzbor, Ars Antiqua Austria (CD: SY 94134). Thomas Zehetmair: Amsterdamse Bach Solisten (ED 0011142BC). Café Zimmermann (CD: Alpha 048). Batiashvili, Leleux, Kammerorchester des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, Szulc (CD: DG 479 2479).
Detmar Huchting [11.02.2015]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Sebastian Bach | ||
1 | Konzert a-Moll BWV 1041 für Violine und Orchester | 00:12:07 |
4 | Konzert Nr. 1 E-Dur BWV 1042 für Violine und Orchester | 00:15:43 |
7 | Konzert d-Moll BWV 1043 für 2 Violinen und Orchester | 00:14:46 |
10 | Konzert c-Moll BWV 1060R (rekonstruiert nach dem Konzert c-Moll für zwei Cembali BWV 1060) | 00:12:26 |
Interpreten der Einspielung
- Fredrik From (Violine)
- Peter Spissky (Violine)
- Bjarte Eike (Violine)
- Manfredo Kraemer (Violine)
- Antoine Torunczyk (Oboe)
- Concerto Copenhagen (Ensemble)
- Lars Ulrik Mortensen (Dirigent)