André Watts Piano Recital 1986
SWRmusic 93.718
1 CD • 77min • 1986
14.05.2012
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Kometenhaft war der Aufstieg von André Watts am Pianistenhimmel. Der 1946 in Nürnberg geborene Sohn eines afroamerikanischen Unteroffiziers und einer ungarischen Pianistin, der ab seinem achten Lebensjahr in den USA aufwuchs und an der Philadelphia Musical Academy studierte, trat im zarten Alter von neun Jahren mit dem Philadelphia Orchestra auf. Seinen Durchbruch erzielte der Sechzehnjährige 1962 mit einem landesweit im Fernsehen übertragenen Auftritt in Leonard Bernsteins „Young Peoples Concerts". 1963 später sprang er in einem Abonnementskonzert der New Yorker Philharmoniker für Glenn Gould ein, und noch im gleichen Jahr erschien seine Aufnahme von Liszts Es-Dur-Konzert (mit Bernstein), die auch in Europa große Beachtung fand. 1966 gab Watts sein Europa-Debut beim London Symphony Orchestra. Er war der erste schwarze Konzertpianist, der weltweite Anerkennung fand.
Zu Franz Liszt hatte Watts von klein auf ein besonderes Verhältnis – vielleicht ein Erbe seiner ungarischen Mutter. So kam er auch 1986 mit einem reinen Liszt-Programm nach Schwetzingen – etwas für Deutschland sehr Ungewöhnliches, wo man das Thema von Les Préludes noch immer mit den Wehrmachtsberichten der Nazi-Propaganda in Verbindung brachte und den Komponisten generell in die Ecke der oberflächlichen Unterhaltungsmusik verwies.
Watts' sorgfältig zusammengestelltes Programm war bestens geeignet, derartige Vorurteile zu revidieren. Es beleuchtet Liszts Schaffen in all seinen Facetten, lässt den Poeten ebenso wie den Tastenlöwen zur Geltung kommen. Der Pianist erweist sich dabei gleichermaßen als hinreißender Virtuose und subtiler Klangmagier. Im Mittelpunkt steht die grandiose h-Moll-Sonate, deren manuelle wie gestalterische Anforderungen Watts bravourös bewältigt. Darum herum gruppieren sich poetische Stücke aus den Années de Pèlerinage, die nostalgische Ungarische Rhapsodie Nr. 13, die kapriziöse Valse oublié Fis-Dur und der effektvolle Reigen der sechs Paganini-Etüden mit der berühmten La Campanella. Watts präsentiert das alles mit überlegener Bravour, farblich außerordentlich fein abgetönt, klar und schlüssig in der Darstellung. Ein Plädoyer für Liszt und ein Gewinn für alle Freunde klugen, souveränen Klavierspiels.
Sixtus König † † [14.05.2012]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Franz Liszt | ||
1 | Au lac de Wallenstadt (from: Années de Pèlerinage - première année: Suisse S 160) | 00:08:34 |
2 | Il Penseroso S 161:2 (from: Années de pèlerinage - deuxième année: Italie) | 00:04:26 |
3 | Piano Sonata b minor S 178 | 00:31:33 |
4 | Rhapsodie hongroise No. 13 a minor | 00:08:18 |
5 | Valse oubliée No. 1 F sharp major Sz 215 | 00:03:14 |
6 | Grande Étude de Paganini S 141 Nr. 1 (Tremolo) | 00:04:30 |
7 | Grande Étude de Paganini Nr. 2 Es-Dur S 141 Nr. 2 (Octave) | 00:05:43 |
8 | Grande Étude de Paganini Nr. 3 gis-Moll S 141 Nr. 3 (La Campanella) | 00:04:21 |
9 | Grande Étude de Paganini S 141 Nr. 4 (Arpeggio) | 00:01:56 |
10 | Grande Étude de Paganini S 141 Nr. 5 (La Chasse) | 00:03:01 |
11 | Grande Étude de Paganini S 141 Nr. 6 (Thema und Variationen) | 00:05:48 |
Interpreten der Einspielung
- André Watts (Klavier)