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Besprechung CD

cpo 777 029-2

2 CD • 2h 01min • 1945

12.02.2013

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 7
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Hinter dem Titel Der Göttergatte verbirgt sich eine zunächst frivol daherkommende, zum guten Schluß sich aber als ausgesprochen sittig erweisende Paraphrase des seit Plautus viele Male dramatisch behandelten Amphitryon-Stoffes. Anders als in den bekannten Versionen von Molière und Kleist spielt im Libretto des Autoren-Tandems Victor Léon & Leo Stein (die später auch gemeinsam Die lustige Witwe schrieben) die Göttergattin Juno eine zentrale Rolle. Sie zieht die gefährdete Alkmene aus dem Verkehr, versteckt sie in ihrem Tempel und verführt in deren Gestalt ihren eigenen Mann, den Schwerenöter Jupiter, der sich als Amphitryon ausgibt. Der echte Feldherr kann, nachdem er die Qualen der Eifersucht durchgekostet hat, seine Frau unbescholten in die Arme schließen. Der überführte und übertölpelte Göttervater indes, - statt sich wie der Graf in Figaros Hochzeit zu einem „O Engel, verzeih mir!“ durchzuringen! - kommentiert seine Blamage mit der profanen Feststellung: Das hätte ich im Olymp billiger haben können!

Franz Lehár war 33 Jahre alt, als er diese seine dritte Operette (Uraufführung 1904 im Wiener Carl-Theater) komponierte – u. a. waren Der Rastelbinder und einige Opernversuche vorausgegangen – und er verbindet hier, noch weit entfernt vom Schmalz seiner reiferen Jahre, die besten Traditionen der alten Wiener Operette mit dem leichtfüßigen Witz der Offenbachiade, auch wenn die Parodie der antiken Mythologie hier einen anderen, d.h. weniger zeitkritischen Stellenwert hat als in Orpheus in der Unterwelt und Die schöne Helena. Rhythmischer Schwung und melodische Delikatesse machen dieses harmlos amüsante Stückchen zu einem reinen Hörvergnügen. Jedenfalls in der Funkaufnahme, die im März 1945, wenige Monate vor Kriegsende, in Wien entstanden ist und jetzt von cpo in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Rundfunkarchiv in einer klanglich bemerkenswert guten Qualität erstmals auf CD veröffentlicht wird.

Kein Ton lässt die düstere Stimmung der Entstehungszeit ahnen. Max Schönherr, selbst ein erfolgreicher Komponist, der im Alter von 70 Jahren noch eine Dissertation über seinen großen Vorgänger Carl Michael Ziehrer verfasste, lässt das Wiener Rundfunkorchester mit Verve aufspielen und die Sänger verfügen durchweg über das stilistische Knowhow, das nach dem Kriege selbst in Österreich nach und nach abhanden kam. An erster Stelle ist Liesl Andergast zu nennen, die Juno in der Tradition Fritzi Massarys singt und spielt. Franz Borsos verbindet als Jupiter Wiener Schmäh mit tenoraler Eleganz und der junge Anton Dermota gestaltet den Amphitryon mit orphischer Klangschönheit und vibrierender Emotion. Singende Schauspieler – das heißt Schauspieler, die auch das Singen gelernt haben - wie Fred Liewehr (Sosias) und Lizzi Holzschuh (Charis) gibt es heute nirgends mehr. An der witzigen Funk-Einrichtung und unaufgesetzten Dialog-Regie Lothar Riedingers können sich heutige Produzenten von Hör-Operetten ein Beispiel nehmen. Als Bonus enthält die mit einem instruktiven Booklet-Essay von Stefan Frey versehene Einspielung acht vokale und instrumentale Lehár-Raritäten aus deutschen Rundfunk-Archiven.

Ekkehard Pluta [12.02.2013]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Franz Lehár
1Der Göttergatte (Operetta in three acts)

Interpreten der Einspielung

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