Maurice Ravel
Orchestral Works Vol. 2

SWRmusic 93.325
1 CD • 66min • 2013, 2014
27.10.2014
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Bereits mit der ersten Folge seiner Erkundung des Ravel′schen Orchesterwerks mit dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart wusste Stéphane Denève rundum zu überzeugen [sh. Klassik Heute-Besprechung vom 5.11.2013 unter Interpreten, Denéve]. Mit dem vorliegenden Volume 2 vermag er größtenteils an diesen Erfolg anzuknüpfen. Der Dirigent, dessen untrügliches Gespür für französische Musik bereits in Einspielungen von Werken Debussys, Roussels und Poulenc zu bewundern war, leistet sich auch bei Ravel keinen Fehltritt, denn er ist sich dessen bewusst, dass der Komponist seine Musik keineswegs „interpretiert“, sondern lediglich perfekt gespielt wissen wollte. Da Ravels typische untergründige Dämonie, anders als bei den in der Folge 1 präsentierten Werken, in den hier aufgeführten Kompositionen keine tragende Rolle spielt, beschränkt sich Denève in seinem Dirigat auf zwei musikalische Grundingredienzien: glasklare Auffächerung des motivischen Geflechts und feinsinnige Austarierung der klangfarblichen Werte.
Auf diese Weise gelingen ihm ungemein detailreiche (aber eben nicht: detailverliebte!) und warmherzige Interpretationen etwa des gesamten Ma mère l′oye-Balletts, des Menuet antique und der selten gespielten, für Ravel noch nicht vollständig typischen, aber dennoch sehr ansprechenden Shéhérazade-Ouvertüre. Den Höhepunkt der CD stellt für mich Une barque sur l′océan dar: ein funkelndes Kaleidoskop von Farbflecken und kleinsten Motiven, die sonst in dem Stück kaum je zu vernehmen sind. Dass der Ozean sich bei Denève weniger stürmisch gibt als sonst, sondern eine vorwiegend ruhige Oberfläche präsentiert, mag ungewohnt sein, aber passt zum quasi meditativen Konzept des Dirigenten in diesem Werk.
Ansonsten hält sich Denève, ganz im Sinne Ravels, vornehm zurück, wenn es darum geht, eigene Ideen beizusteuern. Dass er in der „Laideronette“ aus Ma mère das eine oder andere Streicher-Glissando sowie ein chinesisches Becken hinzuzieht, um die exotische Szenerie zu unterstreichen, dürfte kaum ein Problem darstellen. Lediglich in der populären Pavane präsentiert er vielleicht ein Zuviel an dirigentischen Akzentsetzungen und didaktischen Hinweisen auf schöne Stellen – mit dem Ergebnis, dass der ruhige Fluss des betont schlichten Stücks sich nicht in der gebotenen Kunstlosigkeit entfalten kann. Bleibt abschließend zu erwähnen, dass, wie auch schon in der ersten Folge, das Stuttgarter Orchester sich unter Denèves Händen als ein auf Ravels Klangwelten perfekt eingestimmtes Ensemble erweist.
Thomas Schulz [27.10.2014]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Maurice Ravel | ||
1 | Pavane pour une infante défunte | 00:06:12 |
2 | Ma mère l'oye (Ballett in 6 Bildern für Orchester) | 00:29:50 |
9 | Une barque sur l'océan | 00:07:29 |
10 | Shéhérazade (Ouverture de féerie) | 00:13:30 |
11 | Menuet antique | 00:07:02 |
12 | Fanfare pour l'éventail de Jeanne | 00:01:50 |
Interpreten der Einspielung
- Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR (Orchester)
- Stéphane Denève (Dirigent)