BIS 1987
1 CD/SACD stereo/surround • 63min • 2012
05.09.2013
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Wenngleich dies eine überragend sorgfältig musizierte Schubert-Aufnahme ist, mit einem exzellenten Kammerorchester und einem hellwachen und engagierten Dirigenten, so hat sie doch ein letztes, vielleicht auch nur kleines Manko: Sie spricht nicht Schuberts Dialekt – frei nach Harnoncourts Diktum, Schubert habe im Wiener Dialekt komponiert. Dies unterscheidet Dausgaards ansonsten vorbildliche Interpretation von den Schubert-Deutungen Carlos Kleibers, Bernsteins, Mutis, übrigens auch Abbados und nicht zuletzt eben Harnoncourts: Dausgaards Versionen der Sechsten, der „Kleinen“ C-Dur-Sinfonief zu Rosamunde, sind international gefärbt, sprechen also weniger mit österreichischem Zungenschlag.
Das liegt wesentlich daran, dass Dausgaard – was man heute eben so macht – einige auffällige Markenzeichen der historisierenden Aufführungspraxis übernommen hat. Sofort zu hören sind die frisch und obertonreich angestochenen Hörner und die hart geklöppelten Pauken; diese haben freilich weniger Einfluß auf die Orchestertotale als die nur äußerst sparsam vibrierenden Streicher. Gerade dadurch aber, dass die Streicher durch das vibratoarme Spiel eine eher geringe Farbenvielfalt entwickeln können, kaum einmal Wärme erzeugen, nicht auch einmal einen voluminösen, weichen Teppich weben dürfen, stellt sich jenes wenig spezifische, im Ansatz globalisierte Klangbild ein, das Schuberts Musik von ihrer Idiomatik befreit. Im leichtgewichtigen Finale der 6. Sinfonie paßt das sehr gut, wohl aber nimmt die klangliche Selbstbescheidung dem berühmten Variationensatz (dem 3. Entr'acte) etwas von seiner angenehmen Fülle, gerade an den melodischen Ruhepunkten des Hauptthemas.
Jene Hörer, die das nicht stört, die vielleicht gerade auf einen nach heutigem Zeitgeist musizierten Schubert Wert legen, werden sich an der Spielintelligenz des Dänen Thomas Dausgaard und des von ihm seit 1997 geleiteten Schwedischen Kammerorchesters freuen: Die hellwache und vielfältige Artikulation umfaßt nicht nur kurz angebundene Phrasen und knackige Akzente, sondern auch wohlgesetzte Tenuti und Legati; es wird also nicht nur die klangarme und unruhige Pseudo-Sprachnähe mancher Historisierer gepflegt, sondern auch gesanglich gestaltet; besonders hervorzuheben sind die Bläser. So ist auch eines der bei Schubert durchgängigen instrumentatorischen Probleme, der zu üppige und zu wenig pointierte Einsatz der Posaunen, gelöst durch ein geringes Gewicht dieser machtvollen Instrumente. Ein Übriges tut die transparente, doch sonore Technik.
Prof. Michael B. Weiß [05.09.2013]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Franz Schubert | ||
1 | Sinfonie Nr. 6 C-Dur D 589 | 00:30:19 |
5 | Zwischenaktmusik Nr. 1 h-Moll (aus: Bühnenmusik zu Rosamunde, Fürstin von Cypern D 797) | 00:07:44 |
6 | Zwischenaktmusik Nr. 3 B-Dur (aus: Bühnenmusik zu Rosamunde, Fürstin von Cypern D 797) | 00:06:28 |
7 | Zwischenaktmusik Nr. 2 D-Dur (aus: Bühnenmusik zu Rosamunde, Fürstin von Cypern D 797) | 00:02:55 |
8 | Ballettmusik Nr. 2 G-Dur (aus: Bühnenmusik zu Rosamunde, Fürstin von Cypern D 0797) | 00:07:08 |
9 | Ballettmusik Nr. 1 h-Moll (aus: Bühnenmusik zu Rosamunde, Fürstin von Cypern D 797) | 00:07:11 |
Interpreten der Einspielung
- Swedish Chamber Orchestra (Orchester)
- Thomas Dausgaard (Dirigent)