Mussorgsky Bilder einer Ausstellung
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Antes BM319291
1 CD • 54min • 2013
13.06.2014
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Offenkundig schreien die „Bilder einer Ausstellung“ Modest Mussorgskys, im Original für Klavier geschrieben, nach Bearbeitung. Wahrscheinlich liegt das an den vielfältigen musikhistorischen Situationen, die der Komponist dem Klaviersatz anvertraute: Choräle, alte Gesänge mit Lautenbegleitung bis hin zum Orchestertutti mit Glockengeläut des „Heldentors“ werden hier versammelt. Der Klaviersatz scheint in diesem Stück nur Klangvorstellungen zu symbolisieren, die weit über dieses Instrument hinausreichen.
Eine Bearbeitung für Trompete und Orgel stand nach dem Wissensstand des Rezensenten bislang noch aus; was es freilich gab, war die schöne Orchestrierung Elgar Howarths für Blechbläser, die etwa das Ensemble The Wallace Collection unter John Wallace zu Beginn der 1990er Jahre einspielte (Collins 12272). Die hier auf Antes vorgelegte Variante für Trompete und Orgel von Joachim Enders und Manfred Bockschweiger, die auch als Bearbeiter fungieren, scheint ebenfalls gut geeignet für dieses Werk, da ja der Komponist selbst sowohl die solemne Sphäre der Blechbläser wie auch die religiös konnotierte der Orgel seinem Werk eingeschrieben hatte.
Wenn die Version des Organisten Enders und des Trompeters Bockschweiger enttäuscht, liegt das daran, dass sie zuviele Möglichkeiten verschenkt. Beide in Darmstadt niedergelassene Musiker: Enders ist dort Organist der Evangelischen Petrusgemeinde, Bockschweiger Solotrompeter des hiesigen Staatstheaters, gehen viel zu brav vor, verzagen gleichsam vor dem original so grenzüberschreitenden Werk aus Mussorgskys Feder. Zum Vergleich: Ravels Bearbeitung der „Bilder“, die letztlich beliebter wurde, als es Ravel lieb sein konnte, bezog ihre Überzeugungskraft nicht zuletzt daraus, dass sie praktisch alle Möglichkeiten des modernen Orchesters ausschöpfte.
Enders und Bockschweiger beschränken sich jedoch viel zu oft auf den konventionellen Gebrauch ihrer Instrumente. Im Ganzen wirkt das wenig inspiriert, teilweise sogar fast lustlos. Ist denn die Darmstädter Orgel wirklich so schmalbrüstig, wie sie hier abgebildet wird? Ihr Tutti im Satansportrait „Die Hütte auf Hühnerfüßen“ fällt gegenüber praktisch allen anderen Fassungen hoffnungslos zurück, ihr Plenum im abschließenden „Heldentor“ gerät viel zu dünn. Auch der Trompeter Manfred Bockschweiger, sicherlich ein sehr guter Musiker, zeigt hier sicherlich nicht alles, was er könnte. Wunderbar sind etwa die leisen Trompetentriller im „Gnom“-Bild, und auch die „Vocalise“ Rachmaninows trägt er vollends geschmackvoll vor. Und doch wäre hier soviel mehr möglich gewesen. Nur ein Beispiel ist „Bydlo“: Warum wird da nicht die Trompete in ihrer Tiefe ausgenutzt, was zwar unbequem zu spielen gewesen wäre, aber gerade dadurch die physischen Mühen hätte ausdrücken können, die Mussorgsky ja komponierte? Stattdessen wird die klagende Melodie von Bockschweiger sehr belcantistisch, aber letztlich nichtssagend, intoniert. Da liefern zwei sehr gute Musiker Routine ab.
Prof. Michael B. Weiß [13.06.2014]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Modest Mussorgsky | ||
1 | Bilder einer Ausstellung | 00:35:39 |
11 | In der Nähe des Südufers der Krim | 00:04:29 |
Maurice Ravel | ||
12 | Pavane pour une infante défunte | 00:05:42 |
Sergej Rachmaninow | ||
13 | Vocalise e-Moll op. 34 Nr. 14 für Violoncello und Klavier | 00:06:10 |
Modest Mussorgsky | ||
14 | Der Jahrmarkt von Soroschintzi | 00:01:44 |
Interpreten der Einspielung
- Manfred Bockschweiger (Trompete)
- Joachim Enders (Orgel)