Two of a Kind
finetone FTM 8031
1 CD • 52min • 2010
01.07.2013
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Wollte man die Musik dieses Albums „Two of a Kind“ kompositorisch, vom Material her, bewerten, würde man zu einem eher durchwachsenen Ergebnis kommen: Die jazzige Schreibweise Peter Lehels, der in der sechsteiligen, titelgebunden Duo-Suite Two of a Kind die Saxophone spielt und am Schluß mit dem kurzen Solo Seul, einer Studie über die „slap“-Technik, zu hören ist, schreibt durchwegs eklektisch; Latin Jazz, weichgespülte poppige Momente sowie rhythmische Strukturen, die von ferne an den swingenden Strawinsky der 1930er und 40er Jahre erinnern, werden munter durcheinander geworfen. Manche Momente sind jedoch blaß geraten, wie etwa der zweite Teil von Nr. 4 Change, der mit improvisatorischen Gesten über die alte absteigende „Lamento“-Quart bestritten wird: Hier ist schon Komponisten des 16. und 17. Jahrhundert mehr eingefallen. Häufig spielen die Instrumente homophon, in stimmführungsmäßig manchmal gewöhnungsbedürftigen Mixturen wie etwa in Nr. 10 Cubaism; auch das „Opening“ der einleitenden Woody-Allen-Hommage Manhattan sweet, woody clarinets ist nicht wirklich gelungen: Zitiert wird das berühmte Triller-Glissando aus Gershwins Rhapsody in Blue, doch man hätte in dieser Einleitung mit einer bewußteren Verteilung der Triller, Läufe und Glissandi auf die beiden Instrumente noch größeren Effekt machen können.
Doch das Ereignis dieses Albums ist nicht so sehr was gespielt wird, sondern, wer spielt und wie gespielt wird: Die Besetzung der Woody-Allen-Hommage von 2010 ist mit B-Klarinette, Bassett- und Bassklarinette sehr reizvoll, weil sich die drei ganz verschiedenen Klarinetten-Register: sanft die Klarinette, erdig die Bassett- und knackig die Bassklarinette, zu wunderbaren Mischungen zusammenfinden – womöglich hätte man die Begleitung durch den sehr versierten Pianisten Christian Ruvolo gar nicht gebraucht, eine Fassung für drei Klarinetten allein könnte das skizzenhaft zeichnerische Moment noch deutlicher werden lassen. Dass die vier Holzbläser vom Trio di Clarone, die Geschwister Meyer und Reiner Wehle, erstklassig spielen, überrascht nicht: Wunderbar die subtile, zärtliche Tongebung, der Farbreichtum, die Homogeneität bei Beibehaltung der solistischen Individualität der einzelnen Musiker. Weil so herrlich gespielt wird, ist dieses Album bei aller Eklektik ein interpretatorischer Genuß.
Prof. Michael B. Weiß [01.07.2013]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Peter Lehel | ||
1 | Manhattan sweet, woody clarinets | 00:24:32 |
6 | Two of a kind | 00:24:47 |
12 | Seul | 00:02:16 |
Interpreten der Einspielung
- Trio di Clarone (Klarinettentrio)
- Christian German Ruvolo (Klavier)
- Wolfgang Meyer (Klarinette)
- Peter Lehel (Saxophon)