Dialog mit Mozart
Gramola 99038
1 CD • 54min • 2013
12.05.2014
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Seine letzte (erste?) Gramola-Einspielung hatte der „Meistergeiger aus Wien“, wie Daniel Auner in der Hauptstadt-„Die Presse“ gefeiert wurde, mit einer Partnerin identischen Familiennamens gestaltet. Unter dem Motto „Capricie Viennois“ kümmerten sich Daniel und Irina Auner um die zur Überschrift mehr oder weniger passenden Stücke von Kreisler, Paganini, Ysaye und de Sarasate. Für das hier vorliegende Projekt wählte der als Kammermusikpartner u.a. von Pavel Gililov. Christian Altenburger, Jan Vogler und Patrick Demenga versierte Geiger drei Mozart-Violinsonaten weitgehend ernsten musikalischen Charakters. Das heißt: die drei Sonaten KV 301, KV 377 und KV 454 erfordern Wendigkeit, Gelöstheit durchaus im Sinne kapriziösen Wienertums, aber auf der Grundlage einer gedanklich wie spieltechnisch geordneten, also dem Text und der im vorgegebenen Atmosphäre gegenüber sehr verantwortungsvollen darstellerischen Haltung.
In dieser Hinsicht – so mein Eindruck – leisten Daniel Auner und sein ebenfalls an der Salzburger Hochschule „Mozarteum“ ausgebildeter, bzw. „feingeschliffener“ Klavierpartner Robin Green seriöse, beständige, im guten Sinne routinierte Arbeit. Die von Mozart erdachten und bisweilen erst im letzten Moment (oder erst nach der Erstaufführung!) notierten Themen, aber auch deren Aus- und Durchführung werden dem Zuhörer sauber, den Erfordernissen nach mehr oder weniger bewegt und dynamisch sicher abgestuft vorgestellt.
So weit, so gut! Wer sich indes von der „Lektüre“ dieser Aufnahmen eine Abfolge von Überraschungen, von spontan wirkenden Reflexen auf das vorgegebene Material erwartet, der wird dies in weit höherem Maße im Verlauf jener Interpretationen bestätigt bekommen, die aus einem inzwischen großen Datenvorrat herausgegriffen und weiter unten angeführt sind. Das ein wenig an ein Rigoletto-Motiv erinnernde Hauptthema der F-Dur-Sonate (KV 377) wirkt starr, ja freudlos angefasst. Es bleibt bei den folgenden Takten und Satzsegmenten bei einem Spiel- und Widerspiel von bürokratisch, tendenziell sogar freudlos wirkender Organisation. Die insgesamt acht Sätze der drei Sonaten erfüllen in dieser Lesart alle Ansprüche an Fehlerlosigkeit, ziehen vorüber, als wären sie nach den virtuellen Regeln eines ästhetischen Reinheitsgebot reguliert. Ich vermisse jedoch klangliche, modulatorische, musiksprachliche und letzten Endes auch kantable Verfeinerungen, die Hinweise geben könnten, wie zwei Instrumentalisten sich einer Partitur mit allen Konsequenzen aussetzen. Und sich dadurch nicht nur als akustische Übermittler des Nötigsten zu erkennen geben. Die Hauptthemen sollten also mehr Gesicht zeigen, die in den durchführenden Passagen von Mozart gezeigte handwerkliche Gelenkigkeit sollte dazu verführen, mit allen verfügbaren Mitteln das Hier und Dort des dialogischen Ballspiels herauszuarbeiten, wobei eine Vorführung nicht den leisesten Anschein von „Arbeit“ wecken sollte.
Vergleichsaufnahmen: F. P. Zimmermann –Lonquich (EMI LP 067 7 49712 1, EMI CDZ 7 54139 2), Szeryng – Haebler (Philips 416 902-2), Perlman – Barenboim (DG 410 896-2), Goldberg – Lupu (Teldec LP 6.48089 EK)
Peter Cossé † [12.05.2014]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
4 | Sonate B-Dur KV 454 für Violine und Klavier | 00:21:18 |
7 | Sonate G-Dur KV 301 für Violine und Klavier (Mannheimer Sonate Nr. 1) | 00:13:30 |
Interpreten der Einspielung
- Daniel Auner (Violine)
- Robin Green (Klavier)