
BIS 2028
1 CD/SACD stereo/surround • 70min • 2012, 2013
30.01.2014
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
"Die Musik ist Leben und unauslöschlich wie dieses." Diese Worte, von Carl Nielsen im Vorwort zur Partitur seiner populärsten Sinfonie notiert – der Vierten mit dem Untertitel "Das Unauslöschliche" – könnten als Motto ebenso gut für die vorliegende CD-Veröffentlichung dienen. Sakari Oramo verzichtet in seiner Neueinspielung von Nielsens Sinfonien Nr. 4 und 5 mit dem Royal Stockholm Philharmonic Orchestra auf sowohl auf jedwede Sentimentalisierung – die bei dieser Musik tödlich wirken würde! – als auch, und dafür ist ihm besonders zu danken, auf "interessante" persönliche Beigaben. Stattdessen nimmt er einfach beide Partituren beim Wort, indem er sie als unablässige Energieströme begreift, als ein stetes Aufeinanderprallen "ruhender und aktiver Kräfte" – ganz in Nielsens Sinne.
Das In-Musik-Setzen elementarer Lebensenergien, das in der vierten Sinfonie thematisiert wird, findet bei Oramo seinen interpretatorischen Widerhall in einer nie versiegenden Aktivität, die auch in den ruhigeren Passagen des Werks stets subkutan spürbar ist. Dabei wählt er relativ zügige Tempi, die jedoch nie übertrieben wirken: So mag man sich anfänglich über die eher gemessene Gangart des "Allegro"-Finales wundern, begreift jedoch schnell, dass dieses Tempo Sinn ergibt, da auf diese Weise jede Note der explosiven Paukenduelle deutlich hörbar bleibt. Und anders als viele Dirigenten zieht Oramo dann am Schluss, im "Tempo giusto", wenn das terzenseelige Nebenthema des Kopfsatzes als End- und Zielpunkt der Sinfonie in Erscheinung tritt, keineswegs die Tempobremse, sondern bleibt bis in die letzten Takte zügig und rhythmisch federnd, von "unauslöschlicher" Energie beseelt.
Auch in der fünften Sinfonie kommt Oramo auf ähnliche Art zu durchweg positiven Ergebnissen, wobei die Virtuosität und Spielkultur des Stockholmer Orchesters ebenso zu bewundern ist wie das vorbildlich trennscharfe und dynamische Klangbild, das jede Einzelheit der Partitur in aller gebotenen Deutlichkeit abbildet. So sind beim Aufeinanderprallen positiver und negativer Energien auf dem Höhepunkt des ersten Satzes tatsächlich mehrere voneinander unabhängige rhythmische Schichten zu vernehmen. Dass die kleine Trommel während ihrer (improvisierten!) Kadenz, in der sie den orchestralen Fluss ganz bewusst stören soll, ruhig ein wenig weiter im Vordergrund hätte platziert sein können, ist schon der einzige kleine Kritikpunkt.
Dies sind durchweg mitreißende und glutvolle Interpretationen. Sollte es sich dabei um den Beginn eines Nielsen-Zyklus handeln, hätte dieser, bei gleichbleibender Qualität, durchaus das Zeug zur Referenz!
Thomas Schulz [30.01.2014]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Carl Nielsen | ||
1 | Sinfonie Nr. 4 op. 29 FS 76 (Das Unauslöschliche) | 00:35:15 |
5 | Sinfonie Nr. 5 op. 50 | 00:33:50 |
Interpreten der Einspielung
- Royal Stockholm Philharmonic Orchestra (Orchester)
- Sakari Oramo (Dirigent)