cpo 777 694-2
2 CD • 2h 15min • 2011
28.06.2013
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Lange Zeit vollständig von den Spielplänen verschwunden, erlebt die Gattung der französischen Grand Opéra seit einigen Jahren auf deutschen Bühnen eine wahre Renaissance. Auch die mittelgroßen Theater führen die Werke Meyerbeers, Halévys La Juive, Rossinis Guillaume Tell oder Donizettis Dom Sébastien wieder auf. Daniel-François-Esprit Aubers La muette de Portici (1828), mit der sich der neue, von dem Librettisten Eugène Scribe entscheidend mitgeprägte Operntyp in Paris etablierte, kam vor drei Jahren an dem relativ kleinen, unter Besucherschwund leidenden Anhaltischen Opernhaus in Dessau heraus und wurde ein gutes Jahr nach der Premiere, nachdem die Produktion gut eingespielt war, von Deutschlandradio Kultur aufgezeichnet. Dieser Mitschnitt liegt nun bei cpo auf CD vor und tritt in Konkurrenz mit einer Studio-Produktion der EMI von 1986, in der Alfredo Kraus und June Anderson die Hauptrollen sangen. Er kann neben dieser Prominenz in Ehren bestehen und stellt dem kleinen Haus ein sehr gutes Zeugnis aus.
Aubers Partitur hat wenig von dem Pomp, den man mit dem Begriff Grand Opéra verbindet, der Komponist des Fra Diavolo verleugnet sich nicht, es gibt viel eingängige Melodien im Stil der Opéra comique, es gibt Barcarolen und spanische Tänze – die Handlung spielt in Neapel unter spanischer Besatzung –, aber man hört bei alledem auch ein untergründiges Brodeln. Im Stück kommt es schließlich zum Aufstand und im letzten Akt bricht gar der Vesuv aus. Zur Zeit der ersten Aufführungen hatte das Werk noch einige politische Brisanz. Eine Aufführung in Brüssel führte 1830 zu einer Revolution und der Loslösung Belgiens von Holland.
Der Dirigent Antony Hermus versteht es, den Spielopernton mit musikalischer Dramatik zu verbinden, und die Anhaltische Philharmonie zeigt sich gleichsam im Sonntagsstaat; da gibt es im gleichmäßigen Klangfluß viele fein herausgeputzte Details zu bewundern. Die von Helmut Sonne einstudierten klangprächtigen Chöre würden auch einem größeren Haus zur Ehre gereichen. Die Oper konnte überwiegend mit Ensemblemitgliedern besetzt werden. Die „Hausprimadonna“ Angelina Ruzzafante, die dort unlängst als Massenets Esclarmonde brillierte, macht als Elvire vokal auch hier schon eine gute Figur, auch wenn man sich einige Phrasen noch gefühlvoller und blühender im Ton vorstellen könnte. Der mexikanische Gast Diego Torre glänzt als Masaniello mehr durch Kraft als durch Schliff, doch kann man sich der Strahlkraft seiner Spitzentöne nicht entziehen. Die übrige Besetzung ist durchweg adäquat.
Ekkehard Pluta [28.06.2013]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Daniel François Esprit Auber | ||
1 | La muette de Portici (Opera in three acts) |
Interpreten der Einspielung
- Diego Torre (Masaniello, Fischer - Tenor)
- Oscar de la Torre (Alphonse, Sohn des Vizekönigs von Neapel - Tenor)
- Angelina Ruzzafante (Elvire, Alphonses Braut - Sopran)
- Wiard Witholt (Pietro, Gefährte Masaniellos - Bariton)
- Opernchor des Anhaltischen Theaters Dessau (Chor)
- Anhaltische Philharmonie (Orchester)
- Antony Hermus (Dirigent)