The Sibelius Edition Vol. 13 Miscellaneous Works
CD 1: Orgelwerke und religiöse Musik • CD 2: Fragmente, Skizzen und unvollendete Werke • CD 3: Altermative Fassungen
BIS 1936/38
4 CD • 4h 03min • 1939-2010
09.12.2011
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Ob Jean Sibelius, wenn er gewußt hätte, dass eines Tages auch seine kleinsten Notenschnipsel auf einer Grammophonaufnahme zu hören sein würden, sein berühmt-entsetzliches Barbecue, dem unter vielen andern Manuskripten auch das der achten Sinfonie zum Opfer fiel – ob er wohl da nicht noch weit gründlicher aufgeräumt hätte, als das ohnehin der Fall war?
Die dreizehnte Box der Jahrhundert-Edition, mit der BIS jetzt das Schluß-S seines J-E-A-N-_-S-I-B-E-L-I-U-S Zyklus liefert, legt diese Frage nahe. Auf drei CDs gibt es neben verschiedenen mancherlei abgeschlossenen Miniaturen doch eine Menge Sachen, die uns als Illustrationen der aufwendig gestalteten Booklets bessere Dienste leisteten denn in ihrer klingenden Form: ein „unbetiteltes Fragment“ von 47 Sekunden, noch kürzere Skizzen zur zweiten und zur fünften Sinfonie, 1 Minute zehn Sekunden aus dem Kullervo und noch etliches mehr scheinen mir weniger um Information als um eine nun aber auch wirklich und wahrhaftig komplette Vollständigkeit bemüht, wo nichts und gar nichts durch die Ritzen fällt – und nur schwer verkneife ich mir die Hoffnung auf eine Gesamteinspielung der Beethovenschen Skizzenbücher.
Über Interpretationen werden wir bei diesen Gedankensplittern nicht zu reden haben: Wenn Andrew Barnett, der übrigens den gesamten Zyklus mit seinen überaus kenntnisreichen Kommentaren begleitet hat, auf einem Glockenspiel zwei „Vorschläge für die Glocken der Kallio-Kirche" tönen läßt, erwartet er gewiß keine Jubelstürme, und auch die Fragmente der Kylikki, die winzigen Wölkchen der einundzwanzig „Kinderstücke" für Klavier, die vier musikalischen Beispiele für Orgel werden nicht wegen ihrer subtilen Wiedergabe in die Geschichte der Tonträger eingehen.
Und dennoch: Die versammelten Miszellen enthalten noch einmal viel von des Meisters Persönlichkeit. Die kleine Meerjungfrau nach Hans Christian Andersen für Rezitation und Streichquartett – unvollendet zwar, doch über zehn Minuten hin zauberhaft ausgeführt – ist ein kleines und ebenso bemerkenswertes Geschöpf des 22-jährigen „Janne". Auch die hymnischen, mal mit Tenor, mal mit Bariton oder Chor besetzten und orgelbegleiteten Freimaurer-Musiken, die zwei Orgelstücke op. 111 und selbst das tatsächliche „Geläut der Kallio-Kirche" sind echte Kreationen des unverwechselbaren Mannes aus Järvenpää, der uns auch als Dirigent (seines Andante festivo) und in seiner privaten Umgebung begegnet: Einige kleine Schwarzweiß-Filmchen zeigen uns den „Großen Alten" mit Aino und den Kindern, am Klavier und beim verträumten Blick in die unendliche Schönheit seines Landes. Dazu gibt es ferner einen Sampler mit Kostproben seiner Schüler und Freunde: Die finnische Rhapsodie Nr. 1 und das sinfonische Gedicht Aino von Robert Kajanus, ein paar herrlich ausgewählte Lieder von Leevi Madetoja, ein Hochzeitsmarsch des Eleven Toivo Kuula, ein Militärmarsch vom „Vater der finnischen Musik" Fredrik Pacius (wie sich's fügt, kam er aus Deutschland) und etwas von der Armas Järnefelt-CD BIS 1753, die seit einiger Zeit bereits im Handel ist. Ein besonderes Vergnügen bereitet hier Ferruccio Busoni mit seinen Bagatellen op. 28 für Violine und Klavier (BIS CD 784), die von Per Enoksson und Kathryn Stott als köstliche Schnurren gegeben werden.
Die größte Gefahr freilich ist die Beigabe einer DVD, in der zu den Klängen einiger „Evergreens" vom Andante festivo und zwei Sätzen der Karelia-Suite bis zur Finlandia der finnische Jahreslauf bebildert wird: Die hinreißenden Blüten, Schneelandschaften, Seen, Bäume, diese Meere an Schlüsselblumen und glitzernden Wassern, aufsteigenden Schwänen und leuchtenden Abendstimmungen, die Janne Gröning hier beisteuert, könnten im Verbund mit der Musik dazu verführen, gleich die Koffer zu packen und auszuwandern. Wir sollten nur bedenken, dass die Finnen die Beherrschung ihrer eigenen Sprache verlangen – natürlich ein integratives Unding wie das dortige Schulsystem, das sich vornehmlich der Förderung des Einzelnen verschrieben hat. Aber andererseits: Wer einen Jean Sibelius in seinen Reihen kann, darf sich das durchaus leisten ...
Rasmus van Rijn [09.12.2011]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Jean Sibelius | ||
1 | Intrada op. 111a | 00:05:55 |
2 | Surusoitto op. 111b | 00:05:47 |
3 | Preludium JS 153/1 | 00:03:51 |
4 | Postludium JS 153/2 | 00:03:20 |
5 | Palmunsunnuntaina JS 110/1 | 00:01:52 |
6 | Pyhäinpäivänä tai hautajaisjumalanpalveluksissa JS 110/2 | 00:02:29 |
7 | Kristillisissä nuorisojuhlissa JS 110/3 | 00:01:26 |
8 | Herran siunaus JS 95 | 00:02:51 |
9 | Musique religieuse op. 113 | 00:33:54 |
Interpreten der Einspielung
- Hannu Jurmu (Tenor)
- Jorma Hynninen (Bariton)
- Seppo Murto (Dirigent)
- Dominante Choir (Chor)
- Matti Hyökki (Dirigent)
- YL Male Voice Choir (Chor)
- Harri Viitanen (Orgel)