
cpo 777 573-2
1 CD • 63min • 2010
01.10.2012
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Sigismund Neukomm war ein Weltbürger. Geboren in Salzburg (acht Jahre jünger als Beethoven), Schüler von Michael und Joseph Haydn (mit letzterem in der Folge als Freund und Mitarbeiter verbunden), reichten seine Wirkungsstätten von St. Petersburg und Moskau bis nach Rio de Janeiro. Er bereiste ganz Europa, wurde in Wien ebenso gefeiert wie in Deutschland und England. Seinen Wohnsitz hatte er überwiegend in Paris, wo er vom einflussreichen Fürsten Talleyrand gefördert wurde. Als er 1858 achtzigjährig starb, hinterließ er mehr als 1300 Kompositionen aller Gattungen.
Während seiner Zeit in Moskau 1805 – 1808 kreierte Neukomm ein neues musikalisches Genre: die Orchester-Fantasie, ein einsätziges Orchesterstück von knapp viertelstündiger Dauer, bestehend aus einer langsamen Einleitung und einem schnellen Teil in freier Sonatensatzform, die gelegentlich noch von anderen Form-Schemata überlagert ist. So wird in der d-Moll-Fantasie der Presto-Teil durch zwei gefühlvolle Larghetto-Einschübe unterbrochen, während die B-Dur-Fantasie klar in zwei aus dem gleichen motivischen Material gespeisten Teilen konzipiert ist.
Seiner 25 Jahre später für die London Philharmonic Society komponierten Dramatischen Fantasie über Passagen aus Miltons Paradise Lost (dem epischen Gedicht, auf dem zum Teil auch Haydns Oratorium Die Schöpfung basiert) unterlegte Neukomm als Programm die Schilderung von Adams und Evas Sündenfall, der Vertreibung aus dem Paradies und dem Triumph Satans. All dies wird plastisch in Töne gefasst und als Zeichen der Hoffnung am Schluss die Arie „Ich weiß, dass mein Erlöser lebet“ aus Händels Messias zitiert.
Ein Händel-Zitat findet sich auch in der 1817 in Brasilien entstandenen Großen heroischen Sinfonie, die ebenso mit martialischen Anklängen wie mit kunstvoller Kontrapunktik aufwartet. In deren Andante-Satz ist das berühmte „See the conquering hero comes“ („Tochter Zion freue dich“) aus Judas Maccabäus eingewoben.
Die Kölner Akademie unter ihrem amerikanischen Dirigenten Michael Alexander Willens erweist sich als agil und schlagkräftig – mit etwas dürrem Klang im Piano, aber umso knackiger im Forte.
Sixtus König † † [01.10.2012]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Sigismund Ritter v. Neukomm | ||
1 | Fantaisie à grand Orchestre op. 9 NV 36 | 00:13:30 |
2 | Dramatic Fantasia on some passages of Milton's Paradise Lost NV 426 | 00:11:31 |
3 | Fantaisie à grand Orchestre NV 41 | 00:12:31 |
4 | Grande Sinfonie heroïque op. 19 NV deest | 00:24:04 |
Interpreten der Einspielung
- Die Kölner Akademie (Orchester)
- Michael Alexander Willens (Dirigent)