Johann Wilhelm Hertel
Die Geburt Christi
cpo 777 809-2
1 CD • 64min • 2013
10.12.2013
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Johann Wilhelm Hertel (1727-1789), in Bachs Geburtsstadt Eisenach als Spross einer Musikerfamilie geboren, wurde von seinem Vater musikalisch ausgebildet. 1742 begleitete er den Vater nach Neustrelitz, wo dieser Kapellmeister beim Herzog zu Mecklenburg wurde. In dieser Hofkapelle fand Hertel junior seine erste Anstellung als Geiger und Cembalist, bevor er seine musikalische Ausbildung in Zerbst und in Berlin bei C. P. E. Bach, Graun und Benda vervollkommnete. 1754 kehrte Hertel nach Mecklenburg zurück, um für den Rest seines Lebens am Hof der Schweriner Herzöge zunächst als Konzertmeister, später als „Hof und Capell-Compositeur“ zu wirken.
An seinem tiefgläubigen Dienstherrn, Herzog Friedrich „dem Frommen“, liegt es, dass die geistliche Musik in Johann Wilhelm Hertels umfangreichem Schaffen eine herausragende Rolle spielt. Zu Lebzeiten hat er kaum Musik veröffentlicht, doch ist er auch als Musikpädagoge und Verfasser einer Autobiographie in Erinnerung.
Die Weihnachtsmusik Die Geburt Jesu Christi entstand 1777 auf einen Text des pietistischen Theologen Heinrich Julius Tode, auf den Herzog Friedrich aus Begeisterung über dessen geistliche Dichtung aufmerksam geworden war. Tode war ein universal gebildeter Mann, war neben seiner geistlichen Dichtkunst auch als Architekt tätig und beschäftigte sich wissenschaftlich intensiv mit Mykologie. Ab 1783 wirkte er als Dom- und Hofprediger in Schwerin; zahlreiche Komponisten bedienten sich seiner Dichtungen als Texte für geistliche Oratorien. Johann Wilhelm Hertel vertonte Die Geburt Jesu zu einem erbaulichen und abwechslungsreichen Reigen von Rezitativen und Arien, Chören und Chorälen – das Werk erklang nach seiner Uraufführung noch häufig am mecklenburgischen Hof in Ludwigslust, zur letzten belegten Aufführung 1789, ein halbes Jahr nach Hertels Tod, wurde das Textbuch in einer Auflage von 1000 Exemplaren gedruckt.
Die vorliegende Einspielung des Werkes kombiniert das vierstimmige Solistenensemble mit vier weiteren Vokalisten zum Chor, die Kölner Akademie wirkt als schlank besetztes Orchester mit. Hertels reiche Erfahrung als Komponist von Instrumentalmusik aus der Zeit von Herzog Friedrichs Vater und Vorgänger Christian Ludwig II. kommen einem höchst farbig instrumentierten Orchestersatz zugute; die über das Werk verteilten Arien vereinen lyrisch-pastoralen Tonfall mit barockem Affekt, der besonders den Jubelton der Arie Freut seiner euch mit Beben bestimmt, die norwegische Sopranistin Berit Solset gestaltet hier temperamentvoll einen Höhepunkt der CD. Im übrigen leidet die Darstellung dieses reizvollen Werkes ein wenig unter dem besinnlichen Grundcharakter der Interpretation, etwas mehr Pfeffer hätte nicht geschadet und der musikalischen Fantasie, mit der Johann Wilhelm Hertel seine Partitur ausgestattet hat, sicherlich keinen Abbruch getan.
Detmar Huchting [10.12.2013]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Johann Wilhelm Hertel | ||
1 | Die Geburt Christi | 01:03:35 |
Interpreten der Einspielung
- Berit Solset (Sopran)
- Alexandra Rawohl (Sopran)
- Marcus Ullmann (Tenor)
- Wolf Matthias Friedrich (Bass)
- Die Kölner Akademie (Orchester)
- Michael Alexander Willens (Dirigent)