Augustin Pfleger
Laudate Dominum - Sacred Cantatas
cpo 777 801-2
1 CD • 78min • 2012
04.07.2013
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Mit dieser CD beginnt die Reihe „Musik für Schloss Gottorf", die sich der musikalischen Hinterlassenschaft der Herzöge von Schleswig-Holstein-Gottorf widmet. Das Herzogtum war im Dreißigjährigen Krieg neutral geblieben: Dadurch konnte das kulturelle Leben bei Hof weiterhin in Blüte stehen , während rings umher die Kriegsverwicklungen Tod und Zerstörung verbreiteten und die Staatsfinanzen ruinierten. Nach dem Westfälischen Frieden regierte Herzog Christian Albrecht das Gottorfer Herzogtum von 1659-1695, musste allerdings zweimal wegen kriegerischer Auseinandersetzungen mit der königlich-dänischen Verwandtschaft für mehrere Jahre in Exil nach Hamburg flüchten.
Christian Albrecht war ein der Kultur zugeneigter Herrscher: Er gründete die Kieler Universität (sie trägt noch heute seinen Namen) und gehörte zu den Förderern der zur Zeit seines ersten Exils gegründeten Hamburger Oper am Gänsemarkt. Nicht zuletzt gewann er 1665 mit der Verpflichtung Augustin Pflegers, damals Kapellmeister am Hof des Herzogs von Mecklenburg in Güstrow, einen ausgezeichneten Musiker als Leiter seiner Gottorfer Hofkapelle.
Augustin Pfleger, um 1635 im böhmischen Schlackenwerth geboren, war ein Landeskind des Herzogtums Lauenburg, einem kleinen Staat im Osten Holsteins. Der Lauenburger Herzog Julius Heinrich hatte 1623 die kleine böhmische Herrschaft von Kaiser Ferdinand II. als Lohn für treue Dienste erhalten und sich dort mit seiner Hofhaltung in einem neu erbauten Schloss angesiedelt. Augustin Pfleger war nach musikalischer Ausbildung im nicht fern gelegenen Nürnberg in den Dienst seines Landesherrn getreten und hatte diesem noch sein 1661 gedrucktes Opus 1 Psalmi, dialogi et motettae gewidmet. 1662 ging er nach Güstrow, von dort drei Jahre später in Gottorfer Dienste. 1673 verließ er auch diesen Hof wieder – weitere Stationen seines Lebens sind nicht überliefert außer einer Erwähnung von 1686 als Kapellmeister, wiederum im heimischen Schlackenwerth. Von da ab verliert sich seine Spur vollends. Quelle für Pflegers nach dem op. 1 entstandenes Werk ist die Stockholmer Düben-Sammlung, jene unschätzbare Quelle für geistliche Musik des 17. Jahrhunderts.
Möglicherweise schon während seiner Ausbildung in Nürnberg war Pfleger mit der modernen italienischen Musik bekannt geworden; seine auf dieser CD vereinten geistlichen Kantaten auf lateinische und deutsche Texte zeigen hohes Talent, musikdramatische Wirkungen zu gestalten und gewissermaßen wie Rollen eines Theaterstücks auf die Mitwirkenden zu verteilen. In der Kantate Erbarm dich mein veranschaulicht beispielsweise ein Dialog hervorragend Pflegers dramatisches Potential: „Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie andere Leute, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher oder auch wie die Zöllnerì, singt der Tenor, und der Bass fällt ihm streng ins Wort: „Du Heuchler, was siehest du aber einen Splitter in deines Bruders Auge, und des Balken in deinem Auge wirst du nicht gewahr? Richtet nicht, so werdet ihr nicht gerichtet!"
Exzellente technische Fertigkeiten bedingungslos in den Dienst des jeweiligen Kunstwerks zu stellen, für jedes die richtige musikalischen Sprache zu finden und dabei als Interpreten sich keine Sekunde lang in den Vordergrund zu rücken: Das zeichnet Manfred Cordes und die Weser-Renaissance Bremen in besonderer Weise aus. Und so findet Augustin Pfleger bei Manfred Cordes und seinem Ensemble die besten Anwälte: Ein bis in die Timbrierung der Stimmen hervorragend aufeinander eingestelltes Vokalensemble harmoniert auch mit den Instrumentalisten perfekt. Auch heute, nach 250 Jahren, ist noch nachzufühlen, dass diese bildhafte Musik im besten evangelischen Sinn der Verkündigung dient und als klingende Predigt gemeint ist.
Detmar Huchting [04.07.2013]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Augustin Pfleger | ||
1 | Cum complerentur dies Pentecostes (Konzert auf den 1. Pfingsttag) | 00:05:21 |
2 | Schauet an den Liebesgeist (Kantate auf den 2. Pfingsttag) | 00:03:55 |
3 | Laudate pueri (Psalm 112) | 00:09:29 |
4 | Laetatus sum (Psalm 121) | 00:04:12 |
5 | Laudate Dominum (Psalm 116) | 00:03:38 |
6 | In tribulatione invocavimus (Passionskonzert) | 00:06:12 |
7 | Erbarm dich mein (Kantate auf dne 4. Sonntag nach Trinitatis) | 00:07:51 |
8 | Heut ist Gottes Himmelreich (Kantate auf den 20. Sonntag nach Trinitatis) | 00:09:01 |
9 | Gott bauet selbst sein Himmelreich (Kantate auf den 5. Sonntag nach Epiphanias) | 00:08:39 |
10 | Super flumina Babylonis (aus Psalm 136) | 00:05:47 |
11 | Dominus virtutum nobiscum (aus Psalm 45) | 00:05:59 |
12 | Ich bin ein guter Hirte (Kantate auf den Sonntag Misericordias Domini) | 00:06:48 |
Interpreten der Einspielung
- Weser-Renaissance (Ensemble)
- Manfred Cordes (Dirigent)