Soile Isokoski
Richard Strauss - Three Hymns, Opera Arias

Ondine ODE 1202-2
1 CD • 7min • 2012
16.11.2012
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
„Prima la musica, poi le parole?” Oder andersherum? In ihrem Konversationsstück für Musik Capriccio, das im Kriegsjahr 1942 in München seine Uraufführung erlebte, thematisieren Clemens Krauss und Richard Strauss die alte Streitfrage, ob in der Oper die Worte oder die Musik wichtiger seien, und lassen dabei die Antwort spielerisch offen. Die Gräfin Madeleine will sich nicht zwischen dem Musiker Flamand und dem Dichter Olivier entscheiden, da sie an beiden hängt und keinen verlieren will.
Nun, als Sängerin muss man sich da schon eher entscheiden, und Soile Isokoski, eine der herausragenden Strauss-Interpretinnen unserer Zeit, gibt offenherzig zu: „Für mich ist in einer Oper die Musik fast immer bedeutender.“ Diese Aussage ist umso bemerkenswerter, als die Finnin zu den wenigen Sopranistinnen gehört, die mit der Sprache (auch und gerade der deutschen) singend umgehen können. In diesem Recital zieht sie aus ihrer Einstellung unterschiedliche Konsequenzen. Während sie in den beiden Ariadne-Monologen den Text weitgehend dem puren Schönklang opfert, legt sie als Marschallin im Rosenkavalier die Worte gleichsam auf die Goldwaage. Da zeichnet sich wohl auch eine taufrische Bühnenerfahrung ab, die sie in der Arbeit mit Otto Schenk in Genf machen konnte. Mit den Drei Hymnen op. 71 auf Texte von Friedrich Hölderlin setzt die Sängerin ihre Beschäftigung mit den Orchesterliedern von Strauss fort, von denen sie bereits vor zehn Jahren bei Ondine einige eingespielt hatte. Hier wie in den drei Opernrollen zeigt sich die unverbrauchte Frische der Stimme, die in der Höhe wahrhaft hymnische Leuchtkraft entwickelt. Auf die Nuancen der Dichtung wird dabei weniger Wert gelegt, obwohl Strauss in diesen 1921/22 entstandenen Gesängen nicht der Gefahr erliegt, das Pathos der Texte zu steigern, sondern eher ihre bukolischen Seiten hervorhebt.
Okku Kamu, insgesamt ein sensibler Begleiter der Sängerin, treibt das Helsinki Philharmonic Orchestra nicht zu unangebrachten Klangorgien, neigt aber dennoch gelegentlich zur Schwelgerei, wo – wie in der Schlußszene aus Capriccio - kammermusikalische Diskretion gefragt ist.
Ekkehard Pluta [16.11.2012]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Richard Strauss | ||
1 | Ein Schönes war (aus: Ariadne auf Naxos) | 00:05:51 |
2 | Es gibt ein Reich, wo alles rein ist (Monolog der Ariadne - aus: Ariadne auf Naxos) | 00:05:13 |
3 | Hymne an die Liebe op. 71 Nr. 1 | 00:08:42 |
4 | Rückkehr in die Heimat op. 71 Nr. 2 | 00:07:04 |
5 | Die Liebe op. 71 Nr. 3 | 00:06:28 |
6 | Da geht er hin – Ach du bist wieder da – Die Zeit ist ein sonderbar Ding (Monolog der Marschallin und Szene Marschallin - Octavian, 1. Akt - aus: Der Rosenkavalier) | 00:07:29 |
8 | Capriccio op. 85 | 00:19:59 |
Interpreten der Einspielung
- Soile Isokoski (Sopran)
- Helsinki Philharmonic Orchestra (Orchester)
- Okko Kamu (Dirigent)