Georg Friedrich Händel Apollo e Dafne "La terre è liberata"
cpo 777 228-2
1 CD • 75min • 2008
16.11.2011
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Händels Kantate Apollo e Dafne kann man mit gewissem Recht als Resümee seiner italienischen Lehrjahre betrachten, begann er doch die Arbeit an dem Stück noch während seines dreijährigen dortigen Aufenthalts – beendet hat er das Stück wohl erst, als er direkt danach als Kapellmeister in den Dienst des Kurfürsten von Hannover getreten war. Apollo e Dafne darf als ein Meisterstück des jungen Händel gelten; die Kantate erklang vermutlich erstmalig im Februar 1711 zum ersten Mal in London, wo Händel anlässlich der Geburtstagsfeierlichkeiten von Königin Anne musizierte. Die Majestät war begeistert und äußerte den Wunsch, Händel häufiger in ihrem Gefolge zu sehen. Bald ließ sich Händel für immer in der britischen Metropole nieder – einen triftigen Grund für die Übersiedlung nach London liefert der Hamburger Freund und Musikschriftsteller Johann Mattheson in erfrischend direkter Diktion: „In Italien und Frankreich ist was zu hören und zu lernen, in England was zu verdienen." Das merkantile England kam Händels Drang nach Unabhängigkeit und Eigenständigkeit entgegen, und so verlegte er 1712 seinen Wohnsitz für immer auf die Insel.
In Apollo e Dafne vereint Händel seine in Hamburg begonnenen und in Italien vertieften Erfahrungen als Opernkomponist mit den besonders während seines Rom-Aufenthalts (wo die Oper aufgrund eines päpstlichen Dekrets geschlossen war) gewonnen Kenntnisse in der Faktur von Kantaten, jenen miniaturisierten Schwestern der Oper, die doch gleichen dramaturgischen Gesetzen gehorchen können, wenn ein Genie des Musiktheaters wie Georg Friedrich Händel das Genre bedient. Hier muss dann auch leider die Kritik gegen die hier zu besprechende Aufnahme ansetzen, die gegenüber der Vergleichsaufnahme einiges an Dramatik zu wünschen übrig lässt. Dazu kommen noch gelegentliche intonatorische Trübungen von Dominik Wörner als Apoll. Bernhard Forck und seine Equipe erzählen im Vergleich dazu eine überaus spannende Geschichte vom göttlichen Stalker, dessen Objekt der Begierde lieber zu einem Baum erstarrt als ihm zu Willen zu sein.
Bei den orchestralen Beigaben beider CDs sieht es fast gegensätzlich aus – hier punktet Andreas Reize und sein cantus firmus consort mit Charme, der dem praller aufspielenden Händelfestspielorchester Halle leider abgeht. Dennoch: Die dramatische Kantate ist das Hauptthema der CD, und hier fehlt den gegenwärtigen Protagonisten einiges an Darstellungskraft. Leider kann auch das indifferente Klangbild der cpo-Aufnahme nicht mit dem erstklassigen Sound der Avi-CD mithalten.
Vergleichsaufnahme: Myrsini Margariti (Sopran), Nikolay Borchev (Bariton), Händelfestspielorchester Halle, Bernhard Forck (Leitung) (Avi-Music 8553200).
Detmar Huchting [16.11.2011]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Georg Friedrich Händel | ||
1 | Concerto grosso B-Dur op. 3 Nr. 2 HWV 313 | 00:10:36 |
6 | Apollo und Daphne HWV 122 (La terra è liberata, dramatic Cantata) | 00:22:01 |
16 | Suite (from: Florindo und Daphne HWV 336) | 00:03:41 |
20 | Suite G-Dur HWV 353 (aus: Die verwandelte Daphne HWV 4) | 00:04:26 |
24 | Suite B-Dur HWV 354 (aus: Der beglückte Florindo) | 00:03:33 |
26 | Apollo und Daphne HWV 122 (La terra è liberata, dramatic Cantata) | 00:21:22 |
37 | Chaconne (aus: Terpsichore HWV 8b) |
Interpreten der Einspielung
- Andrea Lauren Brown (Sopran)
- Dominik Wörner (Bass-Bariton)
- Cantus Firmus Consort (Ensemble)
- Anreas Reize (Dirigent)